Zahlen wir in der Zukunft nur noch bargeldlos?
SWR1: Können Sie sich eine Zukunft in Deutschland vorstellen, in der wir kein Bargeld mehr benutzen?
Eike Wenzel: Als Zukunftsforscher kann ich mir das sehr gut vorstellen, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren an das gute alte Bargeld nicht mehr denken werden.
SWR1: Im Ausland wird man manchmal komisch angeschaut, wenn man versucht bar zu bezahlen. Warum ist das in Deutschland anders?
Wenzel: Ich weiß es nicht. Es ist eigentlich auch egal wie wir unseren Wert tauschen, ob wir das mit Münzen, Geldscheinen oder digital machen.
Ich glaube, bei den Deutschen steckt noch so ein bisschen der Mythos dahinter, dass es uns mit der D-Mark, mit Münzen und Scheinen, allen angeblich viel besser ging. Und natürlich auch die Angst davor, dass wir über diese Digitalisierung der Zahlungsmittel ausspionierbar sind und dass wir in unseren privaten Bedürfnissen und in unserem Freizeitverhalten überprüfbar werden.
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Bargeldlos bezahlen bald wirklich Realität
SWR1: Bargeldlose Zahlungen ermöglichen dem Finanzamt eine exakte Nachverfolgung der Geldflüsse, während es bei Bargeldgeschäften auf die korrekte Meldung der Beträge angewiesen ist.
Wenzel: Das steckt natürlich auch dahinter, wenn wir über den Weihnachtsmarkt reden, wo wir ja kaum digital bezahlen können. Man weiß nicht so richtig offensichtlich, wo das Geld auf manchen Märkten tatsächlich hingeht und das ist natürlich auch der Vorteil von analogen Zahlungsmitteln.
Aber ich glaube, wir werden trotzdem nicht paranoid, wenn wir nur noch digitale Zahlungsmittel haben, sondern wir werden es irgendwann für selbstverständlich annehmen.
SWR1: Aber diese Gründe werden sich in fünf Jahren nicht ändern. Warum soll es mit dem Bargeld anders sein?
Wenzel: Weil wir merken, dass andere Zahlungsmittel, die wir mögen und praktisch finden, von immer mehr Menschen für normal [...] gehalten werden. Dann kommt der Kipppunkt. Und der ist im Moment schon unterwegs. Wir werden nicht mehr so lange warten müssen, bis sich die Mehrheit der Deutschen dafür ausspricht, mit dem Handy zu zahlen. Weil das schneller und bequemer ist.
Das Gespräch führte Michael Lueg.