Nach dem Aus von Bundestrainer Flick

Wer soll jetzt den deutschen Fußball retten?

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Claudia Deeg
Claudia Deeg
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SWR1

Wir haben mit Philipp Köster vom Fußball-Magazin "11 Freunde" über das Ende von Fußball-Bundestrainer Hansi Flick gesprochen und darüber, wie es jetzt weitergeht.

Hansi Flick ist seinen Job als Bundestrainer der Fußball-Nationalmannschaft los. Übergangsweise betreuen Sportdirektor Rudi Völler, Hannes Wolf und Sandro Wagner die Mannschaft beim kommenden Spiel gegen Frankreich am Dienstag. Wir haben darüber mit Philipp Köster vom Fußball-Magazin "11 Freunde" gesprochen.

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SWR1: Sagt es eigentlich alles, dass die Nachricht vom Flick-Ende gestern mitten im Basketball-Finale kam?

Philipp Köster: Ja, es war eine Taktlosigkeit, die man sich wirklich hätte sparen können. Diesen Moment hätte man den Basketballern durchaus lassen können, anstatt dann selber diese Depesche von Flicks Entlassung in die Medien "rauszutröten". Aber da sieht man eben, dass der deutsche Fußball hauptsächlich um sich selbst kreist und sich dabei für wahnsinnig wichtig hält.

SWR1: Wer kann oder soll denn jetzt den deutschen Fußball retten?

Köster: Es gibt natürlich Namen, die kursieren. Julian Nagelsmann ist der allererste, steht allerdings noch beim FC Bayern München unter Vertrag und müsste doch ein ordentliches Salär kassieren. Dann Matthias Sammer, der natürlich einer wäre, der vieles verändern würde. Oliver Glasner von Eintracht Frankfurt ist ebenfalls ein Kandidat, der gerade keinen Job hat – also eine ganze Menge Kandidaten. Aber jetzt muss man natürlich beim DFB erst mal gucken, was wirklich eine langfristige Lösung ist.

SWR-Reporter Daniel Günther: "Die Entscheidung des DFB kam zu spät"

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SWR1: Und dann spielt ja offenbar auch Geld eine Rolle. Dem DFB fehlt Geld, weil die Mannschaft zuletzt keine Erfolge hatte, oder?

Köster: Definitiv. Der Verband ist finanziell ausgeblutet. Es gibt natürlich einerseits die Hinterlassenschaften der vielen Unregelmäßigkeiten und viele Steuernachzahlungen. Zum anderen fehlen aber auch die Prämien aus den vergangenen Turnieren. Sonst hat man ja dafür, dass man Vize-Weltmeister oder Dritter geworden ist, doch ordentlich Geld kassiert. Also, der DFB muss sparen, und gleichzeitig muss er ein ordentliches Salär bereitstellen. Denn klar ist: keiner dieser Kandidaten kommt jetzt für 500 Euro im Monat. Da wird man sich strecken müssen.

SWR1: Aber es liegt ja nicht nur am Trainer. Was muss sich noch ändern?

Köster: Ich glaube, das gesamte Erscheinungsbild der Nationalmannschaft muss sich ändern. Man hat seit diesem WM-Titel 2014 die Entwicklung forciert, dass daraus ein aseptisches Hochglanzprodukt geworden ist, das fast keinen Kontakt mehr zu den Zuschauern, zum Fußballvolk hat. Es ist keine Freude in der Mannschaft. Man muss sich nur mal angucken, wie die Mienen der Spieler waren, nachdem sie den Ausgleich gegen Japan geschossen hatten. Da lacht keiner, da freut sich keiner. Dieser ganze Mannschaftsgeist funktioniert nicht. Also ganz, ganz viel Arbeit für den Nachfolger von Hansi Flick.

Der ehemalige Bundestrainer Hansi Flick
Der ehemalige Bundestrainer Hansi Flick

SWR1: Kriegt Deutschland noch die Kurve vor der EM im eigenen Land nächstes Jahr oder ist es eh zu spät?

Köster: Das frage ich mich auch. Neun Monate haben wir noch. Vielleicht sollte man sich an den alten Spruch erinnern: Elf Freunde müsst ihr sein. Es müssen ja nicht richtige Kumpels sein, aber wenigstens gerne zusammen kommen und gerne zusammen spielen.

SWR1: Und vielleicht sich ein bisschen was von den Basketballern abgucken.

Köster: Das wäre natürlich noch schöner. Aber Weltmeister werden wir wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren nicht mehr.

SWR1: Aber ich meine, was den Teamspirit angeht, oder?

Köster: Ja, der Teamspirit ist großartig. Wenn man sieht, wie die Basketballer füreinander gekämpft haben, wie die Freude hatten, gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Das ist ganz beeindruckend und sollte möglicherweise Vorbild sein für die deutschen Fußballer.

Mehr Informationen über das Aus von Bundestrainer Hansi Flick auf sportschau.de.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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