Manchmal öffnet sich die Tür zu den Olympischen Spielen schneller als erwartet. Annett Kaufmann hätte sich zwar andere Umstände gewünscht, als von der Verletzung von Teamkollegin Ying Han zu profitieren. Aber trotzdem geht ein Traum in Erfüllung: "Ich würde lügen, wenn ich sage ich freue mich nicht, dass ich spielen darf. Aber ich hätte es mir anders gewünscht. Dass es so ist, ist bitter für Ying, die es mehr als jede andere verdient hätte, dabei zu sein. Deshalb kann ich mich nicht ganz so freuen, wie es normal der Fall wäre", sagt Kaufmann mit großem Respekt gegenüber dem Pech der Teamkollegin, die einen Achillessehnenriss erlitten hat.
Gedämpfte Freude wegen Verletzung der Teamkollegin
Nun wird also Annett Kaufmann, die erst vor ein paar Tagen ihren 18. Geburtstag gefeiert hat, in Paris im Mannschaftswettbewerb neben Nina Mittelham und Xiaona Shan an der Platte stehen. Olympische Spiele sind für Annett Kaufmann eine unfassbar große Veranstaltung, dass ihre Vorstellungskraft übertrifft: "Man kann das Event mit keiner WM oder EM vergleichen. Ich bin gespannt, wie es sein wird, in einer vollen Halle bei toller Stimmung zu spielen. Und die Dimensionen des Olympischen Dorfs sollen ja riesig sein, da bin ich schon sehr gespannt", beschreibt Kaufmann ihre Gefühlslage.
DM-Titel, Abitur und Olympiateilnahme innerhalb weniger Wochen
Dass Kaufmann irgendwann auf der großen Bühne stehen würde, schien schon länger klar. Im Juni gewann sie mit gerade mal 17 Jahren den Deutschen Meistertitel im Einzel. Bei Jugend-Europameisterschaften hamsterte sie bereits mehrere Titel, in der Bundesliga beim SV Böblingen spielte sie schon als Teenager. Da sich die Mannschaft aus der Bundesliga zur neuen Saison zurückziehen wird, hat sich Kaufmann zu einem Wechsel zum SV DJK Kolbermoor in Bayern entschieden, einer Spitzenmannschaft im Frauenbereich. Ihr Lebensmittelpunkt wird aber weiterhin zu Hause in Bietigheim sein.
Zukunft als Tischtennis-Profi
Trotzdem ist es der nächste Schritt zur Profisportlerin. Nach bestandenem Abitur (Note 2,0) will sich Annett Kaufmann nun ganz auf Tischtennis konzentrieren. Da kommt die Olympianominierung als Motivationsschub gerade richtig. Trotzdem weiß sie, dass ein Plan B wichtig ist. "Es gibt schon eine große Kluft zwischen den Männern und den Frauen hinsichtlich der Professionalisierung. Deshalb war mir auch ein gutes Abitur wichtig, um alle Möglichkeiten zu haben. Bisher habe ich Tischtennis als reines Hobby gesehen und der Spaß stand im Vordergrund. Das soll auch so bleiben, aber nun ist es eben mein Job", beschreibt Kaufmann ihre zukünftige Karriere.
In Paris Erfahrung für Los Angeles 2028 sammeln
In Paris will sie nun wichtige olympische Erfahrungen sammeln, die ihr auch 2028 helfen können. Denn in Los Angeles will Kaufmann dann endgültig in der Spitze mitspielen und einen olympischen Einzelstart schaffen. Dann wird sie schon genau wissen, was für ein Mega-Event Olympische Spiele sind.