Eigentlich hatte sich der Pfarrgemeinderat Baden-Baden am Donnerstagabend zu seiner ganz normalen Sitzung getroffen. Doch dann schlug die Nachricht aus Freiburg wie eine Bombe ein, dass Pfarrer Matthias Koffler mit sofortiger Wirkung abberufen sei. Die Mitglieder des Pfarrgemeinderats habe die Nachricht völlig unvorbereitet getroffen. Niemand habe sie seitens der Kirche von diesem Schritt vorab informiert.
Was bisher passiert ist:
Beschwerden aus der Gemeinde Nach Fastnachtspredigt: Erzbistum Freiburg zieht Pfarrer aus Baden-Baden ab
Keine Gottesdienste am Wochenende, Pfarrer abberufen, Zukunft ungewiss: Das Erzbistum Freiburg hat Pfarrer Matthias Koffler nach Beschwerden aus Baden-Baden abgezogen.
Rücktritte als Zeichen der Solidarität
Karin Ziegler, Pfarrgemeinderätin der Kirchengemeinde St. Bernhard, zeigt sich noch drei Tage nach der besagten Sitzung tief bestürzt über das Vorgehen des Erzbischöflichen Ordinariats. "Es hat uns im Herzen getroffen. Für mich war es fast so, als ob er tot ist", berichtet sie auf SWR-Anfrage.
Wir waren total geschockt darüber, wie mit uns an der Basis umgegangen wird. Uns wird die kirchliche Heimat genommen.
Als Zeichen des Protests über diese Maßnahme hätten zehn von 13 Mitgliedern des Gremiums noch am Donnerstag ihr Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Kirchengemeinde in Baden-Baden: "Mehrheit steht geschlossen hinter Pfarrer Koffler"
Die Reaktionen der Pfarrgemeinderäte reichten von Wut bis Trauer, einige Räte hätten den Raum verlassen, berichtet Dominik Frey, Pastoralreferent im Seelsorgeteam Baden-Baden. Er war ebenfalls bei der Sitzung am Donnerstag anwesend. "Vorab hat niemand den Pfarrgemeinderat informiert. Viele Mitglieder fühlen sich im Stich gelassen", so Dominik Frey.
Das Seelsorgeteam und auch die große Mehrheit der sieben Pfarrgemeinden stehen solidarisch hinter Pfarrer Matthias Koffler. Der Pfarrer sei zudem bei einem Großteil der Menschen in der Seelsorgeeinheit Baden-Baden sehr beliebt gewesen, so Frey. "Er hat es geschafft, dass die Gottesdienste wieder voll sind."
Er hat bei vielen Menschen einen Nerv getroffen.
Sogar Wiedereintritte in die Kirche habe es unter seiner Führung gegeben. "Ich bin noch nie vorher spirituell so inspiriert worden wie durch Matthias Koffler", berichtet Dominik Frey weiter. Die Vorwürfe gegen ihn würden sich seiner Einschätzung nach auf reine Äußerlichkeiten beziehen. Nicht allen habe sein unkonventionelles Auftreten gefallen. Und dann hätten ein paar wenige Kirchenvertreter Beschwerdebriefe nach Freiburg geschickt. Dass das Ordinariat darauf sofort mit diesen Maßnahmen gegen den Pfarrer Koffler reagiert habe, sei unverständlich, so Frey.
In seiner Faschingspredigt war Pfarrer Koffler auf die Kritik eingegangen, dass er in Baden-Baden in Shorts durch die Stadt joggte. Unter anderem daran hätten sich Gemeindemitglieder gestört. Weiter heißt es in seiner Predigt: "Außerdem schreibt Madame 'Wichtig', ist es höchste Zeit und richtig, dass der Pfarrer, der hier fehl am Platz, so schnell wie möglich ratz und fatz, hier verschwindet, endlich weicht, egal was er bisher erreicht hat."
Erzdiözese Freiburg: Keine Suspendierung oder Freistellung
Auf eine Anfrage des SWR nach dem Grund für die Abberufung hieß es in der offiziellen Stellungnahme der Erzdiözese Freiburg, dass schon seit einiger Zeit mit Pfarrer Koffler gesprochen werde, um "nach Lösungen für die Zukunft" zu suchen.
Im Erzbischöflichen Ordinariat kamen mit zunehmendem Maße Hinweise auf örtliche Konflikte an. Neben Lob waren darunter auch zahlreiche Beschwerden. (...) Pfarrer Koffler sieht sich zunächst nicht mehr in der Lage, Gottesdienste zu halten und seelsorgerliche Termine wahrzunehmen. Von einer Suspendierung oder Freistellung kann keine Rede sein.
Für Dienstag ist eine Videokonferenz zwischen der Erzdiözese Freiburg und der Katholischen Seelsorgeeinheit Baden-Baden geplant. Ob Pfarrer Koffler daran teilnimmt, ist nicht bekannt. An seiner Stelle wird Dekan Lorenz Seiser die Organisation der Gottesdienste übernehmen. Auch für ihn kam Pfarrer Kofflers Abberufung "sehr, sehr überraschend", wie er sagt.
Ich weiß nicht, was für diese Schnelligkeit und Heftigkeit der Reaktion aus Freiburg verantwortlich ist.
Dekan Seiser betont aber auch, dass es sich nicht um einen Rauswurf handele. Es gelte abzuwarten, bis weitere Schritte möglich seien.