SWR1 Wundervolles Winterwissen

Wie Tiefenbronn den Grinch zurückbekommen hat

Stand
Autor/in
Steffen Tröger

Was hat der Grinch plötzlich in Tiefenbronn im Enzkreis, in der Nähe von Pforzheim, zu suchen? Hat das grüne, fiese Fellwesen aus dem Kinderbuch von Dr. Seuss dort etwa in diesem Jahr Weihnachten gestohlen?

"How the Grinch stole Christmas!"

So heißt das Kinderbuch des amerikanischen Autors Dr. Seuss - in den USA ein echter Klassiker. Hauptfigur: der Grinch, ein grünes Fellwesen, dessen Herz zwei Größen zu klein ausgefallen ist, das Weihnachten hasst und das Fest verhindern will, indem es alle Geschenke stiehlt. Doch zu seiner großen Überraschung findet Weihnachten doch statt und der Grinch erkennt die wahre Bedeutung des Fests.

Entdeckung bei den Recherchen: der Grinch hat Wurzeln im Enzkreis

1957 hat Dr. Seuss das Buch geschrieben. Sein vollständiger Name: Theodor Seuss Geisel - erste Verbindungen nach Deutschland sind da schon zu erahnen. Wir bohren weiter, denn Dr. Seuss kommt bekanntermaßen aus einer deutschen Einwanderer-Familie. Der Stammbaum der Familie verweist auf einen Großvater, geboren in Deutschland. Mühlhausen, Tiefenbronn, Oberamt Pforzheim!

Ahnenforschung bei der Stadt Tiefenbronn: Verbindungen zu Dr. Seuss

Lässt sich die Herkunft von Dr. Seuss' Großvater amtlich bestätigen? Dass die Familie des Autors aus Tiefenbronn kommen könnte, sei hochinteressant, sagt Manuela Krentzel, die Leiterin des Bauamts. Sie interessiert sich sehr für Stadtgeschichte und lässt die Daten überprüfen.

»Unser Ortshistoriker, Dr. Dieter Leicht, hat in den alten Kirchenbüchern nachgeschaut . Da hat er den Geburtseintrag gefunden: Mühlhausen an der Würm.«

Theodor Geisel, geboren am 9. Juli 1841, in einem Ortsteil von Tiefenbronn. 1869 ausgewandert nach Amerika. Jetzt ist es also amtlich bestätigt: Der Grinch hat familiäre Wurzeln in Baden-Württemberg! 

Auszug aus dem Standesbuch der katholischen Gemeinde Mühlhausen, Kopie aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe
Im Jahre eintausend achthundert und ein und vierzig am neunten Juli nachts elf Uhr wurde dahier in der katholischen Pfarrgemeinde geboren und den elften nachmittags drei Uhr von Unterzeichnenden in der Kirche getauft ein Knäblein Theodor, ehelicher Sohn des hiesigen Bürgers und Schneidermeisters Konrad Geisel und der Ehefrau Elisabetha geb. Frey… (Auszug aus dem Standesbuch 1785-1841 der katholischen Gemeinde Mühlhausen - Kopie aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe, Signatur 390, Nr. 3828)

Sagen aus dem Nordschwarzwald als Vorlage für den Grinch?

Hat Großvater Theodor Geisel vielleicht seinem Enkel Theodor Seuss Geisel alte Geschichten oder Sagen aus dem Nordschwarzwald erzählt, die dieser später zum Grinch verarbeit hat?

 »Hinter dem alten Ort gab es einen Damm, da ist nachts der Dammgeist erschienen. Aber der soll eher ausgesehen haben wie eine Zwergkuh mit vier faustgroßen, leuchtenden Augen.«

Geklärt ist durch die Recherche auch, dass die ersten Ideen für den Grinch nicht etwa am Stammtisch der Gaststätte "Zum Grünen Grinch" entstanden sind, die gab es in Tiefenbronn nämlich zu keiner Zeit. Und umbenennen zu "Tiefen-Grinch" oder "Grinchen-Bronn" wird sich Tiefenbronn auch nicht, sagt Manuela Krentzel und lacht:

»Also, einen Griesgram wollen wir uns ja nicht zum Vorbild machen.«

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Steffen Tröger