Die Jungen Liberalen sehen großen Nachholbedarf bei der FDP: Bei den neuen Mitgliedern sind nur 20 Prozent Frauen. Mit mehreren Anträgen beim Landesparteitag in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) am Donnerstag wollte die FDP-Jugend der Mutterpartei auf die Sprünge helfen. Einer davon: "Free the Nipples: Ungleichbehandlung von Frauen in Schwimmbädern beenden." Demnach sollen auch Frauen in Bädern auf ein Oberteil verzichten dürfen.
Rülke skeptisch gegenüber Nippelfreiheit
FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke betrachtet den Antrag der Jungen Liberalen mit Skepsis: "Es gibt sicher Wichtigeres", sagte Rülke am Rande des Parteitags der Deutschen Presse-Agentur. Er sei jedoch froh, dass sich die Antragsteller auf Freiwilligkeit beschränkten und die Freizügigkeit im Freibad nicht zur Pflicht machten, sagte Rülke mit einem Augenzwinkern. Solange es freiwillig sei und niemanden störe, sei die Freizügigkeit für ihn in Ordnung. Aber: "Jedem würde ich es nicht empfehlen."
FDP-Landeschef Michael Theurer hatte der Deutschen Presse-Agentur bereits am Mittwoch gesagt, es sei zwar aktuell nicht das drängendste Thema. Aber Theurer machte auch klar, dass er sich nie daran gestört hätte: "Ich hätte nichts dagegen." Aus Zeitgründen stimmte der Landesparteitag letztlich nicht über den Antrag ab.
Kommunen sollen Kleiderordnung ändern
Max Kristmann, Landeschef der Jungen Liberalen, hatte darauf gedrängt, dass die Kommunen als Träger der Schwimmbäder die Kleiderordnung ändern. "Warum müssen Frauen ihre Brust bedecken und Männer nicht?", fragte Kristmann im Gespräch mit SWR-Redakteur Henning Otte am Rande des Parteitags. Frauen müssten sich dort genauso frei entfalten können wie Männer.
Kein Zwang zu Oben-ohne-Schwimmen
Wichtig sei aber auch, dass niemand dazu gezwungen werde, "oben ohne" ins Schwimmbad zu kommen. Kristmann räumte ein, dass es für viele am Anfang ungewohnt sein würde. Solche Veränderungen bräuchten Zeit. Aber: "Es ist wichtig, dass es Normalität wird", sagte der Junge Liberale.
Es gebe schon eine Reihe von Orten, an denen Frauen und Männer in Bädern gleichbehandelt würden, so Kristmann. "Wir sind frohen Mutes, dass es immer mehr werden." Wenn es eine "kritische Masse" gebe, würden auch die anderen nachziehen.