Gonzalo Peillat bei der Hockey-WM 2023

Hockey | Männer

Gonzalo Peillat: Ein Hockey-Weltstar in der Kurpfalz

Stand
Autor/in
Marius Rinkel

Als Olympiasieger kam Gonzalo Peillat 2016 nach Mannheim. Mittlerweile spielt der gebürtige Argentinier für Deutschland und hat in der Kurpfalz seine neue Heimat gefunden.

Er ist ein Weltstar des Hockeys. Mit seinen Toren versaute er den deutschen Hockey-Männern 2016 den Traum vom Olmpia-Gold. Dreimal traf Gonzalo Peillat damals im Halbfinale gegen Deutschland für Argentinien (Endergebnis 5:2) und wurde kurz darauf Olympiasieger. Sieben Jahre später ist Peillat Weltmeister - mit Deutschland. Denn was zum Beispiel im Fußball unmöglich ist, wird beim Hockey durch eine Sonderregel ermöglicht: Der Wechsel der Nationalmannschaft.

Ins Rollen kam das Thema, als Peillat nach Olympia 2016 seine Zelte in der argentinischen Nationalmannschaft abbrach. Dort fehlten ihm der Spaß und der Teamgedanke. "Es gab viele Diskussionen, immer mit den anderen Mitspielern. Wir hatten viele verschiedene Mentalitäten im Team und ich habe gesagt: Wir sind keine richtige Mannschaft."

Für den Teamplayer Peillat keine Grundlage für eine weitere Nationalmannschaftskarriere mit seinem Heimatland. Und weil sich die Möglichkeit ergab, mit seiner Verlobten Florencia Habif gemeinsam zum Mannheimer Hockeyclub zu wechseln, stand sein Entschluss schnell fest: "Ich habe in Argentinien aufgehört und meine Karriere in Deutschland begonnen."

Wechsel nach Mannheim "richtige Entscheidung"

Seit 2016 leben und spielen Peillat und Habif in Mannheim. Kennengelernt haben sie sich in Buenos Aires - natürlich beim Hockey, sie wurden ein Paar. Gemeinsam kamen sie zwar nach Europa, spielten dort aber in verschiedenen Städten. Beim Mannheimer HC ergab sich die Chance, das zu ändern. "Wir haben gesagt, wir kommen nur, wenn wir zusammen kommen können. Und sie haben gesagt: 'Okay, das passt perfekt für uns.' Wir haben auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen."

"Er bringt diese argentinische Mentalität mit"

Mit seinen gefürchteten Strafecken, die als die besten der Welt gelten, führte der Verteidiger den MHC zur ersten deutschen Feldhockey-Meisterschaft 2017 und fand sich nicht nur sportlich in Mannheim zurecht. "Er bringt diese argentinische Mentalität mit", sagt sein Nachbar und Teamkollege Raphael Hartkopf. "Nach Heimspielen ist er Initiator, der dafür sorgt, dass alle da bleiben und wir gemeinsam etwas unternehmen. Er ist sich auch nicht zu schade dafür, vier Stunden am Grill zu stehen und das argentinische Rumpsteak da 34 mal zu wenden."

Seit 2022 Deutscher Nationalspieler

Nach einigen Jahren in Deutschland kam plötzlich das Thema Nationalmannschaft auf. "Ich durfte erstmal mit niemandem darüber sprechen, es war ein Geheimnis", erinnert sich der 31-Jährige. Die Bedingung für den Wechsel des Nationalteams, drei Jahre ohne Länderspiel für Argentinien, erfüllte er. Trotzdem gab es Bedenken. "Ich wusste nicht, wie das wird, wenn ich da sozusagen als Ausländer dazukomme", erinnert sich Peillat. Trotzdem nahm er 2022 die deutsche Staatsbürgerschaft an, der Weg zur Nationalmannschaft war endgültig geebnet.

Seine Bedenken, das wurde beim ersten Lehrgang direkt klar, waren total unbegründet. "Alle haben mich gut aufgenommen und gesagt: 'Gonzo, du bist einer von uns.'" Mit seinen Strafecken und seiner Erfahrung war er maßgeblich am WM-Erfolg im Januar beteiligt. Einen Treffer steuerte er im Finale bei, bevor er mit Deutschland den Pokal in den Himmel recken durfte. Bevor ihn die Emotionen übermannten. "Ich habe direkt meine Familie angerufen - und ich bin keine Person, die oft weint. Aber ich habe angerufen, ich habe komplett geweint und ich konnte nicht mehr reden."

Spitzname: Günter

Für seine Verlobte Habif und ihn ist mittlerweile klar: Sie wollen auch nach ihrer Karriere in Deutschland bleiben. Für Hartkopf nur logisch. "Er ist deutscher als mancher von uns. Er ist einer der pünktlichsten, auch einer der organisiertesten. Er trägt auch den Spitznamen Günter", lacht der Nationalmannschaftskollege.

Peillat ist froh, in Mannheim seine neue Heimat gefunden zu haben. Auch wenn das zu Beginn gar nicht so aussah. "Also wir hier ankamen, waren wir schon kurz geschockt", gibt der 31-Jährige zu. "Das erste, was ich über Mannheim gehört habe: Du weinst in dem Moment, in dem du kommst und du weinst in dem Moment, in dem du gehst."

Olympia 2024 ist das große Ziel

Wie gut das Verlobungspaar in der Kurpfalz angekommen ist, zeigt, dass 18 Teamkolleginnen und Teamkollegen im November mit Peillat und Habif nach Argentinien reisen. Sie wollen dabei sein, wenn die beiden sich das Ja-Wort geben. Einmal um den halben Globus für die Liebe - und zumindest für Peillat schleunigst wieder zurück. Für Olympia. Zwei Tage nach der Hochzeit geht's zur Nationalmannschaft.

Das große Ziel: Die Olympischen Spiele 2024 in Paris und das zweite Olympia-Gold, dieses Mal mit Deutschland? "Das wäre schon krass. Ich hoffe, dass es klappt, aber es wäre krass", blickt Peillat voraus. Für seine Karriere wäre es definitiv die Krönung.

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Marius Rinkel

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