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VfB-Neuzugang Yannik Keitel und seine Gemeinsamkeit mit Jogi Löw

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Yannik Keitel ist einer von bislang acht Neuzugängen beim VfB Stuttgart. Der ehemalige Freiburger U21-Nationalspieler will sich im neuformierten Team von Sebastian Hoeneß durchsetzen.

Wissen Sie, was Yannik Keitel und Jogi Löw gemeinsam haben? Nein? Hier ist die Auflösung: Beide wechselten vom SC Freiburg zum VfB Stuttgart. Während der ehemaliger Bundestrainer vor 44 Jahren als junger Zweitliga-Torjäger des Sport-Clubs von der Dreisam an den Neckar kam, ist Keitel gerade erst vor ein paar Tagen aus dem Badischen im Schwabenland angekommen. Löw war der erste, Keitel ist der jüngste Transfer vom Sport-Club zum VfB.

Yannik Keitel: "Nicht mein Leben lang beim gleichen Verein"

"Ich habe mir das gut überlegt. Aber für mich war klar, dass ich mal raus möchte und nicht mein Leben lang beim gleichen Verein spielen will", sagte Yannik Keitel im Gespräch mit SWR Sport. "Dann kam das Angebot vom VfB. Da bin ich dann nah an meiner Heimat, wo ich herkomme. Es ist ein Riesenverein und ich bin wirklich stolz, hier sein zu dürfen." Bereits Anfang des Jahres war durchgesickert, dass Eigengewächs Keitel Freiburg mit Auslaufen seines Vertrags Freiburg nach der Saison verlassen und ablösefrei nach Stuttgart wechseln wird. Am 21. Mai wurde die Personalie dann von den Vereinen bestätigt.

Mit elf Jahren aus Breisach in die Freiburger Fußballschule

Yannik Keitel, geboren wie Oliver Baumann in Breisach am Rhein, verbrachte mehr als sein halbes Leben beim SC Freiburg. Der Mittelfeldspieler wechselte schon als Elfjähriger vom SV Breisach in die berühmte Fußballschule des Sport-Clubs in die Breisgau-Metropole Freiburg. Jetzt, mit 24 Jahren der Transfer nach Stuttgart, macht insgesamt 13 Jahre Freiburg. Das prägt natürlich ganz entscheidend. Den Sport-Club wird er auch mit dem roten Brustring auf dem Trikot sicherlich immer mit im Herzen tragen.

Mit Christian Streich bislang nur ein Profitrainer

Geprägt hat ihn auch die akribische Arbeit mit Freiburgs (Ex-) Dauertrainer Christian Streich (58), seinem bislang einzigen Bundesliga-Coach in fünf Profijahren. Jetzt folgt mit Sebastian Hoeneß (42) beim VfB der zweite. Anderer Typ, andere Generation: "Von der Persönlichkeit sind sie sehr unterschiedlich, das kann man schon sagen", hat Yannik Keitel bereits nach wenigen Einheiten erkannt. "Ich bin extrem gespannt auf das Training von Hoeneß. An den Erfolgen hatte er letztes Jahr guten Einfluss. Ich will hier lernen und der Mannschaft helfen".

Immer wieder von Verletzungen ausgebremst

Rückblende. Nach seinem Sprung aus der Jugend zu den Profis machte Keitel in Freiburg unter Christian Streich 64 Bundesliga-Spiele (Debüt im Februar 2020). Er galt stets als Riesentalent und war sogar Kapitän der U21-Nationalmannschaft. Sein aktueller Marktwert beträgt immerhin fünf Millionen Euro (laut transfermarkt.de). Dauerhaft durchsetzen als Stammspieler konnte sich der kräftige Sechser, der zuletzt auch als Innenverteidiger zum Einsatz kam ("das hat Spaß gemacht"), beim Sport-Club aber nicht. Das hatte vor allem auch Verletzungsgründe. Inzwischen ist Yannik Keitel aber topfit: "Ich fühle mich sehr gut, bin auch gut in die Vorbereitung gestartet", sagte er. "Es zwickt nichts. Jetzt will ich weiter Gas geben. Dann schauen wir mal, wie die Saison läuft."

Vorfreude auf die Champions League mit Stuttgart

Die ersten Eindrücke von Stuttgart, vom VfB? "Durchweg positiv", schwärmte Yannik Keitel mit einem Lächeln im Gesicht von der Schwabenmetropole. "Es ist eine richtig schöne Stadt, hat viel zu bieten. Die Vorfreude ist riesengroß auf die neue Saison."

Eine Saison, in der er mit Vizemeister Stuttgart auch zum ersten Mal in seiner Karriere Champions-League-Abende genießen darf: "Unglaublich, da unten im Stadion mal die Hymne zu hören, das wird ganz groß. Ich hatte die Hinrunde des VfB schon fleißig verfolgt, habe gesehen, wie gut sie gespielt haben. Aber Vizemeister am Ende, das ist eine große Leistung." Von der der Neue aus Freiburg jetzt eben mit den Champions-League-Auftritten auch persönlich profitieren kann.

