So wie sein Vater hätte der älteste Sprössling der Familie Gillming Maschinenbauingenieur werden sollen. Doch als großer Fan des Schauspielers James Dean wollte Jonny Hill lieber Schauspiel studieren.
Das tat er zunächst heimlich "und später offiziell", wie er in seinen Erinnerungen schreibt. Einen Abschluss hat er nie gemacht, denn schon sehr früh wurde er von einer Theatergruppe engagiert und ging mit ihr auf Tournee.
Jonny Hill hat sogar mit Steve McQueen gedreht
Eines Tages ergab sich für den Jungschauspieler ein Kontakt zum Film. Er wurde für eine Nebenrolle verpflichtet und auf Zeit vom Theater freigestellt. Sogar bei den Dreharbeiten zum Steve McQueen-Film "Die große Flucht" war er mit dabei. Allerdings fiel die Szene, in der er zu sehen war, der Schere zum Opfer.
Neben dem Theater machte er Musik und einige gewonnene Talentwettbewerbe bestärkten ihn, Sänger zu werden. Beides war allerdings nicht zu bewerkstelligen.
Als Moderator startete Jonny Hill beim ORF
Der Weg zur Schallplatte führte über den ORF, wo er Mitte der 1960er Jahre im Hörfunk moderierte. Zwei inzwischen völlig in Vergessenheit geratene Singles und ein Auftritt in "Musik aus Studio B" stellten die Weichen: Ein Mitarbeiter des Schlagerkomponisten, Produzenten und Talentsuchers Lotar Olias sprach den Nachwuchssänger an.
Jonny Hill war (k)ein zweiter "Freddy Quinn"
Bis 1972 arbeiteten sie zusammen, ohne jedoch den erhofften großen Treffer zu landen. Unzufriedenheit machte sich breit und die Presse beschrieb Jonny Hill als "zweiten Freddy Quinn".
Die Plattenfirma erzielte nicht die gewünschten Umsätze und der Künstler wollte lieber selbst komponieren und Texte schreiben. Erst die Zusammenarbeit mit Christian Bruhn brachte ihn nachhaltig auf die Erfolgsspur.
In den frühen 70ern erhielt Jonny Hill einen Anruf, ob er nicht Lust hätte, in der DDR aufzutreten. Nach mehrmaligem Zureden stimmte er zu, fuhr aber dennoch mit sehr gemischten Gefühlen los.
Was ihn erwartete, überraschte ihn positiv, denn überall begegnete er freundlichen und hilfsbereiten Menschen. An seinen ersten Auftritt in Rostock hat er eine besondere Erinnerung, die er in seinem Buch "Ganz privat" erzählte.
Anlässlich seiner neuesten Single-Veröffentlichung "So weit die Füße tragen" hatte die Plattenfirma Plakate mit seinem Namen und dem Songtitel drucken lassen. Zu Reklamezwecken hängte er eines auf und wurde kurze Zeit später aufgefordert, dieses wieder zu entfernen.
Der Titel erinnerte an den gleichnamigen TV-Mehrteiler, der die Flucht eines deutschen Soldaten aus einem sowjetischen Strafgefangenenlager kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs schilderte. Das war in der DDR unerwünscht. Trotz dieses Erlebnisses.
Ruf Teddybär 1-4: Der Plattenboss von Jonny Hill war zunächst skeptisch
1978 stieß Jonny Hill bei Recherchen für eine neue Platte auf den Song "Teddybear" von Red Sovine, der ihn sehr berührte. Der Text war wegen des starken Dialekts des Sängers nur schwer verständlich, so dass er eine ähnliche Geschichte erdachte: "Ruf Teddybär 1-4".
In einem Gespräch mit SWR4 erzählte Jonny Hill von den Widrigkeiten, die das Lied zunächst mit sich brachte: "Nur über meine Leiche" urteilte der Plattenboss, "niemals würde er so etwas als Single veröffentlichen". Keiner wolle eine Geschichte von einem gelähmten Jungen im Rollstuhl hören.
Radio Luxemburg war für Jonny Hill der Türöffner
Jonny Hill wehrte sich dagegen, schließlich hatte er im Bekannten- und Freundeskreis andere Erfahrungen mit "Teddybär" gemacht. Dort hatte er das Lied vorgespielt und stieß auf positive Resonanz. Glücklicherweise hatte er laut Vertrag Mitspracherecht bei seinen Plattenveröffentlichungen.
So setzte er durch, dass "Ruf Teddybär 1-4" als Single herauskam. Dann folgte das nächste Problem: Kein Rundfunksender wollte die Platte spielen. Die einzige Ausnahme war Radio Luxemburg. Den Hörern gefiel die Geschichte und als Jonny Hill den Song in der ZDF-Hitparade vorstellte, war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten.
Jonny Hill und die Aufnahme in Nashville
Anfang der 1990er Jahre erreichte ihn der Vorschlag, ein Album in Nashville zu produzieren. Durch seine Fernsehshow "Kilometer 330" hatte er über Dickey Lee, der in seiner Sendung aufgetreten war, Kontakte in die Vereinigten Staaten. Während den Produktionsvorbereitungen telefonierte Jonny Hill mit ihm und bat ihn um Hilfe.
Als Jonny Hill in Amerika eintraf, staunte er: Lee hatte für die Aufnahmen des Albums "Meine Liebe lebt" die Studiomusiker von Garth Brooks organisiert. Beim Titelsong handelte es sich um eine Cover-Version des Kenny Rogers-Hits "What I did for love".
Jonny Hill trifft Kenny Rogers
Kenny Rogers war auch schuld daran, dass Jonny Hill einen geplanten Spanien-Urlaub absagte. Das ZDF wollte Hill für die Sendung "Der große Preis" engagieren. Allerdings hatte er sich zum Sendetermin Ferien im Kalender eingetragen.
Als er jedoch hörte, dass Kenny Rogers ebenfalls Gast in der Sendung wäre, waren die Planungen Makulatur. Die beiden Country-Stars trafen sich und unterhielten sich angeregt. Bei der Gelegenheit erfuhr Rogers, dass seine Titel unter anderem von Jonny Hill in deutscher Sprache gesungen wurden, was ihn sehr interessierte.
Heute ist Jonny Hill ein gemachter Mann
Heute lebt Jonny Hill in der Schweiz und denkt noch lange nicht an den Ruhestand: "Wenn ich nichts mehr tue, dann gehe ich ein". Er führt eine eigene Agentur, schreibt weiterhin Lieder (über 600 sind es geworden) für sich und für Kollegen, gibt Konzerte. Die überwiegende Zeit verbringt er allerdings mit seiner Frau Helga, mit der er seit 1964 verheiratet ist.
Für Geschichten, die das Leben schreibt, mit Texten, die einfühlsam sind und nie kitschig wirken - dafür liebt ihn sein Publikum.