Einige Autobahnbrücken in Baden-Württemberg sind nach einer Datenauswertung von Bauexperten in einem bedenklichen Zustand. Von Deutschlands 100 am stärksten angeschlagenen Autobahnbrücken liegen allein 16 in Baden-Württemberg, heißt es in einer Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken. Damit liege das Land in dem Negativ-Ranking auf dem dritten Platz hinter Nordrhein-Westfalen und Hessen - Bayern folgt auf Platz vier. Diese Länder zählen jedoch mit Niedersachsen zu den Bundesländern mit den meisten Autobahnbrücken insgesamt.
Daten von rund 3.800 Brücken
Die Bundesgütegemeinschaft hat nach eigenen Angaben von 3.786 Autobahnbrücken mit mindestens 50 Meter Länge diejenigen identifiziert, die deutschlandweit die schlechtesten Zustandsnoten haben. Die Untersuchung stützte sich auf die regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlichte Brückenstatistik. Die Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angeben.
Zudem gibt es den sogenannten Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewertet. Bei diesem Traglastindex kommt Baden-Württemberg der Studie zufolge auf Platz zwei nach Nordrhein-Westfalen.
Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, so Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft. "Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden."
Gestiegene Belastung durch mehr Güterverkehr
Nach Angaben der Autobahn GmbH des Bundes wurden etwa 55 Prozent aller Brückenbauwerke in Deutschland bereits vor 1985 erbaut, berichtet die Tagesschau. Außerdem habe die Menge des Güter- und Schwerlastverkehrs enorm zugenommen. "Ein einziger Lkw nutzt die Straße so stark ab, wie viele Tausend Pkw. Und hier leiden die Brücken besonders“, zitiert tagesschau.de die Autobahn GmbH.
Nach Angaben des Verbands der Bauindustrie ist die inländische Güterverkehrsleistung auf Straße, Schiene und Wasser zwischen 1991 und 2022 um 74 Prozent gestiegen. Das und die in der Vergangenheit nicht ausreichenden Erhaltungsinvestitionen hätten zu einer deutlichen Qualitätsverschlechterung vor allem bei den Bundesverkehrswegen geführt, so die Bauindustrie.
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400 Brücken sollen pro Jahr saniert werden
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte im März 2022 ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung vorgelegt. Bei vielen Brücken hat die intensive Beanspruchung in den vergangenen Jahrzehnten Spuren hinterlassen, vor allem durch den zunehmenden Schwerverkehr. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden.