Katja Tank, Schulleiterin der Hinrich-Wolf-Schule, sitzt an ihrem Schreibtisch. Mehr als 100 Schulleiterstellen sind in Niedersachsen derzeit unbesetzt. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und fehlender finanzieller Anreize haben vor allem Grundschulen Probleme damit, Nachwuchs zu finden. (zu dpa «Verband fordert weniger Unterrichtsstunden für Schulleiter»)

Ministerin Schopper möchte Führungskräfte entlasten

Fehlende Schulleitungen: Wie Baden-Württemberg dem Rektorenmangel begegnen will

Stand

Schulleiter oder Schulleiterin werden? Dazu sagen viele Lehrkräfte aktuell nein danke. Die Landesregierung will gegensteuern und den Job des Rektors durch Entlastungen attraktiver machen.

An den Schulen in Baden-Württemberg fehlen Schulleiterinnen und Schulleiter. Das liegt auch an der hohen Arbeitsbelastung, die diese Aufgabe mit sich bringt. Deshalb arbeitet das Kultusministerium daran, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Job des Schulleiters oder der Schulleiterin attraktiver zu machen. Bei einem Modellversuch bekommen Rektorinnen und Direktoren Schulverwaltungs-Assistenzen zur Seite gestellt.

160 neue Stellen an BW-Schulen - reicht das?

Am Schulleitungstag 2022 hatte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Donnerstag (21. Juli) zu rund 200 Rektorinnen und Rektoren aus dem Land gesprochen. Dort erklärte Schopper verschiedene Entlastungsmaßnahmen für die Schulleitungen in Baden-Württemberg. So wurden im Landeshaushalt 160 Stellen verankert, die Schulleiterinnen und Schulleitern mehr Zeit für Leitungsaufgaben ermöglichen sollen. Diese seien bewusst den größeren Schulen zugeschlagen worden, so Schopper, da etwa Grundschulen bereits durch die Einführung von Konrektoraten und Gehaltsaufstockungen profitiert hätten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert, dass ursprünglich mehr als 350 Stellen versprochen gewesen seien.

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276 von 4.500 Schulen in BW ohne Rektorin oder Rektor

An 276 von etwa 4.500 Schulen ist der Posten der Rektorin oder des Rektors laut Kultusministerium derzeit nicht besetzt. "Die Zahl der unbesetzten Schulleitungsstellen ist unbefriedigend hoch", sagte Schopper der "Rhein-Neckar-Zeitung" aus Heidelberg. "Schulleitungen sind für Schulen die Schlüsselfiguren, und sie sind extrem wichtig für eine gute Entwicklung der Schule." An der grundsätzlichen Linie, Lehrkräfte zu Schulleitern zu berufen, wolle sie aber nicht rütteln. Eine Schulleitung brauche Führungs- und Managementqualitäten, müsse aber die Dinge immer mit einer pädagogischen Brille betrachten.

"Wenn ich vorher aber nie unterrichtet habe, dann weiß ich auch nicht, welche Maßnahmen helfen könnten, die pädagogische Qualität zu verbessern."

GEW-Landesvorsitzende: Schulleitungen dürfen nicht verheizt werden

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg zweifelt man derweil daran, ob Schoppers Maßnahmen ausreichen, um Schulleiterinnen und Schulleiter im Land wirklich zu entlasten.

Viele Schulleitungen seien am Ende ihrer Kräfte, sagte GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.

"Schule ist aber auch ein Arbeitsplatz für Schulleitungen, die nicht verheizt werden dürfen, weil sie ihre Aufgaben so ernst nehmen, dass sie für ihre eigenen Bedürfnisse nicht lautstark eintreten."

Die Landesvorsitzende Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg, Monika Stein, spricht in SWR1 Leute über Kündigungen für Lehrer:innen in der Ferien und die Frage, ob Noten und Grundschulen abgeschafft werden sollten.
Viele Schulleitung seien am Ende ihrer Kräfte, sagt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.

Die Aufgabe des Landes als Arbeitgeber der Schulleitungen sei es, ihnen Fürsorge entgegenzubringen und sie nicht zu überfordern mit Aufgaben und Ansprüchen, die nicht erfüllbar sind. Schulleitungen bräuchten jetzt schnellstmöglich Entlastungen durch mehr Freistellung von der Unterrichtsverpflichtung, so Stein weiter. Und dafür brauche es zusätzliche Lehrkräfte, Stein forderte etwa 356 statt der im Landeshaushalt festgeschriebenen 160, deutlich erhöhte Sekretariatszeiten und Verwaltungsassistenzen.

Für weitere Entlastungen aber - das gab Schopper beim Schulleitungstag zu - gebe es derzeit wenig Spielraum. Angesichts der Corona-Krise, des Kriegs in der Ukraine, der Gaskrise und den damit einhergehenden Herausforderungen für Wirtschaft, Bürgerinnen und Bürger ist der finanzielle Spielraum der Landesregierung kleiner geworden.

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