Dass Profisportler nicht nur körperlich sondern auch geistig fit sein müssen, wurde lange nicht beachtet. Der Suizid von Robert Enke aufgrund seiner Depressionen im Jahr 2009 sorgte für einen ersten Weckruf in der Welt des Profisports. Doch wie ist die Situation fast 15 Jahre danach?
"Es war lange verbreitet, dass Profi-Fußballer keine Schwächen zeigen, das hat sich verändert und das ist auch gut so", sagt Fußballtrainer Peter Zeidler, der zuletzt den VfL Bochum trainierte. Vor allem weil mittlerweile Fachpersonal wie Psychologen oder Mentaltrainer an der Seite von Spieler und Trainer stehen.
Mentale Gesundheit und Soziale Medien
Trotzdem sei vor allem heutzutage durch eine immer schneller werdende Medienberichterstattung das Thema noch wichtiger, findet Martin Strobel. "Als ich angefangen habe, gab es vielleicht mal am Dienstag einen Artikel über das Spiel und heute gibt es den ja schon mit Abpfiff auf den Handys", sagt der ehemalige Profi-Handballer, der unter anderem als Mental-Coach im Bereich Kommunikations- und Führungspsychologie arbeitet.
Er sieht vor allem auch jüngere Spieler eher in Gefahr: "Junge Spieler müssen den Umgang lernen, vor allem da sie ja auch selber mehr konsumieren, und dann ist aber auch das Umfeld wieder wichtig." Ein stabiles Umfeld ist auch laut Peter Zeidler enorm wichtig, da Familie und Freunde oder auch Berater ein Gleichgewicht für die Spieler herstellen können.
Kommunikation als wichtige Komponente
Doch auch Trainer und ihre Kommunikation spielen eine zentrale Rolle im Hinblick auf die mentale Gesundheit der Spieler. "Die Gefahr besteht natürlich, dass man immer mehr redet, anstatt zuzuhören, auch als Trainer. Und deswegen ist es wichtig die Spieler erzählen zu lassen und sie auch übers Leben reden lässt", so Peter Zeidler.
Das geht allerdings im oft stressigen Spielalltag unter, erinnert sich Martin Strobel: "In hektischen Phasen fällt eine Frage "Wie geht es dir?" natürlich hinten runter. Aber es ist enorm wichtig, den Menschen ins Zentrum zu bringen, vor allem weil immer Leistung gefordert wird. Wir sind aber keine Maschinen."
Trotzdem würde der Ex-Profihandballer keinen anderen Beruf wählen: "Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen, und konnte meine Leidenschaft jeden Tag ausleben, dafür bin ich dankbar."