Neuer Kinofilm "Alter weißer Mann"

Jan-Josef Liefers: "95 Prozent aller Witze gehen auf meine Kosten!"

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Moderator/in
Michael Lueg
SWR1 Moderator Michael Lueg
Gespräch mit
Jan-Josef Liefers

"Alter weißer Mann", der Spruch fällt oft, wenn es um veraltete und diskriminierende Sichtweisen geht. Um so einen "alten weißen Mann" geht's auch im gleichnamigen Kinofilm mit Jan-Josef Liefers in der Hauptrolle.

SWR1: Die Figur im Film – Heinz Hellmich – will mit aller Gewalt kein "alter weißer Mann" sein. Gelingt ihm das?

Jan-Josef Liefers: Das gelingt ihm nicht so ohne Weiteres. Weil er auch nicht weiß, wie es geht. Er versucht, allen gerecht zu werden und dann macht er diese irrwitzige Reise nach Berlin, um seine große Tochter zu besuchen, die gar nicht mehr mit ihm redet. Er will sich mit ihr Aussöhnen und dann kommt er dort richtig in die Berliner Partymühle. Und wie es manchmal so ist mit guten Partys, findet er dort zu sich. Das ist dann so ein Moment für Heinz, wo er sich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder wirklich selbst spürt.

Der Cast des Kinofilms "Alter Weißer Mann", in der Hauptrolle Jan-Josef Liefers.
Weltpremiere des Kinofilms "Alter Weißer Mann" im Mathäser Filmpalast in München. v.l.n.r.: Michael Maertens, Kirstin Winkler ( Produzentin ), Meltem Kaptan, Jan-Josef Liefers, Simon Verhoeven ( Regisseur und Drehbuch ), Nadja Uhl, Denise M'Baye, Friedrich von Thun, Elyas M'Barek, Quirin Berg ( Produzent ), Max Wiedemann ( Produzent ) Foto: Revierfoto

"Ein ziemlich turbulenter, unterhaltsamer Kinofilm"

SWR1: Im Film wird ja alles auf die Spitze getrieben: Gendern, Wokeness (Laut Duden: in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen Diskriminierung zu sein), generell politisch korrekt sein. Bis zu welchem Punkt ist das wichtig und ab wann wird es absurd?

Liefers: Hinter all den Dingen, die Du aufgezählt hast, stecken berechtigte Anliegen und die müssen jetzt verhandelt werden. So ist das in der menschlichen Gesellschaft. Keiner kann sich alleine durchsetzen mit dem, was er für richtig hält. Diese komische Kampfsprache, die sich vor allem bei Social Media inzwischen entwickelt hat, wird uns wahrscheinlich nicht viel weiter bringen.

Der Film bringt eigentlich eine Hoffnung zum Ausdruck, dass man in der analogen Welt eine Sprache miteinander finden kann, die von Zuneigung und gegenseitigem Interesse getragen ist. Und es ist vor allem mal ein sehr lustiger und ein ziemlich turbulenter, unterhaltsamer Film. Und vielleicht wird dadurch, dass man auch drüber Lachen kann und durch das Genre der Komödie, auch der Zugang zu diesen heiklen Themen ein bisschen leichter.

Alter Weisser Mann - Trailer (deutsch/german; FSK 0)

SWR1: Das heißt, es wird über Wokeness und über das Gendern genauso gelacht, wie über die andere Positionen?

Liefers: Ich würde sagen, 95 Prozent aller Witze gehen auf meine Kosten in dem Film.

Gendern, Wokeness & Co. – "Es ist ein Film, der uns mal kurz davon erlöst!"

SWR1: "Auf den alten, weißen Mann"-Regisseur Simon Verhoeven hat ja mal gesagt, der erste Impuls in seinem Film ist, als sein Vater bei einer Podiumsdiskussion andauernd korrigiert worden ist, weil er nicht gegendert hat. Dann wäre es am Ende gar nicht mehr um das gegangen, was sein Vater gesagt hat, sondern wie er es gesagt hat. Geht denn durch das Gendern und übertriebene politische Korrektheit der Respekt der Menschen untereinander verloren?

Liefers: Ich finde das auch schwierig, dass man viel zu viel damit beschäftigt ist, für alle richtig zu formulieren, damit sich ja keiner irgendwie auf den Schlips getreten fühlt. Und man dann am Ende bis zur Unkenntlichkeit verballhornt, was man sagen will. [...] Es ist eigentlich ein Film, der uns mal kurz genau davon erlöst. Der Film ist mehr ein Vergnügen und auch ein Spaß an uns selbst. Darüber macht sich der Film auf jeden Fall auch lustig.

Das Interview führte Michael Lueg.

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