Wie man mit digitalen Geräten besser lernt und auf die Zukunft vorbereitet ist, darüber haben Lehrerinnen und Lehrer am Dienstag mit Forschungsexperten und Vertretern aus Wirtschaft und Politik beim "Forum Digitale Schule" in Stuttgart diskutiert. Moderne und interaktive Displays oder Tablets zu haben, reicht noch nicht, um Schulen zu digitalisieren, ist der Ansatz der Veranstalter des Forums. Es brauche das richtige pädagogische Konzept. Aber die Tablets sind auf jeden Fall schon mal eine gute Grundlage, sagt Christiane Stoll, Lehrerin am Wirtschaftsgymnasium Leonberg.
Lehrerin: "Medienkompetenz ist ein wichtiger Faktor"
Tablets ersetzen Hefte und Bücher – der Unterricht am Wirtschaftsgymnasium in Leonberg (Kreis Böblingen) läuft in der 13. Klasse schon überwiegend digital. Lehrerin Christiane Stoll sieht darin viele Vorteile für den Schulalltag. "Es erhöht deutlich die Motivation der Schüler. Sie haben Spaß, man kann spielerische Elemente mehr reinbringen. Und ja, es bereitet auf die spätere Arbeitswelt vor. Medienkompetenz ist ja jetzt auch ein wichtiger Faktor", sagt Lehrerin Christiane Stoll. Laut der Nationalen Initiative MINT gibt es im Raum Stuttgart um die 30 "digitale Schulen".
Schüler nutzen Tablets und Programme im Unterricht
Für die Schülerinnen und Schüler bringt es viel Praktisches mit, erzählen sie. Man habe alle Informationen auf einem Gerät zusammen und über das Internet könnten sie schnell Informationen zu unterschiedlichsten Themen nachschlagen oder recherchieren. Außerdem werden Gruppenarbeiten erleichtert, sagt Schülerin Marie Sippel: "Konkrete Beispiele sind auch, dass wir jetzt online alle zusammen an einer Präsentation arbeiten können, ohne dass man sich treffen muss."
Land finanziert Tablets - Verteilung noch nicht flächendeckend
Finanziert hat die Tablets in Leonberg der Schulträger, der Landkreis Böblingen. Das wurde durch den "Digitalpakt Schule" möglich, den es seit 2019 gibt. Die Schülerinnen und Schüler können die Geräte kostenlos nutzen. "Für Schüler, die aus Familien kommen, die sich das nicht leisten können, für die ist es natürlich total hilfreich", sagt Aimie Emslander aus der 13. Klasse. Da sei der Umgang mit den Geräten auch achtsamer, findet ein anderer Schüler. "Weil man ja weiß, dass es die Klasse nach einem noch bekommt."
So gut ausgestattet wie das berufliche Schulzentrum in Leonberg ist aber nicht jede Schule im Land. Das wurde auch beim "Forum Digitale Schule" in Stuttgart deutlich. Teilweise gibt es noch nicht einmal taugliche Elektroleitungen in den Schulgebäuden. Oftmals müssen die Eltern technische Geräte für den Unterricht selbst kaufen. Nötig sei aber auch hier Lernmittelfreiheit, so die Forderung. Für Kommunen mit vielen Schulen würde das allerdings sehr teuer werden. Deshalb "ist der Aufruf an die Politik, dort Prioritäten einzuräumen", sagt Manja Reinholdt vom Gesamtelternbeirat Stuttgart. Schließlich seien die Kinder und Jugendlichen die Zukunft von morgen.
Digitale Weiterbildung von Lehrkräften fördern
Baden-Württemberg hat im Frühjahr sein Innovationsprogramm "Digitale Schule" gestartet. Mit 16 Millionen Euro will das Land bis 2026 die Digitalisierung an Schulen erweitern. Und dazu gehört laut der Webseite des Kultusministeriums BW neben der technischen Ausstattung vor allem die Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer, außerdem "altersangemessene digitale Lernangebote für Schülerinnen und Schüler sowie eine digital gut aufgestellte Schulverwaltung".
Denn später für den Berufsalltag würden IT-Kompetenzen immer wichtiger werden, so die ebenfalls anwesende IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. Dabei sollte die Politik ermöglichen, dass die Lehrkräfte durch einen professionellen IT-Support unterstützt werden, um eine weitere Überlastung von Lehrerinnen und Lehrern zu vermeiden.
Mut zur Kompetenzvermittlung statt purem digitalen Know-how
Wie Lehrkräfte besser an das Thema Digitalisierung herangehen können, wurde auch beim "Forum Digitale Schule" diskutiert. Bei einer Podiumsdiskussion über Künstliche Intelligenz (KI) wurde beispielsweise ermutigt: Nicht davor zurückschrecken und nichts damit machen, nur weil die Schülerinnen und Schüler vielleicht technisch schon weiter sind. Es gehe mehr darum, als Lehrkräfte richtige ethische Umgänge zu vermitteln, wie man Fakten oder Quellen prüfe, Chancen und Risiken zu analysieren. So könnte man beim Umgang mit KI weniger das künstliche Endprodukt in den Fokus stellen, sondern eher wie die KI arbeitet, um ein Verständnis für die Technik zu fördern - und somit Kompetenz.