Abstieg stand schon am Mittwoch fest

Letztes Erstliga-Heimspiel der Tigers Tübingen: Zwischen Trauer und Optimismus

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Leon Spachmann
Leon Spachmann ist Reporter beim SWR im Studio Tübingen für Social Media, Online und Hörfunk.

Die Tigers spielen nächste Saison wieder zweitklassig. Das stand schon am Mittwoch fest. Einen Tag später: das letzte Heimspiel. Fans, Spieler und Verantwortliche ziehen Bilanz.

Die Tigers Tübingen steigen nach einem Jahr in der ersten Basketball-Bundesliga wieder ab. Nach dem 85:70-Sieg von Crailsheim gegen Rostock stand das schon am Mittwoch fest. Das Spiel am Donnerstagabend (09.05.2024) in der Paul-Horn-Arena wäre nur noch Ergebnis-Korrektur gewesen. Am Ende schlagen sich die Tigers ordentlich, verlieren aber mit 78:93 gegen die Hamburg Towers.

Niederlage gegen Hamburg beim letzten Heimspiel - so lief das Spiel

Das Team aus Hamburg konnte am Anfang leicht davonziehen. Die Tigers leiteten aber die Verfolgungsjagd ein und gingen am Ende des ersten Viertels mit 25:23 in Führung. Im zweiten Viertel starteten beide Teams stark und auf Augenhöhe. Insgesamt konnten die Hamburger etwas besser punkten – 43:47 hieß es aus Sicht der Tübinger zur Pause.

Im dritten Viertel gelang den Tübingern nicht viel. Die Hamburger zogen ihnen davon und führten zwischenzeitlich mit 21 Punkten Vorsprung. Sie gingen mit einer komfortablen 75:69-Führung in das letzte Viertel. Dort kamen die Tigers zwar etwas näher ran, ließen aber wieder einige Würfe liegen. Am Ende siegten die Hamburg Towers mit 93:78.

Ein Tigers-Fan beim letzten Heimspiel gegen die Veolia Towers Hamburg.
Ein Tigers-Fan beim letzten Heimspiel gegen die Hamburg Towers

Fans der Tigers genießen letztes Heimspiel - trotz Trauer über Abstieg

Trotz Abstieg war die Stimmung in der gut gefüllten Paul-Horn-Arena beim letzten Heimspiel der Basketballer gut. "Die Tigers bieten eine schöne Show", sagt Fan Paul Veith. Über den Abstieg ist er traurig. Aber: "Wir kämpfen jetzt an der Oberkante und dann steigen wir wieder auf."

Mit dem Abstieg der Tigers haben hier viele gerechnet. Joachim Weinmann und Oeli Oelkrug zum Beispiel, laut eigener Aussage "Uralt-Basketballfans". Sie sind dankbar für das Jahr in der Basketball-Bundesliga. Dass die Tigers in der nächsten Saison direkt wieder den Aufstieg schaffen, glaubt Weinmann nicht: "Ich denke, die Mannschaft fällt auseinander. Und in Tübingen ist nicht das große Geld da. Das würde mich überraschen."

Wir kennen als Tübinger Fans das Leiden. Wir haben alle Auf- und Abstiege mitgemacht. Und es gab schon schlechtere Saisons.

Fan Elke Rühle bedauert den Abstieg sehr: "Das war unnötig". Die Tigers hatten zwar viele Verletzte, so Rühle, aber einige Spiele habe man auch unglücklich verloren. Bis Mittwochabend hoffte sie noch auf den Klassenerhalt. Sie habe sich auch überlegt, nicht zum letzten Heimspiel zu gehen, aber: "Als Fan kommt man dann eben doch."

Tigers-Spieler: Niederlage gegen Crailsheim war entscheidend für Abstieg

Erol Ersek hat beim Spiel gegen die Hamburger sieben Punkte gemacht. Über die Unterstützung der Fans hat er sich besonders gefreut. Trotz Abstieg wollte er noch einmal alles geben: "Das ist ja auch unser Job. Und wir hatten eigentlich noch eine Rechnung gegen Hamburg offen."

Für Ersek gibt es viele Gründe für den Abstieg der Tigers. Einer davon: das Spiel gegen Crailsheim im Dezember vergangenen Jahres. Die Tigers führten dort mit 26 Punkten und verspielten den Vorsprung in der zweiten Halbzeit.

