In 31 Tagen ist Simon Fischer aus St. Goarshausen 31 Marathons gelaufen. Insgesamt bewältigte er über 1.300 Kilometer und 16.000 Höhenmeter. Ihm ging es dabei aber nicht um eine sportliche Höchstleistung. Er will mit seinem Lauf vielmehr darauf aufmerksam machen, dass es wegen des Klimawandels weltweit immer mehr Trockenphasen und Dürren gibt: Was das für die betroffenen Menschen bedeutet - und was man selbst tun kann, um Trinkwasser zu sparen.
Eine außergewöhnliche Energieleistung. Für die Fischer sich Tag für Tag wappnen musste: "Also grob 5.000 Kalorien musste ich ungefähr täglich essen. Und tatsächlich ist das die größte Herausforderung, ehrlich gesagt, weil man an einem gewissen Punkt am Tag gar keine Lust mehr hat zu essen." Die Tage seien sehr lang gewesen: Inklusive Pausen lief er sechs bis sieben Stunden, sprich: sehr viel Essen und sehr viel Schlaf.
Fischer läuft für seine Mission
Ab und zu kamen noch Veranstaltungen dazu, beispielsweise eine Podium-Diskussion an der Freiburger Uni oder bei der Caritas in Bonn. Denn Fischers Mega-Marathon ist kein sportlicher Selbstzweck. Seit September 2021 arbeitet Fischer für den Weltfriedensdienst unter anderem in Nanyuki, Kenia. Eine Region, in der bereits jetzt sehr viele Konflikte um eine lebenswichtige Ressource entstehen, die im Zuge des Klimawandels noch sehr viel rarer werden wird: Wasser.
"Ich habe gesehen, wie Menschen reagieren, wenn die wertvollste Ressource nicht mehr zur Verfügung steht", erzählt er. "Ich habe mich dann tiefer mit dem Thema beschäftigt und gesehen, dass uns hier in Deutschland auch das Wasser ausgeht. Wir haben in den letzten 20 Jahren das Wasser verloren, dass der Bodensee fassen kann - und ich habe das Gefühl, das haben viele nicht mitbekommen. Deshalb möchte ich dazu motivieren, Wasser zu sparen und die Leute drauf aufmerksam zu machen, dass wir da ein Problem haben." So kam ihm die Idee zu seinem "Blue Run".
Für Simon Fischer ist Laufen Teamsport
Er selbst habe sein Leben bereits umgestellt. Seine Ernährung: überwiegend vegan. Seine tägliche Dusche: kalt. "Jeden Morgen kalt duschen, ist nie leicht. Aber man steht nur ein, zwei Minuten unter der Dusche und spart so Wasser und Energie", sagte er im Gespräch mit SWR4. Dabei werde auch das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, das habe ihm immer einen guten Start in den Tag ermöglicht. Das Laufen helfe ihm dabei, abzuschalten und die Gedanken zu sortieren: "Nichts geht einem durch den Kopf, nichts bis alles. Laufen, Familie, was bewirke ich mit der Aktion wirklich? Was kann ich verändern? Was kann ich tun? Wie viel Impact habe ich?" Das Feedback sei "super positiv".
Fischer musste sich jedoch nicht ständig alleine quälen: "Mit Begleitung ist es viel, viel besser. Für mich ist Laufsport ein Teamsport. Nicht so, wie viele andere allein laufen. Also ich glaube, wir können zusammen viel weiter laufen und mehr erreichen und mehr Spaß haben." Immer wieder schlossen sich Läuferinnen und Läufer an, legten einige Kilometer gemeinsam zurück.
Leere, Euphorie und der totale Zusammenbruch - Die Ankunft Berlin
Die vielen Kilometer spürte er erst gegen Ende der jeweiligen Etappen: "Oft - so acht neun Kilometer vorm Schluss - gucke ich auf die Uhr und denke, 'uiuiui, jetzt ist es aber ganz schön weit'. Wenn es dann aber nur noch fünf Kilometer sind, läuft es auch wieder." So gehe das schon die ganze Zeit, Kilometer für Kilometer für Kilometer: "Da sind alle Gefühle dabei von total euphorisch 'ich gebe richtig Gas mit coolen Leuten' bis hin zu 'ich bin allein, jetzt schleppe ich mich so durch'. Also es geht geht in Wellen, in alle Richtungen." Ans Aufgeben habe er jedenfalls nie gedacht: "Da ist so das Gefühl von Zufriedenheit, Freiheit und dass ich gerade genau das Richtige mache."
Am 18. April ist es endlich so weit: Erschöpft ,aber euphorisch läuft Simon Fischer seinen letzten Marathon bis nach Berlin. Bei der Zielankunft am Brandenburger Tor empfangen ihn seine Freunde, Wegbegleiter und seine Familie. Verständlicherweise wurden da nach all den Erlebnissen und kräftezehrenden Läufen erstmal einige Tränen verdrückt.
Simon Fischer hat es geschafft und seinen "Blue Run" ins Ziel gebracht. Die Marathon-Serie ist erstmal beendet, doch sein Kampf gegen den Wassermangel hat gerade erst begonnen.