Peggy March: Riesige Erfolge und unerwartete Wendungen

Stand
Autor/in
Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger

Peggy March stand schon als Kind auf der Bühne. Mit "I will follow him" eroberte Peggy March die Charts in Amerika, "Mit 17 hat man noch Träume" machte sie bei uns zum Star. Es folgte eine Karriere mit vielen Umbrüchen.

"Little Peggy March" schon als Kind auf der Bühne

Gesungen hat sie schon von Kindesbeinen an und da ihr Vater keine halben Sachen mochte, sorgte er für Gesangsunterricht. Margret Annemarie Battavio (so ihr bürgerlicher Name) sang auf Wettbewerben, war Mitglied einer Country Band und trat als Dauergast in einer Kindershow im amerikanischen Fernsehen auf. Sie hatte sogar schon einen Manager - der für sie ein Vorsingen in der Chefetage der Plattenfirma RCA organisierte.

Als der zu diesem Treffen engagierte Pianist durch Abwesenheit glänzte, sang die Kleine einfach a cappella. Die Produzenten schlossen sofort einen Vertrag und gaben ihr den Künstlernamen "Little Peggy March". Wenn "Little Peggy" den Titel "Little me" singen würde, müsse dies beim Publikum ankommen. Das war eine glatte Fehleinschätzung - die Plattenpremiere ging gründlich daneben.

Mit 15 Jahren die jüngste Sängerin mit einem Nummer-1-Hit

Das richtige Lied kam kurze Zeit später. Ein erfahrener Textdichter schlug den in Frankreich erfolgreichen Petula Clark-Titel "Chariot" vor, der neu arrangiert und mit einem englischen Text versehen wurde. Noch im Januar 1963 kam "I will follow him" heraus. Kurze Zeit später war der Titel auf Platz 1 der amerikanischen Charts. Damit war Peggy mit 15 Jahren die jüngste Sängerin der Pop-Geschichte, welche die Spitze der US-Hitparade erreichte. Die freudige Nachricht erfuhr sie aus dem Radio, als sie gerade zuhause mit dem Abwasch beschäftigt war.

picture alliance  Fischerdpa
Peggy March beim Deutschen Schlagerfestival 1965

Ihre Plattenfirma hatte großes Interesse daran, dass Peggy March auch Aufnahmen in anderen Ländern machte. Dazu zählten z. B. Italien, Japan oder Deutschland. "Die deutsche und die japanische Karriere verliefen parallel" erinnerte sie sich Jahre später im Gespräch. Ihre erste hierzulande verdiente Gage trug sie wie eine Trophäe nach Hause - in einer Plastik-Tüte! Bald darauf kehrte sie zurück, sang "Lady Music" und trat in der Show von Caterina Valente auf. "Mit 17 hat man noch Träume" verhalf ihr 1965 zum Sieg bei den Deutschen Schlager-Festspielen in Baden-Baden.

Der neue Manager wird schon bald mehr in Peggys Leben

Die Freude war von kurzer Dauer, denn als Peggy nach Amerika zurückkehrte, hatte sich ihr Manager mit dem verdienten Geld aus dem Staub gemacht. Mit den restlichen 500 Dollar zog sie nach New York. An ihrem 19. Geburtstag wurde sie von ihrer Schallplattenfirma zu Verhandlungen eingeladen. Bei dieser Gelegenheit sollte sie einen neuen Manager bekommen. Lust darauf hatte sie überhaupt keine und kam deswegen eine Stunde zu spät. Ihr neuer Manager, Arnold "Arnie" Harris, hasste Unpünktlichkeit und war gerade im Begriff zu gehen. Glücklicherweise blieb er...

"Das Mädchen sah eigentlich nach nichts aus. Na schön, es ist ihr Geburtstag, aber das ist noch lange kein Grund, sich ein unmögliches Kleid anzuziehen."

Peggy March mit Ehemann Arnie und Tochter Sandy zu Hause
Peggy March mit Ehemann Arnie und Tochter Sandy zu Hause

Die Gedanken von Arnie Harris waren eindeutig. Als die beiden ins Studio gingen und Peggy March sang, stand sein Entschluss fest: Das Mädchen war in Ordnung. Und nicht nur das: Die beiden gaben sich am 19. Mai 1968 vor dem Traualtar das "Ja-Wort".

Der Erfolg lockt die Sängerin nach Deutschland

Ihre Schallplatten verkauften sich hierzulande glänzend. Als die 3-Millionen-Grenze erreicht wurde, gab es die erste "Goldene Schallplatte". Angesichts dieser Erfolge in Deutschland schlug Arnie Harris vor dorthin umzuziehen. Die Zeitungen schrieben schon über die Nachricht von ihrem Umzug, bevor sie sich entschieden hatte. "Warum nicht", dachte sich Peggy March und München wurde ihr neues Zuhause.

