Noch im letzten Herbst hatte eine SWR Umfrage ergeben, dass viele Ortsbürgermeister in Rheinland-Pfalz einer erneuten Kandidatur bei der Kommunalwahl kritisch gegenüber standen. Dennoch tritt die Mehrheit jetzt wieder an, so auch Patrick George aus Stahlhofen im Westerwaldkreis. Michael Lueg hat mit ihm gesprochen.
SWR1: Warum machen Sie jetzt doch weiter?
Patrick George: Das größte Argument ist für mich meine Heimatliebe, die Verbundenheit zu meinem Dorf, zu meiner Region, und eben das man Angefangenes noch nicht ganz in trockenen Tüchern hat. Und da lässt man im Westerwald einfach nicht das Messer in der Wuzz stecken.
SWR1: Haben Sie Mitbewerber, oder sagen die anderen alle: Vom Bürgermeister lasse ich lieber die Finger?
George: Zweites gilt. Leider gibt es keine Gegenkandidatur. Ich finde das befruchtet immer, wenn man Gegenkandidaten hat. Das belebt die Demokratie, aber diesmal nicht. […]
SWR1: Warum wollten sie eigentlich nicht mehr?
George: Prozesse sind oft unheimlich lang. Man muss oft Entscheidungen mittragen, die einem von oben vorgegeben vorkommen. Und man muss sagen, seit diesem besagten Virus in Deutschland ist die Stimmung insgesamt oft sehr negativ.
Kommunalwahl im nördlichen RLP Warum viele Bürgermeister trotz Überforderung weitermachen
Geldsorgen, komplizierte Prozesse und unzufriedene Bürger überfordern viele Bürgermeister im nördlichen RLP. Trotzdem treten die meisten wieder an.
SWR1: Gab es bei Ihnen ein bestimmtes Ereignis, warum sie keine Lust mehr hatten?
George: Naja, es ist die Summe der vielen Kleinigkeiten, die irgendwann nach zehn Jahren, das Fass dann fast zum Überlaufen bringen.
SWR1: Mussten sie überredet werden, noch mal anzutreten?
George: Es gab viele Gemeindemitglieder oder Gemeinderatsmitglieder, aber auch die Familie, die mich dazu sehr stark angesprochen hat und gesagt hat: Hör noch nicht auf, mach noch ein Stück weiter.
SWR1: Wie könnte denn das ehrenamtliche Bürgermeisteramt wieder attraktiver werden?
George: Ich glaube, das ist noch nicht mal eine Frage des Geldes. Ich glaube, man sollte es den ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern einfacher machen. Das geht schon beim Job los, bei den Freistellungen, bei der vielen, vielen Zeiten, die man braucht. Oder eben auch viel mehr, dass Menschen sich aus der gesellschaftlichen Mitte noch stärker engagieren und sagen: Wir alle sind Gemeinde.
Das sind nicht irgendwelche Gemeinderäte oder Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, sondern es ist immer die komplette Gemeinde mit all ihren Menschen.
Das Gespräch führte Michael Lueg.