Handball | Europameisterschaft

Patrick Groetzki: Mit Euphorie im Land ist vieles möglich

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Autor/in
David Luding

Kaum jemand kennt das DHB-Team so gut wie Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen. Vor dem Start der Heim-EM spricht der verletzte Nationalspieler über die Chancen der deutschen Mannschaft und eine mögliche Handball-Euphorie.

SWR Sport: Patrick Groetzki, an diesem Mittwoch beginnt die Handball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Sie standen eigentlich im Kader der deutschen Mannschaft, verpassen die EM jetzt aber verletzungsbedingt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den Turnierstart?

Patrick Groetzki: Für mich war es in den letzten Tagen keine einfache Situation. Ich musste akzeptieren, dass ich durch eine Verletzung den großen Traum von einem Heimturnier leider verpassen werde. Da ich mich dazu entschieden habe bis zum Eröffnungsspiel bei der Mannschaft zu bleiben, bin ich aber auch schon ein wenig nervös – obwohl ich weiß, dass ich selbst nicht auf dem Spielfeld stehen werde. Außerdem freue ich mich riesig auf das Eröffnungsspiel. Im Fußball-Stadion vor 50.000 Fans ein Handball-Spiel auszutragen, wird mit Sicherheit ein Riesenerlebnis.

Sie haben die Vorbereitung mitgemacht und sind noch beim Team. Ist die deutsche Mannschaft denn bereit für das Turnier? Was ist Ihr Eindruck?

Das glaube ich schon. Alle sind froh, dass es endlich losgeht. In den letzten beiden Testspielen vor der EM – auch wenn es knapp war - konnte man sehen, dass die Mannschaft sich stabilisiert hat und einen guten Handball spielt.

Los geht es an diesem Mittwochabend. Sie haben es schon angesprochen. Das Eröffnungsspiel wird im Düsseldorfer Fußballstadion vor 50.000 Fans ausgetragen – es wird ein Fan-Weltrekord im Handball sein. Inwiefern kann dieses Turnier die Popularität der Sportart Handball in Deutschland nochmal steigern?

Die EM kann sicherlich viel bewegen. Ich glaube aber, dass dies sehr stark vom Erfolg der deutschen Mannschaft abhängen wird. Wenn das Team erfolgreichen Handball spielt und die Leute mitreißen kann, dann kann das Turnier viel bewegen. Die Mannschaft muss aber erstmal in Vorleistung treten und eine richtig gute Leistung zeigen, damit auch eine Euphorie entstehen kann.

Der Gegner im Eröffnungsspiel ist die Schweiz. Dort spielt mit Andy Schmid ein langjähriger ehemaliger Teamkollege von Ihnen. Was erwartet die deutsche Mannschaft da heute Abend?

Nach außen hin ist Andy Schmid natürlich der große Star der Mannschaft. Aber die Schweiz ist mittlerweile viel mehr als Andy Schmid. Mit Lenny Rubin spielt dort ein Top-Bundesligaspieler. Mit Manuel und Samuel Zehnder sind Spieler im Team, die in der Bundesliga-Torschützenliste weit oben stehen und eine starke Saison spielen. Also die haben wirklich ein gutes Team. Trotzdem glaube ich, dass die deutsche Mannschaft noch ein etwas höheres Niveau besitzt und vor allem in der Breite besser aufgestellt ist. Ich erwarte ein schwieriges Auftaktspiel, das bereits eine hohe Bedeutung hat. Ich denke, dass die Schweiz nach Frankreich und Deutschland die drittstärkste Mannschaft der Gruppe ist. Der Ausgang der Partie wird Einfluss auf den restlichen Turnierverlauf haben.

Blicken wir über die Gruppenphase hinaus. Was glauben Sie, was das DHB-Team bei diesem Turnier erreichen kann?

Die Hauptrunde wird in jedem Fall ein richtiges Brett. In Europa ist die Leistungsdichte sehr eng. Vom Potenzial her gibt es acht bis neun Teams, die bei so einem Turnier das Halbfinale erreichen können. Es wird sehr wichtig sein, dass Deutschland in der Vorrunde möglichst viele Punkte holt, um in der Hauptrunde eine gute Ausgangsposition zu haben. In der Hauptrunde wird dann jedes Spiel ein Endspiel sein, um am Ende den großen Traum vom Halbfinale erreichen zu können.  

Halten Sie es für realistisch, dass das DHB-Team das Halbfinale erreicht?

Ja, das halte ich für realistisch. Aufgrund der Ergebnisse der letzten Jahre ist Deutschland zwar nicht der Favorit, aber wir haben auch letztes Jahr bei der WM gezeigt, wie nahe wir dran waren. Ich glaube, dass Deutschland nicht mehr so weit weg von den Topmannschaften ist. Hoffentlich getragen von einer Euphorie im Land und hoffentlich getragen von den Zuschauern in den Hallen, kann bei diesem Turnier viel möglich sein.

Gibt es innerhalb der Mannschaft ein Ziel, das für die EM ausgegeben wurde?

Über Ziele wurde nicht explizit gesprochen. Ich denke aber, dass ein Halbfinale als Erfolg zu werten wäre, ein Ausscheiden in der Hauptrunde wären hingegen so semi.

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Ein Spielort bei diesem Turnier ist Mannheim. Was macht den Standort Mannheim bei dieser EM besonders? Ist dort ein besonderes Publikum?

Ich glaube, das Besondere an einer EM in Deutschland ist, dass die Hallen voll sein werden – egal ob die Heimmannschaft spielt oder nicht. Das ist im Handball alles andere als selbstverständlich. Mannheim hat außerdem eine der modernsten Hallen in ganz Europa. Wir haben mit den Rhein-Neckar Löwen das Privileg dort zu spielen. Wenn die Halle voll ist, herrscht dort eine einmalige Stimmung. Darauf können sich alle Mannschaften, die in Mannheim spielen, freuen.

Wie verfolgen Sie die Spiele? Werden Sie möglicherweise auch mal in Mannheim in der Halle sein?

Heute werde ich zum Eröffnungsspiel in Düsseldorf im Stadion sein und wenn die deutsche Mannschaft hoffentlich in die Hauptrunde einzieht, werde ich sicher das ein oder andere Mal nach Köln reisen. Außerdem plane ich am Freitagabend mir das Spiel Spanien gegen Kroatien in Mannheim in der Halle anzuschauen. Das wird sicher ein sehr hochklassiges Spiel werden, das ich jedem Handball-Fan empfehlen kann.

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David Luding