Bei der Registrierung für den deutsch-französischen Freundschaftspass, die am Montagvormittag starten sollte, ist es offenbar zu schweren Problemen gekommen. Viele junge Menschen sind deswegen richtig sauer - und zahlen es der verantwortlichen Marketingfirma mit massenhaft negativen Google-Bewertungen heim.
Angebot für junge Menschen Kostenlose Bahntickets für Frankreich bereits alle weg
Junge Menschen aus Deutschland und Frankreich konnten sich ab Montag um kostenlose Bahntickets bewerben. Zum Start der Aktion waren die Server des Anbieters überlastet. Wer jetzt noch ein Ticket möchte, geht leer aus.
Zur Feier des 60. Jahrestages der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags sollten je 30.000 Gratis-Bahntickets an junge Erwachsene aus Frankreich und Deutschland für einen Besuch im jeweiligen Nachbarland verteilt werden. Am Montag um 10 Uhr sollte die Registrierung nach dem Prinzip "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" losgehen. Doch die Server des verantwortlichen Unternehmens MCI Brussels waren dem Ansturm offenbar nicht gewachsen. Viele junge Erwachsene haben auch zwei Stunden später noch kein Ticket beantragen können - so auch Roxane Gall und ihr Freund Philipp Kolb aus Baden-Württemberg. Sie stehen noch immer mit leeren Händen da - obwohl sie es seit Punkt 10 Uhr versucht haben.
Frankreich-Fans gehen leer aus
Die beiden Studierenden sind bekennende Frankreich-Fans und wollten gerne gemeinsam eine Reise in ihr Lieblings-Nachbarland machen. "Das Prinzip 'first come, first serve' ist hier ja wohl klar gescheitert", sagt Kolb. "Ehrlich gesagt hab' ich fast damit gerechnet, dass das nicht funktioniert", sagt seine Freundin Gall. "Trotzdem finde ich es sehr schade, dass solche groß angekündigten Projekte, die ja eigentlich sehr sinnvoll sind, so dermaßen schief gehen", meint Kolb. Die deutsch-französische Freundschaft sei schließlich toll - "einfach nur traurig, dass das so ein großer Fail geworden ist", so das Paar.
Die verantwortliche Marketingfirma MCI Brussels hat bis dato auf Anfragen des SWR nicht reagiert. Kurz nach 12 Uhr gab sie lediglich über die Anmelde-Website allgemein bekannt, dass der deutsch-französische Pass "Opfer seines Erfolgs" geworden sei. Es seien viele Anträge eingegangen, die nun bearbeitet würden. Sobald alle Anträge eingegangen seien, werde die Plattform wieder geöffnet, um neue Anträge aufzunehmen. Das Statement endet mit einem Appell an die Geduld der Anfragenden.
Der Schienen-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), warb noch während der Panne bei Twitter für den Freundschaftspass:
Für sein Lob der Aktion wurde Theurer von enttäuschten Interessenten scharf kritisiert.
Enttäuschte machen ihrem Ärger per Review-Bombing Luft
Dass die Geduld vielen jungen Menschen nach zwei Stunden Computer-Frust gründlich ausgegangen ist, zeigt ein Blick auf die mittlerweile über 800 Google-Rezensionen von MCI Brussels mit einer durchschnittlichen Bewertung von 1,1 von bis zu fünf Sternen: "WO IST MEIN FREUNDSCHAFTSPASS????!", will ein Nutzer wissen. "Eine der unfähigsten Organisationen die ich kenne. Würde sie niemandem empfehlen, der eine funktionierende Website haben möchte", schreibt ein anderer. "Absolut unterirdisch, ihr seid einfach nur peinlich", resümiert ein Dritter.
Die ausführlichste Kritik formuliert ein Google-Nutzer mit dem Namen Jan Albrecht: Die Webseite von MCI sei "bis ins Letzte poliert" - bloß eine Kontaktmöglichkeit für Nicht-Geschäftskunden gebe es nicht. Das sei nicht unverständlich, wenn man bedenke, dass die Firma den Launch (Start, Anmerkung der Redaktion) des deutsch-französischen Interrailpasses "komplett in den Sand gesetzt" habe.
Manche nehmen es auch mit Humor: "Computer sagt nein", schreibt einer. "Hab' 'ne Doktorarbeit geschrieben und drei Kinder bekommen während ich gewartet hab das die ihre Server auf die Reihe bekommen", schreibt eine Nutzerin. Ein weiterer Nutzer formuliert seine Kritik ironisch: "Anforderungsanalyse, was ist das? Wer hätte denn auch mit so einem Ansturm auf den #Freundschaftspass rechnen können?"
Auch bei Instagram ist die Panne Thema:
Keine Tickets mehr übrig
Mittlerweile hat das Unternehmen über die Anmeldewebsite mitgeteilt, dass bereits alle Pässe verteilt wurden. Wer sich erfolgreich angemeldet habe, werde bald eine Bestätigungs-E-Mail erhalten. Offen ließ das Unternehmen dabei, wie viele Interessenten leer ausgegangen sind. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte dem SWR, die 30.000 Fahrkarten seien in kürzester Zeit weg gewesen.