Toxische Beziehungen sind giftig, zermürbend und können krank machen. Eine genaue Definition gibt es nicht. Aber es gibt laut dem Paartherapeuten und Autoren Christian Hemschemeier bestimmte Anzeichen dafür.
1. Am Anfang der Beziehung werden Sie mit Liebe überschüttet. "Love-Bombing" heißt das in der Fachsprache. "Sie werden in den Himmel gehoben, sind die große Liebe, auf die Ihr Partner oder Ihre Partnerin immer gewartet hat – und das sagt er oder sie Ihnen schon wenige Tage nach dem Kennenlernen", so Christian Hemschemeier.
2. Alles geht viel zu schnell. "Obwohl das gar nicht stimmig ist, treibt der toxische Partner oder die toxische Partnerin die Beziehung in großem Tempo voran", sagt der Experte. Er oder sie wolle sehr schnell Sex. Dann kommt beispielsweise der Wohnungsschlüssel, ein gemeinsamer Urlaub oder auch Heiratspläne.
3. Sie erleben zusammen extreme Hochs und Tiefs. Ihr Partner oder Ihre Partnerin lehnt Sie laut dem Beziehungsexperten Hemschemeier in der einen Sekunde ab und in der nächsten erleben Sie eine intensive – oft körperliche – Versöhnung. "Es ist wie eine Achterbahn. Und die schönen Momente werden immer weniger."
4. Egal, was Sie tun, Sie sind nie gut genug. Wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie Tag und Nacht kritisiert, ist das laut Christian Hemschemeier eines der Hauptmerkmale. Es fängt an bei der Frage: Was hast du heute wieder an? Und geht bis zu: Wie isst du? Wie gähnst du? Oder warum atmest du so laut? "Die Vorwürfe werden immer schlimmer und absurder."
5. Ihr Partner oder Ihre Partnerin versucht, Sie gezielt zu verunsichern und extrem zu manipulieren. Dieses Phänomen nennt man "Gaslighting". "Der toxische Partner oder Partnerin lügt und verdreht die Realität so sehr, dass Sie immer mehr an sich zweifeln und irgendwann nicht mehr wissen, was wahr und was falsch ist", sagt Christian Hemschemeier.
Partnerschaft Toxische Beziehungen – Liebe, die nicht gut tut
In einer Umfrage eines Online-Datingportals haben mehr als ein Drittel der Befragten angegeben, Erfahrungen mit einer toxischen Beziehung zu haben – oder noch darin zu stecken.
6. Sie sind immer schuld. Ihr Partner oder Ihre Partnerin schiebt Ihnen laut Hemschemeier für jedes Problem und jede Missstimmung die Verantwortung zu. "Selbst, wenn er fremd geht, macht er das in seiner Wahrnehmung nur, weil Sie so sind, wie Sie sind".
7. Ihr Partner oder Ihre Partnerin überschreitet immer mehr Ihre Grenzen – mit Worten, durch Anschreien, oder durchaus auch körperlich. "Auch, wenn Sie Ihre Grenzen klarmachen, hält er sie nicht ein."
8. Ihr Partner oder Ihre Partnerin kontrolliert Sie. Er oder sie will bestimmen, wofür Sie Ihr Geld ausgeben, Sie dürfen nicht mehr ausgehen oder Freunde treffen.
9. Sie werden immer mehr isoliert. "Entweder direkt, weil Sie Ihre Freunde nicht treffen dürfen. Oder indirekt, weil Ihre Freunde Ihnen schon oft zur Trennung geraten haben und Sie sich vor ihnen schämen", sagt Paartherapeut Hemschemeier.
10. Sie fühlen sich extrem abhängig von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. "Dieses starke Hin und Her kann süchtig machen wie eine Droge. Wenn Sie dann noch isoliert sind und kein Selbstwertgefühl haben, wird es immer schwieriger, da rauszukommen."
Beratungsstellen und Hilfsangebote
- Profamila bietet Beratung für schwierige Situationen in der Beziehung an. Sie können sich online melden oder eine Beratungsstelle in der Nähe aufsuchen.
- Caritas bietet Familien- und Lebensberatung für Menschen an, die in ihrer Beziehung verzweifeln, sowohl online als auch vor Ort.
- Die katholische Kirche, Diakonie oder auch die Telefonseelsorge. Diese ist rund um die Uhr mit Experten besetzt, die Betroffene fachkundig beraten.
- Ist körperliche Gewalt im Spiel, können Sie sich an den Weißen Ring wenden – hier gibt es speziell für Opfer häuslicher Gewalt ein umfassendes Angebot zur Beratung und Unterstützung.