"Zwei Menschen und ein Weg" - bezeichnender hätte der Titel einer ihrer Langspielplatten nicht lauten können. Sowohl Jutta Gusenburger als auch Norbert Berger, so ihre bürgerlichen Namen, steckte die Musik von Anfang an im Blut. Bert spielte schon seit 1963 als Gitarrist in diversen Bands und Jutta nahm an allen möglichen Gesangwettbewerben teil, bei denen sie stets bestens abschnitt.
Bert Berger sucht eine Sängerin
1965 gründete Bert sein erstes eigenes Ensemble. Um ein Engagement im angesagten Tanzlokal "Luxemburger Hof" in Bous im Saarland zu bekommen, war eine Sängerin Voraussetzung. Er erfuhr von einem Briefträger, dass es ein paar Straßen weiter eine junge Sängerin gäbe, die schon beachtliche Erfolge bei Wettbewerben zu verzeichnen hatte. Bert besuchte sie zu Hause und erzählte von seinen Plänen. Jutta war begeistert, deren Eltern weniger, willigten letztlich doch ein.
Am 1. Mai 1966 hatten "Jutta & das Quintett Royal" den ersten Auftritt. Das Geschäft lief gut:
Hinzu kamen Teilnahmen an Wettbewerben und so wurde der Saarländische Rundfunk auf die beiden aufmerksam.
Das Ensemble bekam die Möglichkeit, Aufnahmen zu machen, für das Fernsehen ein Porträt gedreht und Plattenfirmen bekundeten ihr Interesse - jedoch nur an der Sängerin Cindy: "Ich bekam eine Einladung zu Probeaufnahmen bei der Electrola." Recht unbedarft sei sie nach Köln gefahren und habe den angebotenen Vertrag abgelehnt: "Ich hatte keine Ahnung, um welche Weltfirma es sich handelte."
Die Geburtsstunde von Cindy & Bert
Wenig später traf von einer kleinen Plattenfirma ein neues Angebot ein. Hier wurde ein Duo gesucht und damit schlug die Geburtsstunde von "Cindy & Bert". 1969 kam ihre erste Platte "Saturday Morning" in die Geschäfte und bereits mit ihrer zweiten Single "Cäsar und Cleopatra" hatten sie im November ihre Premiere bei der "ZDF-Hitparade".
Eigens hierfür hatten sie sich passend zum Thema ihres Liedes neue, teure Garderobe angeschafft. Doch diese missfiel dem Regisseur Truck Branss sehr: "Die Operette wird nebenan gedreht."
Das eiligst beschaffte neue Outfit konnte am Ende leider auch keine Platzierung der Single unter den Besten bewirken, aber der Anfang für eine lange Serie an Auftritten war gemacht. "Die Sendung von Dieter Thomas Heck war eine der einflussreichsten zu dieser Zeit" erinnerte sich Cindy. Nach jeder Sendung erreichten das Duo Säcke voller Post: "Die ganze Familie hat alles abgearbeitet." Im Laufe der Jahre traten die beiden mehr als 40 Mal in Berlin vor die Kamera und präsentierten ihre Titel.
"Immer wieder sonntags" kam nicht gut an
Der Produzent Kurt Feltz, der das Duo unter seine Fittiche genommen hatte, bot ihnen eines Tages den Titel "Immer wieder sonntags" an. Daraufhin gab es den größten Krach im Studio, denn das Lied entsprach ganz und gar nicht ihren Vorstellungen.
Viel lieber wollten sie Pop und Soul à la "Sonny & Cher" präsentieren. Den Überredungskünsten von Feltz ist es zu verdanken, dass die Platte dennoch entstand. Er versprach ihnen, dass sie zukünftig nur noch Titel nach ihrem Geschmack aufnehmen dürfen, falls "Immer wieder sonntags" kein Hit werden sollte. Der Rest ist Geschichte...
