Gemeinsamer Antrag der Regierungsfraktionen

Wird Baden-Württembergs Asylpolitik schärfer?

Stand
Autor/in
Knut Bauer
SWR-Reporter und -Redakteur Knut Bauer
Onlinefassung
Katharina Seeburger
Eine Frau mit dunkelblonden Haaren lacht in die Kamera. Ihre Haare sind etwas länger als schulterlang. Katharina Seeburger trägt einen gestreiften Pullover in blau, rosa und grau.

Baden-Württembergs Kommunen sind mit der Unterbringung Geflüchteter überfordert. In einer Landtagsdebatte am Donnerstag forderten CDU und Grüne ein Umdenken in der Asylpolitik.

Immer mehr Städte und Gemeinden fordern eine Begrenzung der Migration, weil sie mit der Unterbringung Geflüchteter überfordert sind. So hat die Stadt Ulm vorerst die Aufnahme Geflüchteter gestoppt. Am Donnerstagvormittag hat nun der baden-württembergische Landtag in Stuttgart über die Flüchtlings- und Asylpolitik diskutiert. Die Regierungsfraktionen der Grünen und von der CDU stimmten dabei für ein Umdenken. Zuvor hatte sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits offen für einen schärferen Kurs in der Asylpolitik gezeigt. Konkrete Beschlüsse des baden-württembergischen Landtags fehlen aber noch.

Grüne und CDU fordern Begrenzung von Zuwanderung

In einem gemeinsamen Antrag fordern die beiden Regierungsfraktionen "eine sinnvolle Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung". Diese sei unabdingbar, "da wir einen andauernden, ungeregelten Zustrom an Menschen nicht stemmen können". Das Land müsse prüfen, wie es selbst oder mit dem Bund handeln könne, um die Migration besser zu steuern, zu begrenzen und zu organisieren. Die Regierungschefs von Bund und Ländern müssten hier gemeinsame Lösungen finden.

Baden-Württembergs Migrationsstaatssekretär Siegfried Lorek (CDU) sprach angesichts des Zuzugs Geflüchteter von einer Migrationskrise. Das Land sei am Limit, allein in den letzten drei Tagen seien 1.045 Asylsuchende und 100 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen worden. Eine Umstellung von Geld- auf Sachleistungen hält der CDU-Politiker auch zum Schutz der Geflüchteten für geboten, weil sie mitunter von ihren Familien unter Druck gesetzt würden, Sozialleistungen ins Heimatland zu schicken.

Baden-Württemberg

Ministerpräsident BW im SWR-Interview Kretschmann will schärferen Kurs in der Asylpolitik

Das Thema Migration bestimmt Debatten und sogar Wahlen. Nun schlägt auch Baden-Württembergs Regierungschef Kretschmann neue Töne an – entgegen der bisherigen Linie der Grünen.

Asylpolitik in BW: Annäherung von CDU und Grünen

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigt sich inzwischen offen für einen schärferen Kurs: Im SWR-Interview sagte er am Mittwoch: "Alle Maßnahmen, die dazu dienen, irreguläre Migration einzudämmen, die müssen wir gehen." Die CDU Baden-Württemberg hatte begrüßt, dass Kretschmann "unserer Positionierung zu einer 180-Grad-Wende in der Migrationspolitik nun folgt." 

Erst vor drei Wochen hatte die CDU in einem Thesenpapier dazu zwölf Forderungen formuliert. So müsse die Ampel-Bundesregierung endlich feststellen, dass es sich bei den nordafrikanischen Maghreb-Staaten Algerien, Tunesien und Marokko um sichere Herkunftsländer handele. Grenzkontrollen sollten je nach Situation zeitweise wieder eingeführt und Geldleistungen zum Teil durch Sachleistungen ersetzt werden.

Antrag der FDP im BW-Landtag gescheitert

Die Landtagsdebatte am Donnerstag zum Thema Asylpolitik ging auf einen Antrag der FDP zurück. Darin sprach die FDP-Fraktion von einer Einwanderung in die Sozialsysteme und forderte ebenfalls unter anderem, dass an Geflüchtete Sach- statt Geldleistungen ausgezahlt werden sollen. Außerdem sollten nordafrikanische Herkunftsländer, die sogenannten Maghreb-Staaten, zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke befürchtet, dass sich der augenblickliche Rechtsruck bei den kommenden Wahlen fortsetzen wird, wenn in der Migrationspolitik nichts passiert: "Wir werden das möglicherweise schon bei Wahlen im nächsten Jahr spüren", sagte er bei der Debatte im Landtag.

Der Antrag der FDP ist gescheitert. Sowohl die Grünen als auch die CDU im baden-württembergischen Landtag stimmten dagegen.

SPD-Innenexperte für runden Tisch in Asylpolitik

Der SPD-Innenexperte Sascha Binder hat in der Landtagsdebatte am Donnerstag eine gemeinsame Initiative vorgeschlagen. Außerdem brachte er einen runden Tisch aller demokratischen Parteien mit den Kommunen ins Gespräch. "Lassen Sie uns die konkreten Konfliktlagen, die es auch bei uns vor Ort im Land gibt und die niemand klein reden darf, gemeinsam lösen", sagte Binder bei seiner Rede.

Die AfD und ihr Abgeordneter Ruben Rupp machten dagegen die frühere Große Koalition im Bund für die Flüchtlingsproblematik verantwortlich.

Mehr zu Asylpolitik in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Wachsender Unmut vor Ort Sporthallen für Geflüchtete? Wo das in BW nötig ist

Die Not bei der Unterbringung von Geflüchteten wird in Baden-Württemberg immer größer. Platz ist Mangelware. Immer häufiger regt sich Widerstand aus der Bevölkerung.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Druck auf Kommunen wächst Immer mehr Geflüchtete in BW: Verantwortliche ringen um Lösungen

Immer mehr Geflüchtete kommen nach BW. Neue Flüchtlingsunterkünfte stoßen laut dem Gemeindetag auf Widerstände in der Bevölkerung. Der Präsident des Städtetags spricht sich aber gegen eine Obergrenze aus.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Ulm

Regierungspräsidium signalisiert Entgegenkommen Ulmer OB Czisch rechtfertigt Aufnahmestopp von Geflüchteten

Am Montag hat Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) mitgeteilt, dass er die Aufnahme weiterer Geflüchteter vorerst ablehne. Darf ein OB einfach so eine Entscheidung treffen?

SWR4 BW aus dem Studio Ulm SWR4 BW aus dem Studio Ulm

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.