Seit Monaten ist Krieg im Gazastreifen. Der Zivilbevölkerung fehlt es an allem: an Wasser, Strom, Lebensmitteln und an medizinischer Versorgung. Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, in den Trümmern werden Kinder vermisst. Für Verletzte gibt es kaum Hilfe. Die Arbeit für Helfer ist lebensgefährlich.
Rudolf Rogg, ehemaliger Leiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Gazastadt ist im Westjordanland gleichermaßen zuhause wie am Bodensee. Im Moment bleibt ihm nur, der nicht endenden Gewalt von Deutschland aus zuzuschauen – mehr oder weniger hilflos.
Rogg hat sich jahrelang für ein friedliches Miteinander im Gazastreifen eingesetzt. Mittlerweile hält er die Zweistaatenlösung für die letzte Option. Die Terrororganisation Hamas lenke nicht ein und klammere an ihrer Macht, sagt er. Dem gegenüber stehe die brutale Kriegsführung Israels: Flächenbombardements, Scharfschützen, nichts mache halt vor der Zivilbevölkerung.
Zweistaatenlösung einzige noch mögliche Option
Der Widerstand gegen die Hamas wächst bei den Palästinensern im Gazastreifen, so die Beobachtung von Rogg, nicht aber im Westjordanland, und da aus zwei Gründen: Einerseits werde das brutale Vorgehen der Hamas dort nicht für möglich gehalten, sagt der Entwicklungshelfer. Andererseits sei dort die Not vor allem bei Hirten und Landwirten groß. Seit dem Regierungswechsel in Israel Ende 2022 hätten israelische Siedler die Bauern in der Westbank brutal vertrieben. "Herden wurden vergiftet, Farmhäuser zerstört, Dörfer wurden abgeriegelt und Landwirtschaftswege mit Barrikaden verstellt", berichtet Rogg. Siedler und Soldaten haben in der Westbank nach seinen Informationen mehr als 250 Palästinenser erschossen und würden dafür nicht belangt, so seine Informationen.
Vergiftete Herden, zerstörte Farmhäuser in der Westbank
Die aggressive Vertreibung der Palästinenser aus dem Westjordanland durch die Siedler muss enden, sagt Rudolf Rogg. Die Politik habe den Nahhostkonflikt zu lange ausgesessen. Jetzt sei es an der Zeit, die israelische Regierung unter Druck zu setzen. 700.000 israelische Siedler gibt es in der Westbank. Für Palästinenser bleibt kaum noch Raum. Diese Entwicklung sieht er auch für den Gazastreifen. Ägypten sei dabei, Lager aufzubauen. "Wenn dem so wäre, dann würde die Bevölkerung abgezogen werden, man käme nie wieder nach Gaza zurück, da rücken sofort die Siedler nach, die schwer bewaffnet sind und die jetzt zum Teil eingegliedert sind in die Armee und sogar legitimiert sind mit ihrer Gewalt", so die Befürchtung des Entwicklungshelfers. Da müsse die Weltgemeinschaft Einhalt gebieten.