In Rheinland-Pfalz spielen die Kinder schon seit der Saison 2019/2020 in der gar nicht mehr so neuen Spielform Funino. In Baden-Württemberg hingegen läuft noch die Testphase, obwohl das neue Konzept des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) bundesweit bereits ab der laufenden Saison 2024/25 verpflichtend ist. Zur kommenden Saison, ab Juli 2025, soll Funino dann im Bereich des Württembergischen Fußballverbands (wfv) umgesetzt werden. Auch die zwei badischen Verbände werden wohl mitziehen. Der wfv hat sich bewusst etwas mehr Zeit mit der Umsetzung gelassen, um die Verantwortlichen in den Vereinen mitzunehmen. Dennoch tun sich noch einige Clubs schwer mit diesem neuen Konzept. SWR Sport hat sich bei zwei Stuttgarter Vereinen umgehört.
Was ist Funino?
Der neue Kinderfußball soll die Nachwuchsarbeit in Deutschland revolutionieren. Weg vom klassischen Sieben gegen Sieben, hin zu mehr Ballkontakten, mehr Erfolgserlebnissen und vor allem mehr Spaß.
Der Name Funino setzt sich aus den Wörtern "Fun" für Spaß und "Niño" für Kind zusammen. So neu ist diese Spielweise eigentlich gar nicht. Der FC Barcelona beispielsweise lässt seinen Nachwuchs schon seit über 20 Jahren mit dieser Spielform seine Talente kicken lernen.
Was ist neu?
Die Idee: Tore, Ball, Teamgröße und Spielfeld, alles wächst parallel zum Kind und fängt dementsprechend klein an. In der F-Jugend und bei den Bambinis bedeutet das konkret: Die Kids spielen Drei gegen Drei auf vier Tore. Ohne Schiedsrichter, ohne feste Zuordnung, also ohne Torwart, aber auch ohne Positionszuordnung als Abwehr-, Mittelfeldspieler oder Stürmer. Stattdessen spielen alle auf allen Positionen, und nach jedem Tor oder spätestens alle zwei Minuten wird ausgewechselt. Tore dürfen nur aus einer "Schusszone" erzielt werden, die es, vergleichbar mit dem Strafraum, vor jedem Tor gibt.
"Unser Ziel ist, viele Kinder im Fußball zu behalten dadurch, dass sie viel Spielen und viele Einsätze bekommen und dann möglichst gut ausgebildet in die höheren Altersgruppen gehen", erklärt Helmut Ebermann, Mitglied im wfv-Jugendausschuss.
Beim VfL Kaltental in Stuttgart-Süd ist Funino längst Teil des Trainingsalltags. "Ich finde es cool, dass es zwei Tore beim Gegner gibt. Wenn an einem Tor alle stehen, kann ich aufs andere schießen", findet der achtjährige Gregor.
Sein Trainer Tobias Wilhelm freut sich über das neue Konzept: "Die Kinder spielen mehr Eins gegen Eins, gehen in Zweikämpfe und lernen intuitiv, das Spiel zu verlagern, wie früher auf dem Bolzplatz".
Spaß statt Leistungsdruck?
Auch im Spielbetrieb hat sich einiges geändert. Es gibt keine Tabellen mehr, und der klassische Spieltag mit nur einem Match pro Team ist Vergangenheit. Stattdessen treffen sich mehrere Mannschaften zu kleinen Turnieren, alle spielen abwechselnd gegeneinander.
Nicole Bauriedl, Bambini-Trainerin des VfL Kaltental, sieht darin klare Vorteile: "Früher ist man mit einer Mannschaft zu einem Spiel gereist, ist entweder als Gewinner oder Verlierer vom Platz gegangen, und das war es dann. Jetzt haben alle Kinder bis zu zehn Spiele, sind zwei Stunden in Bewegung und haben einfach Spaß".
Kritikern fehlt der Wettbewerb
Kritiker der Reform argumentieren, der Spaßfaktor stehe zu sehr im Mittelpunkt. "Es ist eben trotzdem ein Wettbewerb", meint Enzo Di Giuseppe, Jugendleiter der Sportvereinigung Cannstatt. Ohne Sieger, ohne Tabellen, ohne Leistungsdruck bekomme man keine Siegertypen, befürchtet er. In Kaltental hat man da schon andere Erfahrungen gemacht. "Die Kinder kriegen mit, dass sie fünf Tore schießen und der andere keines. Das Gefühl ist also trotzdem da", sagt Trainer Tobias Wilhelm.
In Rheinland-Pfalz hat sich Funino längst bewährt
Während die Trainer, Eltern und Kinder in Baden-Württemberg noch in der Testphase sind und der Spielform in Teilen kritisch gegenüber stehen, ist man beispielsweise in Rheinland-Pfalz schon weiter. Seit der Saison 2019/2020 spielen die Kinder Funino. Anfängliche Kritiker sind hier größtenteils verstummt, Funino hat sich im Kinderfußball bewährt.