Das haben wir Markus Beyer gefragt. Er ist der Vorsitzende des Bundesverbandes Bürohund e.V.
Positive Effekte durch die Interaktion mit dem Bürohund
SWR1: Warum sorgt der Hund im Büro für eine bessere Atmosphäre?
Markus Beyer: Es geht im Wesentlichen um drei gesundheitliche Punkte. Zum einen unterbricht der Hund unser "Kopfkino". Das heißt, er holt uns wieder zurück in die Realität.
Der nächste Punkt im Bereich Gesundheit ist, dass in dem Moment, indem wir einen Hund streicheln, ein ziemlich cooles Hormon freigesetzt wird. Das heißt Oxytocin, das sogenannte Bindungshormon. Das senkt die Stresshormone.
Außerdem ist der Hund immer auch wieder eine Kommunikationsbrücke zwischen Abteilungen. Wenn man zum Beispiel Rudolf aus dem Controlling vorher nicht mochte, man sieht ihn dann aber mit einem Hund spielen, dann wird aus dem Funktionsträger wieder ein Mensch und man kann wieder mit ihm reden.
SWR1: Sie führen auch noch den Vorteil mehr Bewegung auf. Klar, der Hund muss ja auch mal vor die Tür, aber das könnte ich ja im Prinzip auch ohne Bürohund machen, oder?
Beyer: Wenn ich im Büro sitze und nicht unterbrochen werde durch meinen Bürohund Nando – Golden Retriever, fünfeinhalb Jahre – dann würde ich mich nicht bewegen.
Aber wenn ich in seine Augen gucke und in seinen klaren Blick, der schreit: "Beweg dich jetzt endlich, alter Mann!", dann muss ich aufstehen und mit ihm rausgehen. Im ersten Moment bin ich dann sauer, aber wenn wir auf der Straße sind, sage ich leise zu ihm: "Danke, ohne dich wäre ich jetzt nicht hier draußen".
Regeln für den Bürohund sind wichtig
SWR1: Man kann das natürlich auch komplett umdrehen und anders argumentieren. Der Hund lenkt die Menschen beim Arbeiten ab. Was sagen Sie denn dazu?
Beyer: Ja, definitiv. Aber diese Ablenkung im Rahmen ist gewollt, weil viele psychische Belastungen tatsächlich durch das Kopfkino, durch Vorstellungen entstehen. Und wenn dann ein Hund zu mir kommt, mich anstupst [...] und mich wieder zurück in die Realität holt [...], dann ist diese Unterbrechung absolut bewusst und zielführend. Wenn er nur nervt, dann ist er natürlich eher störend. Es muss eine Balance gefunden werden. Individuell in jedem Mensch-Hund-Verhältnis.
SWR1: Was ist mit Menschen, die zum Beispiel eine Hundehaarallergie haben oder generell keine Tiere mögen?
Beyer: Die Statistiken sagen, es sind rund dreieinhalb Prozent der deutschen erwachsenen Bevölkerung, die unter einer Hundehaarallergie leiden. Die Gruppe der Menschen, die körperlich negativ reagieren, die Gruppe der Menschen, die psychisch negativ auf Hunde reagieren – beispielsweise mit Angst – und die Gruppe, die einfach keinen Bock auf Hunde hat, die muss geschützt werden.
Das bekommt man durch Regeln hin. Also Vereinbarungen schriftlicher Art kann ich empfehlen. Dass man also sagt, die und die Bereiche im Büro sind hundefrei. Oder man führt eine Leinenführung auf den Gängen ein, sodass sich jeder an das Thema Bürohund gewöhnen kann.
Damit wird auch sehr häufig die Angst weggenommen. Weil unser Angstzentrum, die Amygdala, lernen kann, dass Hunde nicht unmittelbar tödlich sind. Und andere Menschen, die eben tatsächlich eine allergische Reaktion zeigen, können dadurch geschützt werden.
SWR1: In einigen Firmen ist das Mitbringen des Hundes schon erlaubt. Ist das aus Überzeugung oder geht es vor allem darum, den Arbeitsplatz attraktiv zu machen?
Beyer: Ich wünsche mir, dass es aus Überzeugung ist. Nämlich aus der Überzeugung, dass wir uns unbedingt deutlicher aufstellen müssen in Bezug auf die psychischen Belastungen, die jetzt schon da sind und die laut Studien noch weiter ansteigen werden.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Weitere Informationen zum Bundesverbandes Bürohund e.V. .