Erst jüngst waren mehrere Jugendliche am helllichten Tage aufeinander losgegangen – jetzt will die Stadt solchen Vorfällen per Videoüberwachung einen Riegel vorschieben. Das bestätigte sie am Dienstag in einer Mitteilung. Gespräche mit Anbietern laufen demzufolge bereits. Denn man wolle die Überwachung so schnell wie möglich, erklärte der Ravensburger Oberbürgermeister Daniel Rapp.
Kriminalität am Bahnhof Ravensburg hat zugenommen
Der Stadt und der Polizei zufolge kommt es immer wieder zu Gewalt und anderen Delikten am Bahnhof und dem angrenzenden Busbahnhof. Meist gehe sie von Jugendlichen aus. 2021 war dort eine Frau von einer Jugendlichen erstochen worden. Das Mädchen wollte die 62-Jährige ausrauben. Zudem gilt der Bahnhof seit einigen Jahren als Treffpunkt der Trinker- und Drogenszene.
Deshalb stufe man den Bereich nun als sogenannten Kriminalitätsschwerpunkt ein - die rechtliche Voraussetzung für eine Videoüberwachung, so die Stadt. Bislang gab es diese Einstufung nicht. Sie ermöglicht das Aufstellen von Kameras, mit denen Delikte leichter aufgeklärt werden können oder gar nicht erst passieren. Denn eine Videoüberwachung schrecke auch ab, erklärt OB Rapp. Schilder würden auf die Überwachung hinweisen.
Polizeipräsident begrüßt Videoüberwachung
Begrüßt wird der Vorstoß der Stadtverwaltung vom Ravensburger Polizeipräsidenten Uwe Stürmer. Bedenken in puncto Datenschutz räumt er aus. Es sei eine völlig falsche Vorstellung, dass die Polizei die Videoaufnahmen permanent im Blick habe. Nur wenn zu Vorfällen am Bahnhof Ermittlungen nötig würden, werde das entsprechende Bildmaterial gesichtet, sagt Stürmer. Zudem würden die Aufzeichnungen nach 72 Stunden automatisch gelöscht, verspricht die Stadt.
Offen ist, wie lange der Ravensburger Bahnhof videoüberwacht werden darf. Sinkt die Kriminalität dort wieder, gibt es laut Polizeipräsident Stürmer auch keinen Kriminalitätsschwerpunkt mehr. Die Kameras müssten wieder weg. OB Daniel Rapp fordert daher vom Gesetzgeber, die Hürden für eine Videoüberwachung endlich zu senken. "Menschenschutz muss vor Datenschutz gehen", so Rapp wörtlich.