Im Frühjahr 1984 hat die steile Karriere der Synthie-Band mit der ersten Hitsingle "Big In Japan" angefangen. Das Debütalbum "Forever Young" schaffte es auf Anhieb in die Top 10 der deutschen Charts. Der gleichnamige Titelsong ist mit Abstand das bekannteste Stück Musik von Alphaville.
SWR1 Musikredakteur Dave Jörg hat mit Sänger Marian Gold über die Anfänge von Alphaville gesprochen und wie die Fans die Tracklist des Best-Of-Albums selbst bestimmt haben.
Mit "Forever Young" landete Alphaville einen Hit
SWR1: Als kleines Jubiläumsgeschenk ist euer großer internationaler Hit "Forever Young" seit dem Sommer wieder in mehreren Ländern in die Charts eingestiegen. Könnt ihr zurückverfolgen, wie das kommt?
Marian Gold: Das sind Dinge, auf die man selber überhaupt keinen Einfluss hat, sondern das geht viral. Dann fangen irgendwelche Leute damit an und dann verbreitet sich das und es ist wie eine Welle. Wir haben relativ wenig dazu beigetragen, außer dass wir diesen Song geschrieben haben.
SWR1: Den Tag, an dem du den Song zusammen mit Bernhard Lloyd und Frank Mertens in Münster geschrieben hast, wirst du vermutlich niemals bereut haben.
Gold: Nein, natürlich nicht. Aber es war uns natürlich - Gott sei Dank - nicht klar, was wir da gerade gemacht haben. Und es betrifft ja nicht nur "Forever Young", sondern irgendwie alle möglichen Songs, die auf diesem ersten Album waren.
Dass wir da wirklich eine Hitnummer nach der anderen schreiben, das war uns überhaupt nicht bewusst. Wir standen am Anfang unserer Karriere und waren total happy, dass wir jetzt irgendwie das Equipment hatten, um überhaupt Musik machen zu können.
Fans entscheiden über Songs auf "Forever! Best Of 40 Years"
SWR1: Normalerweise entscheiden Plattenfirmen gerne selbst darüber, was man auf ein Best-Of-Album packt, aber ihr hattet das bei "Forever! Best Of 40 Years" ziemlich selbst in der Hand.
Gold: Es ist eben nicht so ein normales Best-Of-Album, sondern irgendwie eine Rückschau über 40 Jahre. Mir war in der ganzen Zeit selbst nie so richtig bewusst, was für eine Wegstrecke wir als Band zurückgelegt haben. Als es darum ging, diese 40 Songs auszusuchen (...) und ich dann auf einmal über dieses ganze Repertoire hinweg geblickt habe (...), da habe ich mich eigentlich überfordert gefühlt.
Einerseits hat mich das sehr beeindruckt, wie viele Versionen von mir an diesen Songs mitgeschrieben haben. Zum anderen fühlte ich mich außerstande, da eine Auswahl zu treffen. Deswegen haben wir entschieden, dass wir das unseren Fans überlassen. Wir haben dann ein Online-Voting veranlasst und aus diesem Voting ist dann im Prinzip die Setlist für das Best-Of-Album entstanden.
Marina Gold: Alphaville basiert auf politischer Einstellung
SWR1: Normalerweise ist die Musikindustrie nicht so basisdemokratisch. Ich stelle mir das sehr spannend vor, das der Zielgruppe zu überlassen.
Gold: Basisdemokratisch ist eigentlich ein super Ausdruck. Als wir angefangen haben, war das echt ein Thema. Alphaville selbst ist das Projekt von dieser politischen Einstellung, die damals eben sehr populär war. Bei Basisdemokratie ging es in erster Linie darum, sich von den gängigen Institutionen in irgendeiner Form zu befreien, eben auch als Künstler, zum Beispiel von Plattenfirmen und so.
Als es dann in den 2.000ern auf einmal losging, dass du Sachen ins Internet stellen konntest und dass du das unabhängig machen konntest (...), wirkte das im ersten Moment wie eine Befreiung. Damals als wir angefangen haben, waren diese ganzen Ideen schon in unseren Köpfen. Aber dass es tatsächlich mal technologisch möglich ist, davon haben wir nicht mal geträumt.
Das vollständige Interview könnt ihr oben im Audio hören.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Dave Jörg.