Alle Jahre wieder wird auch in unserer Sportredaktion vor dem 8. März – ein bisschen genervt, ein bisschen gelangweilt - diskutiert: Was machen wir zum Weltfrauentag? Geschichten von den gerne so bezeichneten "starken" Frauen (alle anderen sind schwach?) werden vorgeschlagen, beispielsweise die von 3000-Meter-Hindernisläuferin Gesa Krause, die gerade erst ihr Kind geboren hat und sich trotzdem auf den Weg zu den Olympischen Spielen macht. Oder die der dreifachen Mutter Elisabeth Brandau, die mit 38 Jahren Deutsche Meisterin im Radcross wurde und ebenfalls um das Ticket für Olympia kämpft. Keine Frage, diese Beiden sind besondere Frauen, Vorbilder, die beweisen, dass es geht – Frau sein, Mutter sein und im Sport erfolgreich sein.
Veraltete Denkmuster aufzeigen
Doch am Weltfrauentag sollten nicht nur Frauen sichtbar werden, die es schaffen und jeden Tag ein enormes Pensum bewältigen. Er sollte den Fokus auch auf das legen, was immer noch nicht gleichberechtigt ist, wo es auch im 21. Jahrhundert noch Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten oder auch einfach nur eingeschliffene, veraltete Denkmuster gibt. Oder haben wir auch schon mal den dreifachen Vater gefeiert, der es trotz Kinder zu Olympia schafft?
Frauenthemen sichtbar machen
Auch bei der Bearbeitung von Themen, die ausschließlich Frauen betreffen, gibt es noch einigen Nachholbedarf. Erst seit kurzem beschäftigt sich beispielsweise die Trainingswissenschaft damit, wie der weibliche Zyklus die Leistungsfähigkeit einer Athletin verändert – wohlgemerkt im Spitzensport. Im Breitensport ist das Thema praktisch nicht vorhanden. Oder Sport in den Wechseljahren – wo gibt es Beiträge zu diesem Thema, das jede Frau schon beschäftigt hat oder noch beschäftigen wird?
Bedeutung des Weltfrauentages
Es ist richtig, dass sich bei uns in Deutschland und der westlichen Welt sehr viel getan hat in Sachen Gleichberechtigung und Sichtbarkeit von Frauen, auch im Sport. So werden bei den Olympischen Spielen in Paris erstmals genauso viele Frauen wie Männer an den Start gehen. Frauen wie Jennifer Kettemann bei den Rhein-Neckar Löwen, Lisa Heßler bei den Eulen Ludwigshafen oder Jennifer Schäfer bei Waldhof Mannheim übernehmen die Geschäftsführungen in ihren Vereinen. Frauensport wird auch in den Medien immer sichtbarer. Aber solange das immer noch als etwas Besonderes angesehen wird, solange nicht in allen Köpfen die Gleichberechtigung angekommen ist, solange Frauen nicht genauso viel verdienen wie Männer und solange Frauen oder Mädchen im Sport belächelt werden - solange braucht es den Weltfrauentag, um genau darauf aufmerksam zu machen.