Der Biberacher Filmförderer und ehemalige Kinobetreiber Adrian Kutter hat seinen 80. Geburtstag gefeiert. Sein Herz hat er dem deutschen Film verschrieben und sich viele Jahre für ihn eingesetzt. So gründete Adrian Kutter auch die Biberacher Filmfestspiele und war deren Intendant bis zum Jahr 2018. SWR-Moderatorin Marion Kynaß hat ihm zum Geburtstag gratuliert und mit ihm über sein Leben gesprochen.
SWR: Wer Sie schon auf den Biberacher Filmfestspielen erlebt hat, der weiß, Sie wirken viel jünger. Liegt es daran, dass Sie so enthaltsam leben, oder an Ihrer späten, liebevollen Familie?
Adrian Kutter: Also tatsächlich rauche ich ja nicht mehr. Ich habe mal in Jugendjahren während meiner Marinezeit ein bisschen geraucht. Das habe ich aber wieder aufgegeben. Dem Alkohol war ich durchaus auch zugeneigt. Allerdings war das alles während meiner Marinezeit, während meiner Studienzeit, während meiner Fußballzeit und später brauchte ich das nicht mehr. [...] Ich glaube, das Entscheidende ist, dass ich ein erfülltes Leben hatte. Manchmal war es sehr anstrengend. Ich wurde sehr gefordert und geschlafen habe ich nicht sehr viel. [...] Ich war für andere da. [...] Ich war nie ein Forderer, immer frei nach dem Motto: Geben ist besser als Nehmen.
SWR: Sie haben die Biberacher Filmfestspiele ins Leben gerufen. 2018 wurde dann Ihre Ehefrau, die Schauspielerin Helga Reichert, neue Intendantin. Doch es kam zu einem Bruch. Inzwischen hat Ihre Frau die Oberschwäbischen Filmtage in Ravensburg und Weingarten gegründet. Auch dort sind Sie noch tatkräftig dabei.
Adrian Kutter: Klar, dass ich meine Frau dabei mit aller Leidenschaft unterstütze. Es geht um Film und vor allem um das Publikum, das Film liebt. Im Mittelpunkt stehen aber auch die Gespräche. Der Sinn eines Filmfestivals ist es nicht nur, Filme zu zeigen, sondern in erster Linie, dass man die Menschen, die diese Filme machen, dazu in die Stadt holt [...]. Es war für mich eine wunderbare Erfahrung. Und ich habe dabei eines gemerkt: Nach 40 Jahren aufzuhören, in Biberach Filmfestspiele zu machen, ist das eine. Aber ich war immer noch fit genug, dann tatsächlich auf eine bestimmte Art und Weise weiterzumachen. Und das werde ich mit Sicherheit auch dieses Jahr wieder machen.
SWR: Das hält dann einfach auch zusätzlich noch jung im Kopf, oder?
Adrian Kutter: Ich bin überzeugt davon, dass der Körper auch vom Kopf her gesteuert wird im wahrsten Sinne des Wortes. Und wer gefordert wird vom Kopf und manchmal dann natürlich auch unter Druck dabei gerät, Adrenalinstöße bekommt, das wirkt sich positiv auf den Körper aus.
SWR: Wenn man Ihr Leben verfilmen würde, wäre das eine Dokumentation, ein Krimi oder vielleicht sogar ein Heimatfilm? Wie würde dieser Film aussehen?
Adrian Kutter: Also ein Krimi wäre es mit Sicherheit nicht. Es wäre ein Heimatfilm auf eine bestimmte Art und Weise. Weil ich selbstverständlich mein Leben auch dem deutschen Film gewidmet habe. Als ich aus dem Studium von Mannheim nach Biberach zurückkam und die Kinos von meinem Vater und Großvater dann weiterführte, wollte ich nicht ein Kinoprogramm gestalten, wie es in Mittel- und Kleinstädten in Deutschland so üblich war. Ich wollte auf jeden Fall der Filmkunst auch in der deutschen Provinz eine Chance geben. Und so hatte ich dann tatsächlich 1972 das erste Filmkunstkino in der deutschen Provinz gegründet. Das hat mir auch die Chance gegeben, dem deutschen Film einen besonderen Stellenwert zu geben. Der deutsche Film hat mich besonders interessiert. In der damaligen Zeit waren das die Filme der Autorenfilmer. Das waren die gesellschaftskritischen und politischen Filme. Fassbinder, Herzog, Wenders, Schlöndorff usw. Und die waren natürlich erstaunt, dass es da so einen Kinobetreiber in der deutschen Provinz gibt, der ihre Filme zeigt. Insofern hat es ja auch mit Heimat was zu tun. Insofern haben Sie recht, das ist Heimat. Und Komödie? Es war schon manchmal auch lustig. Manchmal war es aber auch eher bitter, aber ein Krimi war es nicht.