Statistiker Prof. Dr. Bernd Giezek

EM-Tippspiele: So tippen Sie wie ein Profi

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Claudia Deeg
SWR1 RP Moderatorin Claudia Deeg
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Tippspiele sind nicht nur während der Bundesliga-Saison beliebt. Auch zur Fußball-EM haben sie Hochkonjunktur. Der Statistiker Prof. Dr. Bernd Giezek hat sich mit den Zahlen des Fußballs beschäftigt.

Mit welchen Tipps man meistens richtig liegt und wer laut den Zahlen Fußball-Europameister werden könnte, erfahren Sie hier.

SWR1: Sie haben sich wissenschaftlich mit Tippspielen beschäftigt, weil Sie da früher oft verloren haben?

Bernd Giezek: Ich habe 1996 bei der EM schon mal getippt und war da im unteren Mittelfeld und man wird dann ja auch so ein bisschen gehänselt. Da dachte ich: "Ok, was kannst du gut? Das ist Statistik!" Also habe ich mir die Zahlen angeschaut und siehe da, es gibt Auffälligkeiten.

SWR1: Und seitdem läuft es wirklich besser, oder?

Giezek: Ich bin in den Tipprunden in den oberen zehn Prozent und das finde ich gut.

SWR1: Sie sagen, man muss gar kein Fußballwissen haben, um ein Tippspiel zu gewinnen. Mit welchen Ergebnissen liegt man denn meistens richtig?

Giezek: Die typischen Ergebnisse in der Vorrunde sind 1:0, 2:0 und das 1:1. Das macht fast 50 Prozent der Spiele aus, zumindest in der Vergangenheit. Wir können ja immer nur Daten auswerten aus der Vergangenheit. 3:0, das ist für mich der typische Tipp, wenn eine renommierte Mannschaft gegen einen Underdog spielt. Das sind so die Sachen, die ich normalerweise tippe.

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Wer in der aktuellen EM-Tipprunde eine Chance haben möchte, der sollte beim Tippspiel mit Freunden oder Kollegen nicht auf sein Bauchgefühl vertrauen, sondern auf die Mathematik, sagt Statistiker Prof. Dr. Bernd Giezek.

SWR1: Aber so ein Tipp wie 5:1 von Deutschland am Freitag, das ist Ihnen noch nicht untergekommen?

Giezek: Nein, natürlich nicht. Wir kennen ja das legendäre 7:1 gegen Brasilien damals oder jetzt, das 5:1, das sind natürlich tolle Tipps. Wer das getroffen hat, dem gratuliere ich ganz herzlich. Aber in meinen Augen ist das purer Zufall. Das sind Dinge, die ich normalerweise nicht tippe.

SWR1: Auch wenn es Zufall ist, irgendwann im Verlauf des Turniers, muss ich vielleicht auch mal beim Tippen was riskieren, also gegen die Wahrscheinlichkeit tippen, um richtig fett Punkte zu machen.

Giezek: Das ist so ähnlich, als wenn Sie beim Roulette mal sagen: "Jetzt muss ich doch, nachdem ich so viel verloren habe, mal unbedingt auf eine Zahl setzen. Die muss jetzt einfach kommen!". Ich halte das für eine sehr gefährliche Strategie.

Normalerweise haben wir wirklich eher normale Ergebnisse und Favoriten-Siege.

Tatsächlich freuen wir uns immer mal, wenn ein Underdog gewinnt oder wenn ein sehr ungewöhnliches Ergebnis kommt. Aber normalerweise haben wir wirklich eher normale Ergebnisse und wir haben auch eher Favoriten-Siege und deswegen wette ich tatsächlich genau in diese Richtung.

SWR1: Wie lautet Ihr Tipp für das kommende Spiel, Deutschland gegen Ungarn?

Giezek: 2:1.

SWR1: Das ist langweiligste Ergebnis, was man sich vorstellen kann. Aber statistisch häufig.

Giezek: Ja, ich hätte normalerweise tatsächlich auf ein 3:0 getippt, wenn es das erste Spiel gewesen wäre, weil ich schon glaube, dass die deutsche Mannschaft deutlich besser als die ungarische Mannschaft ist.

Aber ich denke, die Ungarn haben morgen sehr viel zu verlieren und daher glaube ich, dass morgen eher weniger Tore fallen. Dann ist tatsächlich 2:1 das Ergebnis, auf das ich tippe. Sie nannten es langweilig. Das mag durchaus sein, ich nenne es halt typisch.

SWR1: Auf den Europameister mussten wir schon vor dem EM-Start tippen. Frage an Sie als Statistiker: Wer wird Europameister?

Giezek: Wenn ich meinen Zahlen vertraue... Ich mache zusammen mit einem Kollegen aus Köln, dem Professor Groll immer so weiterführende Hochrechnungen, wo wir wirklich die Turnierverläufe simulieren. Für uns ist England da der große Favorit.

Wer die Engländer beim Spiel gegen Serbien gesehen hat und unseren TV-Experten meckern sehen hat, kann darüber durchaus zweifeln, ob England der Favorit ist. Von daher bleibe ich bei Deutschland, also habe ich tatsächlich auch trotz Statistik die schwarz-rot-goldene Brille auf.

Das Interview führte Claudia Deeg.

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