Auch künstlerisch zeichnete sich zu dieser Zeit ein Umbruch ab. Die Masche, deutsche Lieder mit englischem Akzent zu singen, zog nicht mehr. Außerdem wollte Peggy das Teenager-Image ablegen, das ihr deutscher Produzent am liebsten beibehalten hätte. Sie lernte Ralph Siegel kennen, der das Lied "Einmal verliebt, immer verliebt" für sie geschrieben hatte. Der damalige Newcomer wurde wenig später ihr Produzent, und unter seiner Regie konnte die Sängerin ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen: "Es hat mir wirklich wieder richtig Spaß gemacht, etwas zu probieren, was nichts mit Routine zu tun hatte."

Peggy March bei einem TV-Auftritt in 1980er Jahren
Peggy March bei einem TV-Auftritt in den 1980er Jahren

Die Neue Deutsche Welle passt nicht zu Peggy March

Nach zwölf Jahren Wahlheimat Deutschland fasste Peggy den Entschluss nach Amerika zurückzukehren.

"Ich hatte viel, was ich machen wollte. Die 'Neue Deutsche Welle' kam - und ich passte nicht rein."

Der Hauptgrund war jedoch ihre 1974 geborene Tochter Sande Ann: "Ich wollte, dass sie eine amerikanische Schule besucht und dort aufwächst."

Dann kommt der Superhit "When the rain begins to fall"

Zurück in den Staaten besuchte sie die Schauspielschule: "Das war eine schöne Zeit. Ich habe wahnsinnig viel gelernt." Außerdem begann sie zu texten und zu komponieren. Sie schrieb für Audrey Landers den Hit "Manuel goodbye" und ein unerwarteter Riesenerfolg wurde ihr Lied "When the rain begins to fall", das von Pia Zadora und Jermaine Jackson gesungen wurde.

"Ich hatte eine Band und wir haben dieses Lied Jack White vorgespielt, der den Song produzieren wollte. Dass es so ein Riesenhit werden würde, hätten wir nie gedacht. Es ist immer mein Traum gewesen, einen Hit zu schreiben, der nicht von mir gesungen wird."

Der deutsche Schlager verhilft Peggy zum Comeback

Als in den 1990er Jahren der deutsche Schlager boomte, war Peggy March wieder mit dabei. 1993 gelang ihr ein Comeback. Nachdem ihr Hit "I will follow him" durch den Film "Sister Act" in der Interpretation von Whoopi Goldberg wieder populär wurde, bekam auch ihre Karriere in den USA wieder frischen Wind. 2016 war die Sängerin neben Ireen Sheer, Lena Valaitis, Graham Bonney und Michael Holm erstmals bei der "Schlagerlegenden"-Tournee mit von der Partie. Außerdem veröffentlichte sie 2019 nach vielen Jahren mit "Man ist nie zu alt für Träume" ein neues Album. Einige der hier enthaltenen Titel hat sie ihrem verstorbenen Mann gewidmet.

Seit einigen Jahrzehnten ist Peggy March nun im Showbusiness als Sängerin, Schauspielerin und Autorin mit dabei - und glücklicherweise ist ein Ende noch lange nicht in Sicht. Im Dezember 2020 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem “SWR4 Musikpreis“ ausgezeichnet.

Heute lebt die Sängerin in Florida, kehrt jedoch regelmäßig zu Auftritten nach Deutschland zurück. Pünktlich zu Peggys 75. Geburtstag am 8. März 2023 erscheint ihre Autobiografie "I will follow me".

Peggy March - der Steckbrief
Geboren8. März 1948 in Lansdale, USA, als Margaret Annemarie Battavio
Grand-PrixZweimal nahm sie an den deutschen Vorentscheidungen zum Grand Prix d'Eurovision teil: 1969 und 1975. Beide Male verpasste sie nur knapp den Einzug ins Finale und wurde jeweils Zweite.
ErfolgJüngste Sängerin, der bis dahin ein Nummer-1-Hit in den USA gelang
FamilieHeiratete am 19. Mai 1968 ihren Manager Arnold "Arnie" Harris, der 2013 an Krebs starb. Die beiden haben eine Tochter, Sande Ann, die 1974 geboren wurde.

Besondere Plattencover von Peggy March

Plattencover Peggy March
Die meisten der frühen Hits von Peggy March stammten aus der Feder des Komponisten Henry Mayer - so auch 1964 "Wenn der Silbermond auf die Reise geht".
Plattencover Peggy March
Mit "Fly away pretty flamingo" gelang ihr 1977 ein großer kommerzieller Erfolg - 400.000 Exemplare der Single gingen über die Ladentische. Drafi Deutscher hatte den Titel unter seinen Pseudonymen Jack Goldbird bzw. Renate Vaplus komponiert - eigentlich für seine Jugendliebe Tina Rainford.
Plattencover Peggy March
"Es ist ein wunderschönes Gefühl kreativ zu sein. Zum ersten Mal habe ich Texte für ein ganzes Album geschrieben und hatte eine tolle Zeit dabei." Das bereits 2010 produzierte englischsprachige Album "Always and forever" von Peggy March erschien 2012 auch hierzulande.