Das Spiel gegen Crailsheim hat uns einfach mental wehgetan.

Die Nummer 11 der Tigers Tübingen: Der gebürtige Wiener Erol Ersek.
Die Nummer 11 der Tigers Tübingen: der gebürtige Wiener Erol Ersek.

Tigers-Vorstand Michael Bamberg: Haben Spiele unglücklich verloren

Ähnlich sieht es Tigers-Vorstand Michael Bamberg: Tübingen habe einige Spiele unglücklich verloren, eines sogar in der letzten Minute: "Mit ein bisschen Glück hätten wir uns schon in der ersten Liga halten können." Und: Tübingen sei allein schon durch die finanzielle Lage ein Außenseiter gewesen. "Wir sind der Verein mit dem niedrigsten Budget", so Bamberg. Dafür, findet er, hätten sich die Tigers diese Saison ganz gut geschlagen.

Verletzungspech der Tigers Tübingen: Wurde zu hart trainiert?

"Wir haben auch ein riesiges Verletzungspech gehabt", erzählt Bamberg. Das habe er in den vergangenen Jahren noch nie erlebt. Teilweise habe man fünf oder sechs Spieler wegen Verletzungen nicht im Training gehabt. Oft auch Leistungsträger, die hoch punkten. Das Problem: "Wenn die Spieler dann bei Spielen wieder auf dem Platz stehen, aber davor im Training gefehlt haben, sind die Spielzüge nicht trainiert", beklagt er. Möglicherweise habe man auch zu hart trainiert. Das müsse man prüfen.

Bamberg will die Mannschaft jetzt neu aufstellen - und den Verein finanziell stärken. Er hofft, dass die Fans und die Sponsoren auch in der zweiten Liga dabei bleiben. Trotz des bitteren Abstiegs.

Wir werden weiter angreifen und wir werden wieder zurückkommen.

Michael Bamberg, leitender ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Tübingen
Michael Bamberg, Vorstandsvorsitzender der Tigers.

Tigers-Manager Jascha Maus hört auf

Beim Spiel gegen Hamburg ist auch Tigers-Manager Jascha Maus verabschiedet worden. Nach fünf Jahren verlässt er den Verein. Der sportliche Erfolg der Tigers geht auch auf das Konto des jungen Geschäftsführers. Maus will sich jetzt erstmal um andere Themen kümmern, etwa seine Masterarbeit, schreibt der Verein in einer Mitteilung.

Tigers-Abstieg ist der Vierte in der Vereinsgeschichte

Laut Webseite des Vereins spielen die Tigers seit 1983 ununterbrochen in den höchsten zwei Ligen, der ersten und der zweiten Basketball-Bundesliga. 1992 waren sie zum ersten Mal erstklassig. Ein Jahr später folgte aber schon der Abstieg. Dann kam ein Auf und Ab: 2001/2002 stiegen die Tübinger Basketballer wieder auf, mussten aber wegen einer fehlenden Berechtigung für einen Spieler gleich wieder runter in die zweite Liga. 2004 kam dann der erneute Aufstieg.

Die Tigers hielten sich dann in der ersten Liga. Bis zur Saison 2018/19: Die sei "sportlich enttäuschend" gewesen, schreibt der Verein. Also wieder: Zweitklassigkeit. Zwei Jahre später, zur Saison 2022/23, hätten die Tigers dann erneut erstklassig spielen können. Nur: Dem Verein fehlte das Geld für die Lizenz zur ersten Liga. Eine Saison später konnten sich die Tübinger Basketballer den Aufstieg dann finanziell leisten - und kehrten zurück in die BBL.

Abstiegskonkurrenten Crailsheim und Heidelberg hoffen noch auf Klassenerhalt

Heidelberg und Crailsheim, die zusammen mit den Tigers im Tabellenkeller der BBL festhängen, dürfen weiter auf den Klassenerhalt hoffen. Dafür müssten die Crailsheimer aber am letzten Spieltag der Saison zu Hause gegen Alba Berlin gewinnen - und auf eine Niederlage der Konkurrenten aus Rostock und Heidelberg hoffen. Die Heidelberger sollten, um in der ersten Liga zu bleiben, ihr letztes Heimspiel gegen die Tigers am Sonntag gewinnen. Verlieren sie gegen die Tigers und gewinnt Crailsheim, dann steigen sie ebenfalls ab.

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