Rund um die mutmaßliche Selbsttötung einer Oberärztin am Klinikum Friedrichshafen und deren zuvor geäußerten Vorwürfe gegen die Klinikleitung gibt es eine neue Wendung. Der Medizinische Direktor hat laut einer Pressemitteilung von Mittwochabend angekündigt, sein Amt vorübergehend ruhen zu lassen.
Medizinischer Direktor legt Amt während der Untersuchung nieder
Der Chefarzt und Medizinische Direktor des Klinikums Friedrichshafen lässt demnach sein Amt so lange ruhen, bis die Vorwürfe der gestorbenen Oberärztin aufgeklärt sind. Dadurch solle sichergestellt werden, "dass die Untersuchung ergebnisoffen und unabhängig umgesetzt werden kann", so der Medizin Campus Bodensee.
Die Oberärztin am Klinikum Friedrichshafen hatte Anfang Dezember mutmaßlich Selbsttötung begangen, zuvor aber heftige Vorwürfe an die Klinikleitung gerichtet. Teile der Ärzteschaft seien mit der Aufgabenlast überfordert gewesen. Es habe vermeidbare Todesfälle gegeben. Ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind, soll der Mitteilung zufolge eine vom Aufsichtsrat beauftragte Strafrechtskanzlei aus Frankfurt aufklären. Sie will Ende März Ergebnisse zum Fall präsentieren.
Zusätzlich soll eine unabhängige Mediationsstelle eingerichtet werden, an welche die Klinikbelegschaft in Zusammenhang mit dem Fall herantreten könne.
Ärzte des Klinikums hatten Freistellungen gefordert
Fast 70 Ärztinnen und Ärzte des Klinikums Friedrichshafen hatten bereits im Dezember personelle Konsequenzen verlangt. Nach SWR-Informationen forderten sie in einem internen Brief die Freistellung eines Chefarztes und des Geschäftsführers.
Mutmaßlicher Suizid einer Oberärztin und die Folgen Vermeidbare Todesfälle? Chefärzte äußern sich zu Vorwürfen gegen Klinikum Friedrichshafen
Das Klinikum Friedrichshafen kommt nicht zur Ruhe. Nachdem Mediziner personelle Konsequenzen gefordert hatten, gibt es nun ein Schreiben von Chefärzten, das versöhnlicher klingt.
Führungsversagen und mangelnde Fehlerkultur hätten zu einem massiven Vertrauensverlust in der Klinik und in der Bevölkerung geführt, schreiben die Ärzte. Dieser Vertrauensverlust gefährde das Mitarbeiter- und Patientenwohl.