Hintergrund

Sport erklärt: Wie gefährlich sind Kopfbälle?

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Autor/in
Uli Fritz

Köpfen ist kein Spaß für das Gehirn. Der Ball kann mit bis zu 100 Stundenkilometern auf den Kopf treffen. Sport erklärt: Was beim Kopfball mit deinem Gehirn passiert.

In England, dem viel zitierten "Mutterland des Fußballs", ist das Kopfballspiel seit Anfang 2020 verboten. Zumindest für den Nachwuchs. Kinder zwischen sechs und elf Jahren dürfen im Training den Ball nicht mit dem Kopf spielen. Grundlage dieser Entscheidung ist eine Studie aus Schottland. Dabei wurden die Todesumstände von ehemaligen schottischen Fußballprofis im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verglichen.

Das Ergebnis: Das Risiko für Fußballprofis, an Demenz zu erkranken, ist dreieinhalbfach erhöht. Die Methodik dieser Studie aber kann hinterfragt werden, da bei der Untersuchung Umwelteinflüsse und ein möglicher Missbrauch von Alkohol oder anderer hirnschädigender Substanzen nicht berücksichtigt wurden.

Hier geht es zum Video "Was beim Kopfball mit deinem Gehirn passiert" auf dem YouTube-Kanal von SWR Sport.

Kopfbälle sind wohl schädlich für das Gehirn

Aktuell fehlen noch immer genügend aussagefähige Daten, um wissenschaftlich relevant von einer Gefahr durch Kopfballspielen zu sprechen. Aufgrund der Ergebnisse gleich mehrerer Pilotstudien aber ist eine klare Tendenz abzulesen: Das Spiel mit dem Kopf schadet dem Gehirn. In diesen Studien wurden aktive Fußballer mit Schwimmern und Tischtennisspielern verglichen. Also mit Athleten aus Sportarten, in denen Kopferschütterungen keine Rolle spielen. Bei den untersuchten Fußballern war eine Abnahme der Hirnsubstanz feststellbar, ihr Lerntempo war im Vergleich langsamer als das von Schwimmern oder Tischtennisspielern.  

In Deutschland: Fußball weiter mit Kopfbällen

Trotz dieser alarmierenden Indizien ist in Deutschland aktuell kein Verbot des Kopfballtrainings vorgesehen. Stattdessen empfiehlt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine richtige Dosierung sowie eine langsame Heranführung an das Kopfballspiel. Es sei eine Sache des Augenmaßes, sagt Professor Tim Meyer, Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft. Und: Die Dosis mache das Gift.

Zu Risiken und Nebenwirkungen durch Kopfbälle kann man also weder seinen Arzt noch Apotheker fragen - denn noch gibt es nicht ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse, um klare Empfehlungen oder gar Verbote abzuleiten. Es deutet aber vieles darauf hin, dass das Kopfballspiel auf Dauer dem Gehirn schadet. Deswegen gilt schon heute die Empfehlung: Wenn Kopfball, dann mit Köpfchen - nicht zu oft, nicht zu feste.

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