Wie Sie das richtige Heizsystem finden, erklärt Energieexperte Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz im SWR1 Interview.
SWR1: Die Warnung der Verbraucherzentrale betrifft sicher auch eine neue Ölheizung, oder?
Hans Weinreuter: Ja, das passt eins zu eins auch auf die Ölheizung, denn da haben wir die gleiche Situation. Sowohl für Heizöl als auch für Erdgas kriegen wir in den nächsten Jahren steigende CO2-Preise. Das führt zu einer Gesamt-Preissteigerung des jeweiligen Energieträgers.
Alternativen prüfen: Wärmepumpe, Pelletheizung, Fernwärme
SWR1: Ich stelle mir gerade die Situation vor, dass der Heizungsmonteur mit Stirnfalten aus dem Keller kommt und sagt: "Die Heizung ist kaputt, es muss unbedingt etwas Neues her." Es ist aber nicht so einfach, beispielsweise eine Wärmepumpe zu bekommen. Was raten Sie da?
Weinreuter: Das ist natürlich der Extremfall, der "worst case", dass dann ein hoher Handlungsdruck entsteht. Dann hat man mehrere Möglichkeiten. Natürlich könnte man jetzt den Schnellschuss machen und den alten Energieträger belassen und einfach den Wärmeerzeuger ersetzen. Das dürfte bei den Investitionskosten die günstigste Variante sei. Aber dann haben wir genau das Risiko: Diese Anlage bleibt mindestens 20 Jahre drin, und es kann dauerhaft teuer werden.
Man müsste dann prüfen, was für Alternativen möglich wären. Geht eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung? Gibt es einen Fernwärmeanschluss, um die wichtigsten zu nennen. Dann kommt die nächste Frage: Was haben wir da für Liefer- und Umbauzeiten? Wenn man wirklich den Systemwechsel machen will unter diesem Druck, dann wäre vielleicht auch eine gebrauchte Heizung eine Option, um Zeit zu überbrücken, um die Voraussetzungen für den anderen Energieträger zu schaffen. Die meisten Leute haben ja Zeit, sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen und dann in Ruhe eine Entscheidung zu treffen.
Vorteile der Wärmepumpe
SWR1: Gibt es überhaupt Entscheidungsalternativen oder läuft die Reise eindeutig in Richtung Wärmepumpe?
Weinreuter: Meine Einschätzung ist, dass künftig die Wärmepumpe eine sehr große Rolle spielen wird und die anderen die Optionen, also Holzpelletheizung oder auch Nah- oder Fernwärmeanschluss auch kommen werden, aber nicht in diesem Ausmaß. [...]
Dann haben wir noch die Diskussion mit dem Thema Wasserstoff oder Biogas, die in den letzten Wochen stark geführt wurde. Aber da kann man nur davor warnen. Wenn ich darauf setze, dass irgendwann Biogas oder Wasserstoff kommt: Wann kommt der wirklich, kommt er überhaupt und wenn ja, was wird dieser Energieträger kosten?
SWR1: Apropos teuer. Wenn also gewarnt wird, beispielsweise vor neuen Gasheizungen wegen stark steigender Gaspreise, dann klingt das logisch. Aber eine Wärmepumpe ist jetzt schon sehr viel teurer als eine neue Gasheizung. Würden Sie sagen, dass es sich trotzdem bei einer Laufzeit von 20 oder 30 Jahren rechnet?
Weinreuter: In vielen Fällen ja, weil man mehrere Faktoren berücksichtigen muss. Zum einen ist im Moment die Wärmepumpe sehr teuer. [...] Es ist jetzt aber so, dass die Produktionskapazitäten der Hersteller deutlich gesteigert werden. Damit werden die Hersteller-Preise sinken, und das muss natürlich an die Kunden weitergegeben werden.
Dann hat die Bundesregierung ab nächstem Jahr noch mal eine deutlich verbesserte Förderung angekündigt. Wenn jemand ein Haushaltseinkommen von unter 40.000 Euro hat – und das ist bei rund einem Drittel der Haushalte in Rheinland-Pfalz der Fall – dann ist mit einer Förderung von 70 Prozent zu rechnen. Damit können Sie diesen Preisunterschied bei den Investitionskosten zwischen einer einfachen Gas- oder Ölheizung und einer Wärmepumpe kompensieren.
Außerdem profitieren Sie noch schneller von den insgesamt günstigeren Betriebskosten bei der Wärmepumpe – immer vorausgesetzt, der Handwerker macht eine saubere Planung und Ausführung beim Einbau der Wärmepumpe.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.
Weitere Informationen
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz informiert und berät auf ihrer Homepage rund um das Thema Energiekrise.