In den nächsten Tagen könnte Benedikt Dolls Frau Miriam einen Anruf von Biathlon-Bundestrainer Uros Velepec bekommen. "Ich würde mir wünschen, dass er weitermacht. Wir müssen mit seiner Frau reden, dann klappt es vielleicht", scherzte der Slowene nach der erlösenden WM-Bronzemedaille des Schwarzwälders im Einzel von Nove Mesto am Mittwoch. Ob er Ski und Gewehr zur Seite stellt, will der 33-jährige Doll nach der WM verkünden, wenn er zurück zu Hause bei seiner Familie mit dem kleinen Sohn ist. Vor der aktuellen Saison hatte Doll ein mögliches Karriereende nach dieser Saison angedeutet.
Sportdirektor will "jede Entscheidung vom Benni akzeptieren"
Wie wichtig der Dienstälteste im deutschen Team ist, unterstrich Sportdirektor Felix Bitterling. Am Abend vor dem WM-Start gab es ein Meeting des gesamten Teams. Und neben Bitterling sprach auf dessen Wunsch auch Doll zu allen. "Er hatte nur eine Stunde Zeit, ist aus dem Auto gestiegen und hat eine super Ansprache gehalten, wo es wirklich jedem ein bisschen den Rücken runtergelaufen ist", erzählte Bitterling. Die Worte des Ex-Weltmeisters hätten sicher das eine oder andere bewirkt.
Auch Bitterling hofft noch auf einen Aufschub von Dolls Karriereende. Zu dem Thema sei er mit ihm im Dauergespräch und werde an Überzeugungsarbeit alles geben. "Aber wir werden jede Entscheidung vom Benni akzeptieren, das sind wir ihm schuldig", sagte Bitterling. Was Doll nach dem Profisport machen will, weiß der passionierte Koch schon. Ein Ingenieursberuf mit Gebäude-, Energie-, Klima oder Elektrotechnik interessiert ihn. "Es gibt zwei, drei Studiengänge zur Auswahl, und da muss ich jetzt mal schauen. Aber ich denke, ich werde noch mal studieren", sagte Doll, der an der Hochschule Furtwangen bereits ein Studium für Marketing und Vertrieb abgeschlossen hat.
Doll fällt ein Riesenstein vom Herzen
Umrahmt von seinen Teamkollegen hatte Doll immer wieder stolz seine Bronzemedaille in die Kameras gezeigt, er schrie die pure Freude heraus. "Es ist für mein Gemüt sehr, sehr wichtig", bekannte der 33-Jährige. Die Durststrecke nach dem WM-Titel 2017 und seiner Olympiamedaille 2018 habe an ihm genagt. "Es tut richtig gut, nach so vielen Jahren wieder zu zeigen, dass man bei der WM eine Medaille holen kann." Ihm sei deshalb "ein Riesenstein vom Herzen gefallen", sagte er.
Generell freue er sich nach dem schweren WM-Start "unfassbar fürs Team". In den Einzeln habe das deutsche Team gezeigt, "dass wir ums Podium mitlaufen können. Das macht mich richtig stolz." Statt mit einer großen Feier belohnte sich der Schwarzwälder für seinen Coup lieber mit einem guten Abendessen. "Schaun mer mal, was die Köche zum Essen gezaubert haben. Darauf freue ich mich jetzt am meisten", sagte er nach der Siegerehrung. Richtung Staffel am Samstag mache das Erfolgserlebnis Mut. "Es zeigt, dass wir voll mit dabei sind. Es gibt uns sehr viel Selbstvertrauen und Zufriedenheit", so Doll: "Es nimmt ein bisschen Druck weg."