Rhythmische Sportgymnastik

Darja Varfolomeev: Weltklasse mit Keule, Ball und Reifen

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Autor/in
Leon Sander

Darja Varfolomeev hat die WM der Rhythmischen Sportgymnastik mit den Keulen gewonnen. Ein historischer Triumph der Schülerin aus Schmiden bei Stuttgart.

Darja Varfolomeev ist die beste rhythmische Sportgymnastin der Welt mit den Keulen. Die 15-Jährige gewann das Finale bei der Weltmeisterschaft im bulgarischen Sofia. Damit holt Varfolomeev den ersten Titel in ihrer Sportart seit der Wiedervereinigung nach Deutschland. Am Tag zuvor konnte sie bereits Silber mit dem Ball und Bronze mit dem Reifen feiern.

Den letzten deutschen Podiumsplatz gab es 1985 für die DDR. Bianca Dittrich wurde Dritte mit dem Ball. Der letzte schwarz-rot-goldene Sieg geht sogar bis 1975 zurück. Damals wurde Carmen Rischer aus Nordrhein-Westfalen zur lange Zeit einzigen deutschen Gymnastik-Weltmeisterin. Jetzt gesellt sich mit Varfolomeev eine Schülerin aus aus dem bei Stuttgart gelegenen Schmiden zu ihr.

Von Sibiren nach Schwaben

Geboren wurde Varfolomeev weit weg von Baden-Württemberg in Sibirien. Im Februar 2019 zog sie mit zwölf Jahren nach Schmiden. Weil die Konkurrenz im deutschen Turnen deutlich überschaubarer ist als in Russland. Dort hatte sie keine Chance für sich gesehen. Möglich machte es ihr deutscher Großvater Alexander. Deswegen darf sie für die deutsche Nationalmannschaft starten. Im russischen Team war Varfolomeev nie.

"Ich fühle mich in Deutschland schon wie zu Hause" wird Varfolomeev von der "Bild" zitiert. Auch weil inzwischen fast ihre ganze Familie bei ihr in Schmiden wohnt. Unter anderem ihr Vater, ihre Mutter, ihr Bruder und selbst ihr Hund. In Russland war sie zuletzt vor zwei Jahren. Ihre Mutter Tatjana war selbst eine vielversprechende Gymnastin, musste ihre Karriere allerdings wegen Knieproblemen beenden.

Darja Varfolomeev bei der Junioren-WM 2019
Die zwölfjährige Darja Varfolomeev bei der Junioren-WM 2019

Das harte Training zahlt sich mehrfach aus

Nicht von ungefähr also hat Darja Varfolomeev bereits im Alter von drei Jahren mit der Sportgymnastik angefangen. Mit zwölf Jahren hat sie sich entschieden, sie als Leistungssport zu betreiben. Es folgte der Umzug nach Deutschland und seitdem ein äußerst diszipliniertes Training. Montags bis freitags geht sie vormittags auf die Albert-Schweitzer-Gesamtschule in Fellbach. Anschließend geht sie für ihr Training zum TSV Schmiden, dem Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik. Bis zu fünfeinhalb Stunden am Tag kann das dauern. Samstags und in den Ferien hat sie sogar zwei Einheiten pro Tag. Nur am Sonntag hat sie frei.

So viel Fleiß zahlt sich aus. Varfolomeev gilt als einer der Stars des deutschen Teams. Dies hat sie jetzt nicht nur mit einem kompletten Medaillensatz bei der WM bewiesen. Bei der Europameisterschaft in Israel im Juli konnte sie zweimal Bronze gewinnen, einmal mit dem Ball und einmal mit den Keulen. Auch damit beendete sie eine deutsche Durststrecke in der Rhythmischen Sportgymnastik. Die letzte EM-Medaille für Deutschland gab es 1980, ebenfalls für Carmen Rischer. Bereits zu diesem Anlass hat SWR Sport Varfolomeev vorgestellt.

Keine russische Konkurrenz bei der WM

Bei der WM in Bulgarien durften die russischen Sportgymnastinnen nicht antreten. Russland wurde wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine ausgeschlossen. Deswegen berichten jetzt auch russischen Medien über den Sieg der gebürtigen Sibirierin. Ob Varfolomeev nur deswegen gewann, weil sie erneut die russische Konkurenz umgehen konnte oder ob sie inzwischen auch so zur Weltspitze gehört, wird sich erst zeigen, wenn sie tatsächlich wieder gegen Russinnen antreten sollte. Fest steht: Mit ihrem Umzug nach Schwaben hat Varfolomeev ihre erhoffte Chance auf Erfolg in der Rhythmischen Sportgymnastik genutzt. Weitere Medaillen werden in Schmiden von ihr erwartet, schließlich hat die gerade einmal 15-Jährige noch eine vielversprechende Karriere vor sich.

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Leon Sander