Hundert Milliarden Euro Sondervermögen gefordert

Demos für bessere Bildung in Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Konstanz

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Nils Kraft, Barbara Reeder, Patrick Seibert

Ein Bündnis aus Bildungsverbänden hat am Samstag bundesweit für eine Bildungswende demonstriert. Auch in Baden-Württemberg waren hunderte Menschen auf der Straße.

Unter dem Motto "Bildungswende JETZT" hatte ein Bündnis aus 170 Organisationen zu bundesweiten Demonstrationen aufgerufen. Es fordert ein Sondervermögen "Bildung" in Höhe von hundert Milliarden Euro und eine Initiative für mehr Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem sollen Kitas und Schulen zukunftsfähig und inklusiv gemacht werden und ein Bildungsgipfel "auf Augenhöhe" stattfinden. In Baden-Württemberg haben sich nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW hunderte Menschen dem Protestaufruf angeschlossen.

Protest für bessere Bildung in Karlsruhe

Bei einer Protestaktion in Karlsruhe waren am Vormittag rund 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor Ort. Die Veranstalter hatten im Vorfeld bis zu 500 Menschen erwartet. GEW-Vorstandsmitglied Corinna Blume sagte dem SWR, die Situation könne nicht so bleiben. Es fehle Geld und Personal an allen Ecken und Enden. "Die Bundesregierung soll aufwachen. Wir brauchen gut ausgebildete junge Leute. So geht es nicht weiter", so Blume.

Wir brauchen eine Bildungswelle. Es läuft so viel schief. Wären wir eine Bank, wären wir schon längst gerettet worden. Bei der Bildung wird nicht genügend investiert und es wird nicht auf die gehört die vor Ort die Arbeit machen. Erzieherinnen, Kita-Mitarbeiterinnen, Sonderschule, Grundschule. Alle gemeinsam sind heute hier, um etwas zu bewegen.

Bildungsdemo in Karlsruhe
So wie hier in Karlsruhe protestieren am Samstag viele Menschen in ganz Deutschland für eine bessere Bildungspolitik.

Aktionen in Freiburg, Stuttgart und Konstanz

In Freiburg haben am Vormittag rund 200 Menschen für bessere Bildung protestiert - darunter viele Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte. Die Freiburger Lehrerin und Mitorganisatorin der Protestaktion, Cristina Gangotena, sagte dem SWR, es fehle überall Geld. Vor einigen Jahren habe die Bundesregierung beschlossen, dass zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung investiert werden sollten. Das sei seitdem nie passiert. Laut Statistischem Bundesamt lag der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am BIP im Jahr 2021 bei 4,7 Prozent.

Weitere Protestaktionen gab es am Konstanzer Hafen und in der Stuttgarter Königstraße. Dabei waren viele Protestplakate zu sehen, auf denen Forderungen an die Politik formuliert waren. Unter anderem hieß es "Fachkräfte und Plätze statt leere Gesetze". Die Aufschrift eines weiteren Plakats lautete "Kinder brauchen mehr Geld".

Protestplakat
In Stuttgart hält eine Frau beim bundesweiten Bildungsprotest ein Schild mit der Aufschrift "Kinder brauchen mehr Geld" in ihren Händen.

Allein in BW fehlen bis 2035 rund 26.000 Lehrerinnen und Lehrer

In Baden-Württemberg machen immer weniger junge Leute ein Lehramtsstudium. Dabei werden aufgrund steigender Schülerzahlen mehr Lehrkräfte benötigt. Die Bildungsgewerkschaft GEW kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass in Baden-Württemberg bis 2035 mindestens 16.000 Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Dabei sind die zusätzlichen Lehrkräfte noch gar nicht eingerechnet, die gebraucht werden, damit das Land seine Ziele bei der Inklusion in Kitas und Schulen erreichen kann. Allein dafür veranschlagt die GEW einen Bedarf von 9.000 Stellen.

Nach Angaben der Organisatoren des Protesttages fehlen bis 2035 bundesweit 160.000 Lehrerinnen und Lehrer. Bei den Kitas gebe es schon jetzt fast 400.000 Plätze zu wenig. Außerdem fehlten 300.000 zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher.

Bündnis: Recht auf Bildung ernst nehmen

Das Bündnis prangert aber auch ein "marodes Bildungssystem" an, das "veraltet, unterfinanziert, ungerecht und spaltend" sei. Es fordert daher, das Recht auf Bildung genauso ernst zu nehmen wie die Schulpflicht.

Der Fraktionschef der SPD Baden-Württemberg, Andreas Stoch, fordert, die angespannte Lage im Bildungswesen mit mehr Autonomie für Schulleitungen anzugehen. "Es braucht jetzt mutige Schulleitungen und ausreichend Personal, um pädagogische Ideen auch umsetzen zu können", sagte er der "Badischen Zeitung" (Samstag). Es mache keinen Sinn, zentral aus Stuttgart zu entscheiden, wie Schulen zu funktionieren hätten. "Ich erlebe es immer wieder, dass gerade die Schulen, die nicht auf die Order der Kultusverwaltung warten, sondern Veränderungen aktiv vorantreiben und mutig sind, besser und flexibler auf die gegenwärtigen Herausforderungen reagieren", so Stoch. Zuletzt hatte die Landesregierung mit einer Werbekampagne für den Quereinstieg in den Lehrerberuf geworben.

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