SWR Sport: Wie geht man ins Halbfinale nach der deutlichen Niederlage gegen Kroatien? Wie ist die zu werten, denn Dänemark hat ja auch verloren im letzten Gruppenspiel.
Patrick Groetzki: Darüber kann man natürlich viel hin und her diskutieren. Ich glaube ganz klar, dass wir mehr Rückenwind im Halbfinale hätten, wenn man ein gutes Spiel macht, einen Sieg einfährt und die Halle nochmal mitnimmt. Aber wenn Deutschland am Freitag gewinnt, redet keiner mehr von dem Spiel gegen Kroatien. Es ist müßig, darüber zu diskutieren. Sicher hat so eine Niederlage nichts Positives. Ob sie einen sehr negativen Effekt auf das Spiel am Freitag hat? Ich denke nicht.
SWR Sport: Nun kommt Dänemark, die Übermannschaft der letzten Jahre - mit einem Trainer, den Du richtig gut kennst aus den Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen. Ein Erfolgstrainer, ein ehrgeiziger Trainer. Er warnt vor Juri Knorr. Er warnt vor der Halle. Er sagt, Deutschland ist nicht zu unterschätzen. Ist es so ein bisschen Understatement von Nicolai Jacobsen?
Groetzki: Das ist auch schon der Respekt, den die vor uns haben - vor der Heimmannschaft haben. Nico hat auch schon ein paar Mal die Atmosphäre in Köln erlebt und weiß, was da möglich ist. Aber die Dänen sind alle so erfahren. Die werden keine deutsche Mannschaft unterschätzen. Und dann gehört ein gewisser Respekt vor so einem Spiel dazu.
Die strahlen aber auch in jeder Minute des Spiels - und nach den Spielen - so viel Selbstvertrauen aus, dass sie ganz genau wissen, wie gut sie sind und dass sie jeden Gegner der Welt schlagen können. Sie wissen auch, dass die deutsche Mannschaft einfach einen Mega-Tag erwischen muss, um sie überhaupt besiegen zu können.
SWR Sport: Was muss alles funktionieren, damit Deutschland gegen Dänemark eine Chance hat?
Groetzki: Es muss schon sehr viel passen. Wir haben im Rahmen dieser Golden League zwei Testspiele gegen Dänemark gehabt und haben beide Male sehr deutlich verloren. Wenn man da auf dem Spielfeld stand, hat sich das noch ein bisschen deutlicher angefühlt, als es die Ergebnisse zeigen. Wir hatten damals wirklich gar keinen Zugriff - übers ganze Spiel. Und da war Weltklasse-Keeper Niklas Landin gar nicht dabei. Trotzdem haben sie deutliche Grenzen aufgezeigt.
Dänemark ist in allen Teilen eine Weltklasse-Mannschaft. Die spielen vor allem im Angriff brutal variablen und schnellen Handball und können auf alle Situationen, vor die sie im Spiel gestellt werden, blitzschnell reagieren. Sie haben sehr gute Eins-gegen-eins-Spieler und haben mit Mikkel Hansen, obwohl er mittlerweile im höheren Alter ist, immer noch einen Spieler, der aus der Distanz Tore werfen kann.
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Ich finde, sie stellen im Vergleich zu anderen Nationen keine Bomben-Abwehr. Aber sie haben dahinter wahrscheinlich zwei der fünf weltbesten Torhüter und mit Emil Nielsen den besten der aktuellen Champions-League-Saison. Ich glaube, die Fakten sagen schon ganz, ganz viel über deren Stärke aus.
Dem in der Abwehr etwas entgegenzusetzen wird ein richtig hartes Stück Arbeit. Das schafft kein Spieler alleine, da muss man sich gegenseitig helfen und hoffentlich viele Fouls auch ziehen, um den Fluss zu unterbinden, damit sich Dänemark vielleicht auch ein bisschen von der Atmosphäre dann beeindrucken lässt. Dann braucht es aber auch eine gute Chancen-Verwertung - deutlich besser als gegen Kroatien. Wir haben schon gesagt: Es muss ganz, ganz viel passen.
SWR Sport: Es ist auch das Duell der Torhüter Andreas Wolff gegen Niklas Landin. Es wird zum Duell der beiden weltbesten Torhüter hochstilisiert. Ist es tatsächlich so im Moment, dass es die beiden besten sind?
Groetzki: Ja, finde ich schon. Andi hat die letzten zwei Jahre noch mal zugelegt - auch von seiner Persönlichkeit, finde ich. Er ist ein bisschen ruhiger geworden und macht sich nicht über jeden Ball so brutal viele Gedanken. Er hat vergangenes Jahr bei der Weltmeisterschaft schon unfassbar gute Leistungen gezeigt. Das hat er jetzt dieses Jahr fortgesetzt. Er ist ganz sicher in diesem Kreis zu sehen. Ich finde schon, dass er mit Landin und Gonzalo Perez de Vargas zu den drei besten Torhütern der Welt gehört. Perez de Vargas ist sehr früh ausgeschieden mit Spanien. Deshalb sind nur noch zwei übrig, und das sind sicher die besten. Das kann ich ganz klar unterschreiben. Aber das Spiel entscheiden zum Glück nicht nur die Torhüter, auch, wenn die mittlerweile wirklich viel entscheiden. Aber ich glaube, es entscheiden auch ganz, ganz viele andere Sachen.
SWR Sport: Die fieseste Frage zum Schluss: Wie geht es aus?
Groetzki: Ich hoffe natürlich auf den Sieg für die Deutschen. Ich hoffe auf ein gutes Spiel und eine sehr gute Leistung unserer Mannschaft. Ich bin eigentlich frohen Mutes, dass sie das ganz lange offen halten können und am Ende irgendwann den K.o.-Schlag setzen können.