SWR1 Moderatorin Julia Gehrlein testet Scheinfasten

Mein Scheinfasten-Tagebuch

Stand: 23.10.2023, 11:18 Uhr

Autor/in: Julia Gehrlein

Onlinefassung: SWR1

Fünf Tage Scheinfasten versprechen schmelzendes Bauchfett und Regeneration der Zellen, ohne dabei an Muskelmasse zu verlieren. Im Vergleich zum normalen Fasten darf man essen. Klingt erstmal nicht schlecht.

Ob das ganze wirklich so einfach ist? Unsere Kollegin Julia Gehrlein stellt sich dem Scheinfasten. Wie es ihr dabei geht und welche Effekte, Erkenntnisse und Erfolge sie nach dieser Zeit feiern konnte, hat sie in einem Online-Tagebuch zusammengefasst.

Montag: 1. Tag - Meine Erwartungen

Gefühlt ist der erste Tag noch keine große Umstellung. Ich bin von gestern noch gut gesättigt.

Beim Scheinfasten ist vor allem Gemüse gefragt. Ich entscheide mich heute für Blumenkohl mit Auberginen-Gemüse. picture-alliance / Reportdienste picture alliance / Zoonar | MAREN WINTER

Und ich weiß, was ich heute Essen darf: Mittags wird es Blumenkohl mit Auberginen-Gemüse geben. Die Portion sah jetzt auch gar nicht so klein aus.

Ich glaube, ich kann das absolut durchhalten. Ich bin auch total gespannt, wie mein Körper darauf reagiert. Denn normalerweise bin ich ein Mensch, der regelmäßig sein Essen braucht.
Und ich bin ein Kohlenhydrat-Junkie! Ob Nudeln, morgens meine Haferflocken oder ein Brot – das tut mir immer ganz gut. Obwohl – ich merke, dass diese Nahrungsmittel meiner Verdauung nicht ganz so guttun. Ich leide öfter unter einer sehr trägen Verdauung. Ich erhoffe mir durch die fünf Tage fasten, dass das ein bisschen besser wird.

Dienstag: 2. Tag - Übelkeit und Kreislaufprobleme

Im ersten Moment dachte ich nach dem Aufwachen: Alles gut, du fühlst dich gar nicht so hungrig.

Als ich dann aber aufgestanden bin, habe ich bemerkt, dass mein Kreislauf schlapp macht. Ich fühlte mich zitterig, musste mich nochmal hinsetzen. Ich war irgendwie kraftlos.

Am zweiten Tag steht es nicht gut um meinen Kreislauf. picture-alliance / Reportdienste dpa

Normalerweise hätte ich schnell etwas gegessen. Das musste ich mir allerdings verkneifen.
Am allerschlimmsten ist das momentane Gefühl, dass mir schlecht ist. Ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen. Das erinnert mich an meine Schwangerschaftsübelkeit, die ich bei meiner ersten Tochter in den ersten Monaten hatte. Ich dachte damals morgens nur: Ach du meine Güte! Ich musste mich zusammenreißen, dass zumindest der normale Tee drin bleibt.

Mittwoch: 3. Tag - Ich trinke Salatsoße

Ja, jetzt ist es so weit. Ich trinke Salatsoße! Dass mir das mal passiert, hätte ich auch nicht gedacht. Gestern hatte ich zum Abendessen einen Bohnensalat mit ein paar Tomaten drauf und eben mit dieser Salatsoße, wo echt viel Öl drin war. Ich war danach irgendwie noch ausgehungert und dachte, ich brauche jede Kilokalorie. Also habe ich die Salatsoße getrunken.

Jede Kilokalorie zählt, also wird die Salatsoße nicht verschwendet... Colourbox

Ansonsten weiß ich nicht so genau, ob ich das durchstehen würde, wenn ich es nicht für SWR1 machen würde. Ich bin so weit, dass ich keine Treppen mehr laufe, sondern gerne den Fahrstuhl nehme, wenn er da ist. Also, ich merke schon, dass ich gerade morgens echt schwach bin und es lange dauert, bis mein Kreislauf richtig startet und funktioniert. Aber ich habe jetzt ja schon die Hälfte geschafft – es kann ja nur besser werden!

