Sport erklärt

So wirfst Du die perfekten Darts - mit Max Hopp

Stand
Autor/in
Julius Richter
Martin Maibücher

Konzentration, Präzision, Emotion: Darts ist eine komplexe Sportart. Wie wirft man so gut wie die Superstars? "Sport erklärt" auf der Suche nach dem perfekten Wurf im Darts!

Drei Pfeile, eine Scheibe und los geht’s. Jeder kennt es. Jeder kann es. Zumindest ein bisschen. Darts ist ein Sport für jung und alt, groß und klein. Doch wie schafft man es, den Pfeil in einem acht Millimeter schmalen Feld zu platzieren? Und das so oft wie möglich?

Sport erklärt: Der perfekte Wurf im Darts

Für den perfekten Wurf gibt es keine allgemeingültige Formel. Aber es gibt Faktoren, die alle Topspieler verinnerlicht haben, um die Chancen auf den perfekten Wurf zu erhöhen. Einer der deutschen Stars im Darts ist Max Hopp. Spitzname: "The Maximiser". Mit 16 WM-Debüt bei den Profis, mit 21 gewinnt er als erster Deutscher überhaupt einen Titel auf der Tour des Weltverbands PDC. Sein Stil: "Gerade. Nahezu schnörkellos, aber doch noch ausbaufähig", sagt Hopp im exklusiven Interview mit SWR Sport.

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Darts: Die permanente Suche nach der Perfektion

Was macht den Dartssport so faszinierend? Und gleichzeitig so schwierig in der Umsetzung? "Wir suchen nach permanenter Perfektion. Wissen aber eigentlich, dass wir sie niemals erreichen können. Darts ist eigentlich ein Spiel der Fehler. Du verpasst dein Ziel häufiger als du es triffst. Und wenn du dann diesen perfekten Moment erwischst und dein Ziel triffst, dann ist das das schönste Gefühl und danach strebst du immer und immer wieder".

Zentral: Ein stabiler Stand am Oche

Wer perfekt werfen will, muss richtig stehen. Die Grundregel für den Stand beim Darts heißt: Wer mit rechts wirft, stellt den rechten Fuß nach vorne. Wer mit links wirft, den linken. In welchem Winkel der Fuß zum Oche (Abwurflinie) steht, ist dabei jedem selbst überlassen. Das Motto heißt: Ausprobieren. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst und stabil stehst. Das vordere Bein ist das Standbein, auf dem das Körpergewicht liegt. Das hintere dient zum Ausbalancieren und sollte den Bodenkontakt während des Wurfs nicht verlieren. Denn jedes Hüpfen und Hampeln macht es schwerer, den Wurf sauber auszuführen.

Der Sportwissenschaftler Harald Jansenberger hat die Würfe von mehr als 400 Spielerinnen und Spielern analysiert. Er ist sozusagen ein "Dartwurf-Forscher". Gemessen hat Jansenberger die Bewegungen seiner Probanden mit Sensoren, die er an mehreren Körperteilen angebracht hat. Und mit Videoaufnahmen aus verschiedene Perspektiven. Dabei kam heraus: Eine erhöhte vertikale Beschleunigung des Körperschwerpunkts während der Wurfbewegung ist ein Störfaktor, hervorgerufen beispielsweise durch ein Wippen oder ein leichtes Hüpfen. Daher gilt: Ruhig stehen und schon gar nicht abheben! Bodenhaftung ist die Grundvoraussetzung für ein präzises Spiel.

Der richtige Fokus ist entscheidend

Vor dem Werfen kommt das Zielen. Die Augen sind beide geöffnet und fixieren das Feld, das man treffen will. Oder sogar einen bestimmten Punkt innerhalb des Feldes, um im besten Fall gleich drei Pfeile auf engstem Raum unterbringen zu können. Bei manchem Anfänger springen die Augen hin und her, Könner haben ihren Blick meistens im Griff. Das Phänomen, das hier zum Tragen kommt, nennt sich "Quiet Eye" (ruhiges Auge).

"Im Darts geht es darum, eine bestimme Fixationsdauer anzustreben. Es gibt sogar Spieler, die die Fixation über eine ganze Aufnahme von drei Pfeilen beibehalten. Meine Ergebnisse haben gezeigt: Die Fixationsdauer ist leistungsbestimmend. Aber wie lange, da gilt es noch zu forschen", sagt Jansenberger. Die Darts-Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. Harald Jansenberger leistet Pionierarbeit.

Welche Armhaltung ist richtig beim Darts?

Der einhändige Präzisionswurf ist eine komplexe Angelegenheit. Das Gehirn rechnet und ordnet. Dann folgt der Befehl an die Muskeln. Ausholen. Loslassen. Durchschwingen. Es geht um Millimeter und um Millisekunden.

