Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahrs gibt es eine gute Nachricht: Die Ausbildung wird wieder stärker nachgefragt. Sowohl die Arbeitsagenturen in der Region Bodensee-Oberschwaben als auch die Handwerkskammer Ulm melden im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr Azubis, die zum September eine Lehre beginnen. Die meisten offenen Angebote gibt es derzeit noch in den Bereichen Verkauf, Arzt- und Praxishilfe, Handel und Lagerwirtschaft.
Besonders nachgefragt werden laut Handwerkskammer Ulm Berufe, die klimarelevant sind. Demnach haben in diesem Jahr die Anmeldungen in den Bereichen Elektroniker, Klimatechniker, Kfz-Mechatroniker und Stuckateure deutlich zulegen können. Stuckateure dämmen beispielsweise Hausfassaden, die so mehr Energie zu sparen.
Mit der Last-Minute-Jobbörse zum Traumberuf
Für junge Menschen stünden die Chancen, ihre Traumstelle zu finden, sehr gut, sagt Katja Thönig von der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg. Denn auch die Zahl der Ausbildungsstellen sei in diesem Jahr wieder leicht gestiegen. Allein im Bezirk der Arbeitsagentur Konstanz-Ravensburg seien derzeit noch knapp 2.300 Ausbildungsstellen unbesetzt.
Ausbildungsstart nach 1. September noch möglich
Die Handwerkskammer Ulm rät: Auch nach dem 1. September ist es noch möglich, eine Ausbildung zu beginnen. Für Kurzentschlossene bieten die Arbeitsagenturen noch Last-Minute-Ausbildungsbörsen an. In Friedrichshafen und Überlingen finden diese am 13. September, in Konstanz und Singen am 14. September und in Ravensburg am 20. September statt. Zudem bieten die Arbeitsagenturen persönliche Berufsberatungen an. Auch kurzfristig seien Beratungstermine möglich.
Ausbildungsstart beim Landratsamt Biberach
Am 1. September haben 17 Auszubildende mit ihrer Ausbildung beim Landratsamt Biberach begonnen. Unter den Auszubildenden sind auch acht Verwaltungsfachangestellte, fünf dual Studierende im Bachelorstudiengang Soziale Arbeit sowie zum ersten Mal eine duale Studentin im Bachelorstudium Tourismus, Hotellerie und Gastronomie. Die Ausbildung im Landratsamt startet zunächst mit den Einführungstagen, an denen sich die jungen Frauen und Männer über Berufsstart und Ausbildung informieren können.
IHK Bodensee-Oberschwaben wirbt Azubis in der Türkei an
Um den Fachkräftemangel in der Region zu lindern, hat die IHK Bodensee-Oberschwaben mit Sitz in Weingarten (Kreis Ravensburg) ein Pilotprojekt gestartet. Jährlich sollen zwei Azubis aus der Türkei angeworben werden. Möglich macht das das seit 2020 geltende Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das den Zuzug von ausländischen Arbeitskräften aus Nicht-EU-Staaten erleichtern soll. Mit der Auslandshandelskammer in der Türkei wählt die IHK potenzielle Azubis aus und vermittelt diese an Unternehmen aus der Region. Besonders gesucht sind laut IHK Azubis in der Gastronomie- und Logistikbranche. Anna Götz, Ausbildungsberaterin bei der IHK, erklärt, warum das Programm so wichtig für die Unternehmen in der Region ist:
Voraussetzung für ausländische Bewerberinnen und Bewerber ist neben dem Vorliegen eines gültigen Ausbildungsvertrages auch der Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse, mindestens auf dem Niveau B1. Im vergangenen Ausbildungsjahr 2022 haben zwei Azubis erstmals aus der Türkei in einem Ausbildungsbetrieb in der Region angefangen - ein angehender Berufskraftfahrer in einer Spedition in Weingarten (Kreis Ravensburg) und ein Koch-Lehrling in einem Hotel in Immenstaad (Bodenseekreis). SWR-Reporter Moritz Kluthe hat den Azubi im Hotel Seehof besucht.
Hoher bürokratischer Aufwand bei Anwerbung von türkischen Azubis
In diesem Jahr 2023 wurden wieder zwei Azubis vermittelt. Beide Auszubildende beginnen eine Lehre in der Gastronomie-Branche als Hotelfachmänner in Bad Wurzach (Kreis Ravensburg) und in Friedrichshafen. Der bürokratische Aufwand ist laut IHK relativ hoch und für die Betriebe oft schwer zu überblicken. Deshalb unterstützt die Kammer die Unternehmen dabei. Wegen des hohen Aufwands, beschränkt sich die IHK zunächst auf die Aufnahme von zwei Azubis im Jahr, langfristig könnten es bis zu zehn im Jahr werden.