Donnerstag: 4. Tag - Zeit für ein anderes Kochbuch

Ich muss sagen – mir geht es gut! Da freue ich mich sehr drüber. Gestern Abend hatte ich Muskelschmerzen, wo ich mir dachte, warum kriegst du Muskelkater? Du bist doch Aufzug gefahren und gar keine Treppen gelaufen. Diese Muskelschmerzen können auch eine Nebenwirkung des Fastens sein. Heute Morgen war aber alles super – keine Morgenübelkeit, keine Kopfschmerzen.

An Tag 4 greife ich zu einem anderen Kochbuch und koche eine Tomatensuppe mit Avocado und Vitalkernen. SWR Julia Gehrlein

Ich habe mein Essen ein bisschen umgestellt und das Kochbuch gewechselt. Vorher habe ich zum Beispiel nur klein geschnittene Gurken mit Himbeeren gefrühstückt, das war kein schöner Start in den Tag. Heute Morgen habe ich mir einen Nussbrei mit ein paar Brombeeren selber gemacht. Das wurde warm gegessen und damit fühlt man sich natürlich ganz anders, wenn man doch gefühlt mit etwas Gehaltvollem in den Tag startet – auch wenn es im Endeffekt nur fünf Löffelchen waren.

Freitag: 5. Tag - Ich bin quietschfidel

Endspurt würde ich sagen. Heute ist mein letzter Tag des Scheinfastens und mir geht es super. Das hätte ich nicht gedacht, nachdem es sehr holprig angefangen hat und ich die ersten zwei bis drei Tage wirklich zu Kämpfen hatte. Aber gestern Abend war ich schon voller Energie und habe noch ganz lange den Keller aufgeräumt. Normalerweise hätte ich da schon längst im Bett gelegen.

Ich fühle mich quietschfidel! SWR Julia Gehrlein

Auch heute Morgen bin ich super aus dem Bett gekommen. Ich habe gar kein Hungergefühl, aber trotzdem meine kleine Portion Nussmus gegessen. Mir geht es wirklich sehr gut, das hätte ich nicht gedacht. Immerhin esse ich seit ein paar Tagen nur 800 Kalorien am Tag, das ist ja wirklich nichts. Ich wurde jetzt von Freunden gefragt: Auf was freust du dich am meisten? Was möchtest du denn essen, wenn du endlich fertig bist? Ehrlich gesagt – ich weiß es gar nicht.

Mein Fazit

Hurra! Ich darf wieder essen, was ich möchte und wie viel ich möchte. Allerdings ist es so, mein Körper befindet sich noch ein bisschen im Fastenmodus. Ich habe gar keinen Appetit oder Heißhunger auf süß, fettig oder salzig. Das heißt, ich habe mir jetzt auch noch gar keine Pizza zum Beispiel gegönnt, weil ich da gar keine Lust drauf habe. Und auch von den Portionen ist es wirklich so, dass ich viel weniger esse, als vorher. Der Magen hat sich an dieses wenige Essen gewöhnt. Ich bin jetzt aber sehr froh, dass sich mein Lebensmittelspektrum wieder erweitert hat. Ich habe mich sehr über mein erstes Spiegelei gefreut, dass ich nach dem Fasten essen konnte.

picture-alliance / Reportdienste picture alliance / Zoonar | Ildi Papp

Ansonsten fühlt mein Körper sich wirklich sehr gut. Ich fühle mich fit, ich bin ausgeschlafen, ich habe Energie und – das muss man dazu sagen – ich habe natürlich auch Gewicht verloren, und zwar knapp drei Kilogramm und vier Zentimeter Bauchumfang. Mein Fazit zum Scheinfasten: anfangs war ich wirklich sehr kritisch. Jetzt würde ich sagen, jederzeit wieder! Gerade nach vielen Feiertagen, wenn man ordentlich geschlemmt hat. Es hat mir persönlich wirklich sehr sehr gutgetan.

Mehr Infos zum Scheinfasten

Wie das Scheinfasten funktioniert und was es dabei zu beachten gibt, hat uns Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk erläutert. Er ist Gynäkologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin:

Anti-Aging-Mittel und Fitmacher So funktioniert die Scheinfasten-Diät

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