Zwei Medaillen bei Olympia, sechs bei Weltmeisterschaften, sieben Weltcup-Siege - Benedikt Doll gehört zu den erfolgreichsten deutschen Biathleten des letzten Jahrzehnts. Nachdem er schon in der vergangenen Saison überlegt hatte seine Karriere zu beenden, macht Doll nun einen Haken hinter das Kapitel Biathlon, wie er am 23. Februar verkündete. Das Ergebnis seines letzten Rennens wird zur Nebensache. Doll kam als 27. mit sechs Fehlschüssen ins Ziel. Den Massenstart im kanadischen Canmore gewann der Norweger Johannes Thingnes Bø. Selbstverständlich wurde Doll trotzdem im Ziel von seinen Mannschaftskollegen mit Jubel und Konfetti in Empfang genommen.
Vom Langlauf zum Biathlon: Dolls Start in eine erfolgreiche Karriere
Mit Blick auf den familiären Hintergrund war früh abzusehen, dass aus Benedikt Doll einmal ein Profisportler werden könnte. Von seinem Vater Charly, ein ehemaliger Langstreckenläufer und seiner Mutter Friederike (Marathon) wurde Benedikt die Affinität zum Ausdauersport in die Wiege gelegt. Im Alter von sieben Jahren kam er durch seine ältere Schwester Stefanie vom Langlauf auf die Notschrei-Loipe in Todtnau zum Biathlon, wo er schon zu Schulzeiten seine ersten Rennen gewann.
Nach dem Realschulabschluss ging es für Doll nach Furtwangen auf ein Skiinternat, 2009 folgte das Abitur. Seitdem ist der Schwarzwälder, wie viele andere Athleten, Sportsoldat in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Sein im Jahr 2011 begonnenes, sportbegleitendes Studium im Bereich Marketing, Vertrieb, Wirtschaftsingenieurwesen schloss er 2020 mit dem Bachelor of Science erfolgreich ab.
Auf vier Weltmeistertitel in der Juniorenstaffel folgte am 16. März 2012 sein erstes Männerrennen. Beim Sprint in Chanty-Mansijsk (Russland) gab Doll mit Rang 32 sein Weltcup-Debüt.
WM-Gold im Sprint als Höhepunkt der Karriere
Fast genau ein Jahr später läuft Doll zum ersten Mal aufs Podium. Gemeinsam mit der Männer-Staffel wird er beim Weltcup in Sotschi (Russland) Zweiter. Im März 2015 kommt er ausgerechnet in Chanty-Mansijsk erstmals in einer Einzel-Disziplin, einem Sprint, als Dritter auf einem Podestplatz ins Ziel.
2017 erlebt der Biathlet den Höhepunkt seiner Karriere. Bei der WM in Hochfilzen (Österreich) gewinnt er im Sprint die Goldmedaille. Es ist der erste und letzte Weltmeistertitel in seiner Laufbahn. Hinzu kommen zwischen 2016 und 2024 dreimal Silber und zweimal Bronze. Bei seiner letzten WM in Nove Mesto (Tschechien) im Februar gelingt Doll der perfekte Abschluss. Im Einzel wird er starker Dritter und holt Bronze.
Benedikt Doll und Co.: Eine goldene Biathlon-Generation
Nun kehrt auch Benedikt Doll wie zuvor Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp dem aktiven Biathlonsport den Rücken. Was bleibt, ist eine goldene Generation mit zahlreichen Podestplätzen und internationalen Erfolgen, wie bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang (Sükorea), als das Quartett seine Leistung mit Staffel-Bronze krönte. Neben Sprint-Gold für Peiffer und Verfolgungs-Silber für Schempp holte Doll zudem eine weitere olympische Bronzemedaille in der Verfolgung.
Der Jüngste dieser goldenen Generation organisierte viel, kümmerte sich und wurde so zu einer verlässlichen und großen Stütze. Als Führungsfigur trug er viel Verantwortung und spielte für den Zusammenhalt eine wichtige Rolle. "Ich glaube schon, dass die Mannschaft das jetzt erst mal merken wird, dass Benni nicht mehr da ist", sagte Schempp (35) in der ARD-Dokumentation “Benedikt Doll - der letzte Weltmeister“.
Wie es für Benedikt Doll nun weitergeht
Und was kommt jetzt, Benedikt? "Ich möchte etwas anderes machen", sagte Doll in seiner Rücktrittserklärung. Was er damit meint: "Ich möchte mit meiner Familie daheim mehr Zeit verbringen." Frau Miriam und Sohn Aron, seine Glücksbringer vor jedem Wettkampf, werden sich freuen. Doch auch akademisch möchte Doll den nächsten Schritt gehen. Ab Herbst wird er in Offenburg sein zweites Studium beginnen, diesmal in Richtung nachhaltige Energiesysteme. Überhaupt ist der Umweltschutz ein Thema, mit dem sich der Familienvater intensiv beschäftigt.
Auch bei seiner neben dem Biathlon größten Leidenschaft, dem Kochen, achtet er darauf, regionale, saisonale und frische Zutaten zu verwenden. Zusammen mit seinem Vater, dem deutschen Olympiakoch von 2002, betreibt er einen Kochblog ("Dolls Küche"). Auch ein eigenes Kochbuch haben die beiden bereits veröffentlicht. Und wer weiß: Vielleicht sieht ihn ja das deutsche Team eines Tages in anderer Funktion wieder, wenn er, seinem Vater zum Vorbild, den Kochlöffel für Team Germany schwingt.