Max Hopp in der Wurfbewegung beim Darts
Max Hopp beschreibt seinen Wurfstil als "gerade" und "schnörkellos"

Die Grundtechnik ist dabei wie folgt: Der gebeugte Arm wird in einer geraden Linie in Richtung Scheibe ausgerichtet. Dann folgt die Wurfbewegung mit dem Unterarm. Ellbogengelenk und Handgelenk führen eine Art Schnappbewegung aus, wie ein kleines Katapult. Schulter und Oberarm bewegen sich im Idealfall bis zum Loslassen des Pfeils kaum. Zu guter Letzt wird der Unterarm entweder ganz oder fast durchgestreckt und das Handgelenk klappt nach unten.

Schon kleine seitliche Beschleunigungen des Arms nach rechts oder links führen meist dazu, dass der Pfeil am gewünschten Ziel vorbeischießt. Üblicherweise haben Rechtshänder eine seitliche Abweichung nach links, während Linkshänder nach rechts ausweichen.

Die Wurfstärke sollte so konstant wie möglich sein

Ebenso spielt die Wurfstärke eine bedeutende Rolle. Sie sollte von Dart zu Dart so konstant wie möglich sein. Ein weiterer entscheidender Faktor beim Darts-Wurf ist ein stabiler Oberarm. Die Bewegung sollte während der Wurfbewegung möglichst gering und unbedingt nur nach oben erfolgen. Ein Absinken des Oberarms gilt es zu vermeiden. Das wissenschaftliche Ergebnis: Die Abweichung liegt idealerweise unter 12°. "Stabilität" und "Konstanz" sind die Schlüssel auf dem Weg zum perfekten Wurf.

Welche Darts liegen am besten in der Hand?

Der Pfeil ist das Arbeitswerkzeug. Und das Werkzeug muss zu seinem Benutzer passen. Ein Dart setzt sich zusammen aus Spitze, Barrel, Shaft und Flight. Und all das gibt es in unzähligen Varianten. Dicker Barrel, dünner Barrel, geriffelt, genoppt, tropfen- oder torpedoförmig. Der Shaft kann lang oder kurz sein, aus Plastik oder aus Metall. Manche Darts sind leichter, manche schwerer.

Die Mehrzahl der Dartspieler hält den Pfeil ähnlich wie einen Stift beim Schreiben, wobei die meisten Spieler den Pfeil zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger fixieren. Manch einer nimmt auch noch den Ringfinger dazu. Mehr Finger am Pfeil bedeuten mehr Kontrolle. Dass man aber auch mit zwei Fingern sensationell spielen kann, bewies jahrzehntelang die Darts-Legende Phil Taylor. Grundsätzlich gilt: Halte den Pfeil, so wie du dich wohlfühlst!

Darts ist ein Mentalsport

Eine saubere Technik ist die Grundvoraussetzung, um ein guter Darter oder eine gute Darterin zu werden. Aber: Darts ist auch ein Mentalsport. Es geht um Fokus, um maximale Konzentration im Moment des Werfens, um das Ausblenden von Störgeräuschen, um Frust-Management und Durchhaltevermögen.

"Was man im Darts realisieren muss: Auch wenn eine Saison super läuft und man einen Sahnetag hat, kann es am nächsten Tag schon wieder komplett vorbei sein", sagt Max Hopp. "Wir werfen auf Millimeter-Felder. Wir wissen, wie es geht. Wir haben es auch schon oft getan, aber wir müssen es immer wieder abrufen und das über einen sehr, sehr langen Zeitraum." Und Hopp ergänzt: "Du weißt auch, wenn du zehn Jahre gut spielst, bist du trotzdem nicht durch bis ans Ende deiner Tage. Das ist ein Druck, der bei vielen unterschwellig dabei ist."

Es gibt ihn, den perfekten Wurf im Darts

Wir fassen zusammen: Der Weg zum perfekten Wurf ist anspruchsvoll. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Ein stabiler Stand. Ein ruhiges Auge. Eine saubere Wurfbewegung. Das richtige Material. Ein kühler Kopf. Eine Menge Übung. Und vor allem: Ein gutes Gefühl.

Dartsspieler Michael Smith mit der WM-Trophäe
Michael Smith wurde im Januar 2023 Weltmeister der PDC und spielte im Finale gegen Michael van Gerwen einen 9-Darter.

Und irgendwann ist er da, der perfekte Wurf. Dein perfekter Wurf. Die Besten der Besten zeigen ihn immer wieder, manchmal sogar neun Mal in Folge. Der 9-Darter ist der magischste aller Darts-Momente. Neun Würfe, um 501 Punkte auf null zu bringen. Neun Würfe, um ein sogenanntes "Leg" zu gewinnen. Wie das aussieht? Michael Smith zeigte es gegen Michael van Gerwen im WM-Finale 2023. Ein Leg für die Geschichtsbücher. Es gibt sie also: Die Perfektion im Darts.

Hinweis: Den Film "Sport erklärt: Der perfekte Wurf im Darts" sehen Sie oben in diesem Artikel oder auf unserem YouTube-Kanal "SWR Sport".

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