Er vermittelt zwischen Leuten, die sich gestört fühlen und versucht, Motorradfahrer ein bisschen sensibler dafür zu machen. Wie das funktionieren kann, hat er SWR1 im Interview erzählt.
SWR1: Wann haben Sie das letzte Mal den Hahn aufgerissen?
Johannes Berg: Das letzte Mal einen Hahn aufgerissen habe ich in der vergangenen Woche – das allerdings nicht auf der Straße, sondern auf der Rennstrecke.
SWR1: Können Sie sich immer beherrschen auf der Straße?
Berg: Da muss ich sagen, das war nicht immer der Fall. Da blicke ich auf meine lange Zeit des Motorradfahrens zurück. Das betreibe ich seit meinem 16. Lebensjahr. Ich habe allerdings über die Rennleitung 110 einen Weg gefunden, mich auf der Rennstrecke auszutoben und auf der Straße stattdessen anständig zu fahren.
SWR1: Hören Sie oft Motorradlärm und denken, das geht gar nicht?
Berg: Immer wieder. Also ich nehme es natürlich ganz besonders wahr, weil das eines unserer Themen ist bei der Rennleitung 110. Da muss man sagen, Menschen empfinden Lärm immer sehr individuell. Maßgeblich ist es weniger der Schallpegel, sondern vielmehr die Art und Weise, sozusagen die Charakteristik eines Geräuschs. Da muss man sagen, ein hochdrehender Motorradmotor klingt nun mal sehr dramatisch.
SWR1: Es gibt ein paar schwarze Schafe, die im Gespräch immer durchweg verständnisvoll klingen. Aber wenn sie dann auf der Maschine sitzen, ist der Gashahn oft verlockender als das Verständnis. Wie erreichen Sie denn die Fahrer, sodass sie dann auch im richtigen Moment an die anderen denken?
Berg: Wir begründen das damit, was von staatlicher Seite droht und auch viele Kampagnen fordern. Zum Beispiel das Schreckgespenst der Streckensperrung. Die halten wir in der Sache für gar keine Option und ist aus unserer Sicht eine Kapitulation der Ordnungsbehörden. Eine Aufgabe des Staates ist es, die Freiheit des Rechtschaffenen zu erhalten. Und zwar notfalls, indem man diejenigen, die sich nicht an diese Regeln halten, aus dem Verkehr zieht.
Wir fordern die Leute auf, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Einerseits bedeutet das für die Anwohner, dass die Motorradfahrer berechtigte Interessen haben und dort auch mal lang fahren wollen. Umgekehrt sollen sich die Motorradfahrer überlegen wie es wäre, wenn sie hier wohnen würden. Wenn man die Motorradfahrer fragt, "Wo auf der Strecke habt ihr das Gefühl, dass es zu Störungen von Anwohnern kommen könnte", dann machen sie sich darum gar keine Gedanken.
SWR1: Würde es vielleicht helfen, Hersteller zu verpflichten, die Maschinen grundsätzlich leiser zu bauen?
Berg: Wir haben technisch zwei verschiedene Werte, die immer zugrunde gelegt werden. Das eine ist das Standgeräusch, das bei vielen Herstellern immer lauter wird, während die Fahrgeräusche niedriger werden. Da gibt es über die Motorsteuerung und ähnliches Möglichkeiten, zu "betrügen", sodass es ein Motorrad eigentlich viel lauter ist als unter Testbedingungen. Diesen Wert jetzt weiter runter zu schrauben, wäre schon deshalb kein gangbarer Weg.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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Mehr Informationen zum Rennleitung 100 e.V. finden Sie auf der Webseite.