Als Fahnenträgerin zu Olympia?

Anna-Maria Wagner: "Vorbild - auch, wenn es schwer vorstellbar ist"

Stand
Das Interview führte
Anna Klär
Onlinefassung
Michael Richmann

Nach ihrer Bronzemedaille von Tokio 2021 könnte bei Olympia 2024 in Paris das nächste Highlight auf die Judoka Anna-Maria Wagner warten: Die Ravensburgerin ist eine von drei möglichen Fahnenträgerinnen.

Anna-Maria Wagner könnte bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris die deutsche Fahne tragen. Die Judoka vom KJC Ravensburg ist zusammen mit der Fußballerin Alexandra Popp und der Dressurreiterin Jessica von Bredlow-Werndl für den weiblichen Teil des deutschen Fahnen-Duos nominiert. Bei den Männern hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Basketballer Dennis Schröder, den Sportschützen Christian Reitz und den Tennisspieler Alexander Zverev zur Wahl gestellt.

"Für mich wäre es eine sehr, sehr große Ehre, die Fahne zu tragen und 'Team D' anzuführen", sagte die Anna-Maria Wagner im Interview mit SWR Sport: "Ich finde es schon eine große Ehre, ein Teil von Team D zu sein. Und dann auch noch die Fahne zu tragen wäre auf jeden Fall ein wunderschönes Highlight von diesen Spielen."

Anna-Maria Wagner ist erfolgreich und vorbildlich

Wagner gehört zu den Hochkarätern im deutschen Olympia-Team: Mit zwei Bronzemedaillen in Tokio 2021 (im Einzel und mit der Mannschaft) zwei WM-Titeln (2021 in Budapest und 2024 in Abu Dhabi) und zwei EM-Medaillen (Bronze 2018 in Tel Aviv und Silber 2024 in Zagreb) gehört sie auch in Paris 2024 zu den deutschen Medaillen-Hoffnungen.

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Doch als Fahnenträgerin kommt man nicht nur aufgrund herausragender sportlicher Leistungen infrage. Laut DOSB müssen Athletinnen und Athleten "auch mit ihrer Persönlichkeit und Haltung einen fairen und manipulationsfreien Leistungssport verkörpern und Menschen begeistern und inspirieren" - kurzum: Vorbild sein.

Auch über die Schattenseiten sprechen

Wagner lacht, als sie das hört: "Mir fällt es ehrlich gesagt immer noch schwer, mich als Vorbild zu sehen. Aber mir ist natürlich bewusst, dass ich eines bin. Es freut mich auch, dass ich ein positives, gutes Vorbild bin. Deswegen war es mir auch wichtig, dass ich über meine Post-Olympia-Depression spreche. Dass ich quasi den Nachwuchs etwas sensibilisiere und dass man auch über die Kehrseite so einer Medaille spricht." Dann lacht sie wieder: "Ja, ich bin mittlerweile ein Vorbild, auch, wenn es für mich immer mal wieder schwer vorstellbar ist."

Abstimmung bis Sonntagabend offen

Die Athletinnen und Athleten des deutschen Teams können ihre Stimmen abgeben. Doch auch Sport-Fans aus ganz Deutschland können bis Sonntag, 21.07.2024, 23.59 Uhr abstimmen, wer die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris tragen darf.

Der Wahlkampf der sechs Nominierten ist in vollem Gange und immer mehr Prominente werben für ihre Favoriten. Der Deutsche Fußball-Bund wirbt für Nationalstürmerin Alexandra Popp, Tennis-Legende Boris Becker und Ex-Nationalspieler Toni Kroos werben für Zverev. Die Basketball-Weltmeister drücken ihrem Superstar Dennis Schröder die Daumen.

Anna-Maria Wagner will in Paris die Goldmedaille holen

Schröders Wahl zum Fahnenträger wäre ein Novum in Deutschland: "Wenn ein Dunkelhäutiger die Fahne tragen würde, der von ganz unten kam und all diese Herausforderungen mit Migrationshintergrund und Hauptfarbe hatte, könnte ich dadurch ein weltoffenes, modernes und buntes Deutschland repräsentieren", sagte Schröder der Braunschweiger Zeitung.

Die Reiterin von Bredow-Werndl kann sicherlich auf die Unterstützung der großen Pferde-Community zählen. Wagner nimmt die Situation entspannt zur Kenntnis: "Ich selber mache mir gar keinen Druck." Das Ergebnis der Abstimmung verkündet der DOSB am kommenden Donnerstag (25. Juli) bei der Team D-Pressekonferenz in Paris. Wagners Erwartungen an den Olympischen Judo-Wettkampf sind hingegen riesig: "Ziel ist ganz klar die Mission Gold. Und dann werden wir im Team auch nochmal schauen, dass es Edelmetall wird."

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