Cindy & Bert verkauften mehr als 10 Millionen Platten
Fast ein Dutzend Hits gleicher Machart folgten. Bis Mitte der 1970er Jahre hat das Duo mehr als 10 Millionen Platten verkauft. Hinzu kamen zahllose Rundfunk- und TV-Auftritte, Galas und Tourneen. Besonders in Erinnerung blieben die "Hitparaden"-Tourneen. Bert, den alle nur "Bertel" nannten, war hier für seine Streiche bekannt:
So hatte sich Jonny Hill beklagt, dass er nie Blumensträuße bekäme. Das ließ sich ändern, dachte sich Bert und überreichte ihm ein besonders schönes Exemplar, bestehend aus einer zerrupften Sonnenblume, Disteln, Brennnesseln und Gräsern.
Bert Berger hatte Probleme mit den Augen
Im Privatleben war Bert ein unheimlich humorvoller und sehr kreativer Mensch, der sich ständig neue Gags ausdachte. Auf der Bühne hingegen blieb er zurückhaltend und viele vertraten die Meinung, dass er gar nicht zu hören wäre.
Cindy Berger erklärte: "Bert sang immer die zweite Stimme und wenn man diese bei den Aufnahmen weggenommen hätte, wäre ein völlig anderer Sound dabei herausgekommen." Zudem hatte er ein Problem mit den Augen, sodass er im Scheinwerferlicht nahezu nichts mehr sehen konnte. Daher stand er stets eng an der Seite von Cindy.
Wenig ruhmreich endete ihre Teilnahme am Grand Prix d’Eurovision de la Chanson im Jahr 1974. Ihr Beitrag "Die Sommermelodie" landete auf dem letzten Platz. Bekanntlich siegte "Abba" mit "Waterloo" und die vier Schweden waren es, die "Cindy & Bert" als erste zur Siegerparty einluden. Auch später blieben sie freundschaftlich verbunden. Allerdings war das Duo nach diesem Misserfolg schwer geknickt und sie hatten das Gefühl, Deutschland nicht würdig repräsentiert zu haben.
Cindy und Bert waren auch privat ein Paar
Mit der Geburt ihres Wunschkindes Sascha im Jahr 1976 änderte sich manches. Seit 1967 waren sie auch privat ein Ehepaar und bildeten in allen Belangen eine Einheit. Nun war mit ihrem Sohn ein Dritter im Bunde. Die Mutter wollte sich um das Kind kümmern und zog sich deshalb aus dem Geschäft etwas zurück, was der Vater nicht verkraftete. Schleichend kam die Entfremdung und private Probleme stellten sich ein.
Diese stießen bei der Regenbogenpresse auf reges Interesse. "Vieles, was zu lesen war, entsprach nicht der Wahrheit", äußerte sich Cindy darüber. Seit 1988 sind die beiden jedoch geschieden.
Cindy nahm Soloplatten auf und Bert ging als Songschreiber und Produzent nach Düsseldorf. Dieter Thomas Heck war es, der die beiden mit einer List zu einem gemeinsamen Auftritt überredete:
So rief er beide an und täuschte vor, dass einerseits Cindy und andererseits Bert bereits "ja" dazu gesagt hätte und es nur noch auf die Zustimmung der Gegenseite ankommt.
Bei der "Super-Hitparade" im ZDF fiel 1994 der Startschuss für ihr Comeback. Eine neue Bühnenshow und zeitgemäße Lieder machten sie erneut zu gefragten Stars.
Bert Berger stirbt an einer Lungenentzündung
Die Geschichte des erfolgreichen Schlagerduos endete mit dem Tod von Bert, der am 14. Juli 2012 an den Folgen einer Lungenentzündung verstarb.
"Wir haben das Traumpaar nie vorgespielt, wir waren es" blickte Cindy zurück. Für sie blieb es nicht bei diesem einen Schicksalsschlag: Im Jahr 2016 verstarb ihre Mutter Lotti, um die sie sich gekümmert hatte und mit der sie bis zu deren Tod in Zweibrücken zusammenlebte.
Sie fiel in ein tiefes Loch, überdachte ihr Leben neu und fasste den Entschluss, nach Berlin zu ziehen. Dort hat Cindy eine neue, erfüllende Aufgabe übernommen. Sie arbeitet für die Organisation "Careship" und kümmert sich um hochbetagte Senioren:
Und wenn es jemand wünscht, steht sie gelegentlich gerne für einen Auftritt zur Verfügung.