Löws kurze Zeit als Spieler beim VfB

Zurück zu Jogi Löw. Der damals 20-jährige Freiburger brachte es in der Saison 1980/81 vor allem wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs nur auf vier Bundesliga-Einsätze für den VfB, fiel monatelang aus und wechselte nach nur einem Jahr schon wieder weiter zu Eintracht Frankfurt. Yannik Keitel hofft auf mehr Glück, will sich längerfristig festbeißen in der Stuttgarter Mannschaft. Beim ersten Testspiel in Hollenbach (8:1) und auch in den Trainingseinheiten machte der Profi mit den blonden Locken einen sehr agilen Eindruck.

Jogi Löw 1980 im Trikot des VfB Stuttgart
Jogi Löw 1980 im Trikot des VfB Stuttgart

Zahlreiche Spieler wechselten vom Sport-Club zum VfB

Jogi Löw und Yannik Keitel, die sich "bislang noch nicht persönlich kennengelernt" haben (Keitel), sind bei weitem nicht die Einzigen, die den fußballerischen Weg von Baden nach Schwaben, von SC Freiburg zum VfB Stuttgart nahmen. Erinnert sei beispielsweise an Jens Todt, Martin Spanring, Andreas Buck, Pascal Stenzel, Florian Müller oder im vergangenen Sommer Wooyeong Yeong. Um nur die namhaftesten zu nennen.

Jeff Chabot in seinem ersten Testspiel für den VfB Stuttgart.
Jeff Chabot kommt vom 1. FC Köln. Dort überzeugte der 1,95 Meter große und wuchtige Abwehrspieler in der vergangenen Saison vor allem mit seiner Zweikampfstärke und als "Mentalitätsmonster". Sein Trainer schätzt auch Chabots Führungsqualitäten: "Jeff ist ein Spieler, der auf jeden Fall direkt Präsenz hat. Er hat auch gleich angefangen zu coachen", sagte Sebastian Hoeneß. Er könnte der neue Abwehrchef des VfB Stuttgart werden. Bild in Detailansicht öffnen
Fabian Rieder im Trikot der Schweizer Nationalmannschaft
Fabian Rieder ist für die kommende Saison vom französischen Erstligisten Stade Rennes ausgeliehen. Der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler bringt reichlich internationale Erfahrung mit: Mit Rennes und Bern spielte Rieder zwölfmal in der Europa League (zwei Tore, zwei Vorlagen). Hinzu kommen sechs Champions-League-Spiele (ein Tor, eine Vorlage) mit dem Schweizer Hauptstadt-Klub. Mit den Eidgenossen war er zudem bei WM 2022 in Katar und bei der EURO 2024 in Deutschland. Bild in Detailansicht öffnen
Schafft Innenverteidiger Ramon Hendriks beim VfB Stuttgart den Sprung in die Bundesliga?
Ramon Hendriks kommt von Feyenoord Rotterdam, war in den vergangenen beiden Spielzeiten jedoch an den FC Utrecht und Vitesse Arnheim ausgeliehen. In der abgelaufenen Saison absolvierte er 31 Spiele für Vitesse. In Utrecht wurde er von einem Kreuzbrandriss ausgebremst. Dennoch traut VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth den Innenverteidiger den Sprung in die Bundesliga zu, "gleichzeitig sehen wir bei ihm weiteres Entwicklungspotenzial". Bild in Detailansicht öffnen
Yannik Keitel, Neuzugang des VfB Stuttgart
Yannik Keitel kommt vom SC Freiburg. Er galt dort als Riesentalent und war sogar Kapitän der U21-Nationalmannschaft. Sein aktueller Marktwert beträgt fünf Millionen Euro (laut transfermarkt.de). Dennoch konnte sich der defensive Mittelfeldspieler beim Sport-Club nicht dauerhaft durchsetzen. Das hatte vor allem Verletzungsgründe. Inzwischen ist Yannik Keitel aber topfit: "Ich fühle mich sehr gut, bin auch gut in die Vorbereitung gestartet", sagte er. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Neuzugang Nick Woltemade beim Testspiel gegen Hollenbach
Nick Woltemade kam ablösefrei von Werder Bremen zum VfB Stuttgart. Trainer Sebastian Hoeneß beschreibt ihn als "hochspannenden Spieler" mit einer "unglaublichen Erscheinung". Als Guirassy-Ersatz dürfe man den 1,98 Meter großen Neuzugang aber nicht sehen. "Er ist nicht der klassische Stoßstürmer wie Serhou." Er lasse sich auch mal nach hinten fallen. "Am liebsten spiele ich auf der Zehn", sagt Woltemade. Bild in Detailansicht öffnen
Linksverteidiger Frans Krätzig soll beim VfB Stuttgart reifen.
Frans Krätzig kommt vorerst für ein Jahr vom FC Bayern München zum VfB Stuttgart. Dem Vernehmen nach sicherten sich die Schwaben auch eine Kaufoption. Der 21-Jährige gilt als Spieler mit starker Mentalität, ist dabei auch ausgesprochen flexibel: Linksverteidiger, offensiver Außenbahnspieler, zentraler Mittelfeldspieler. Frans Krätzig ist vielseitig verwendbar. Er gilt als spielintelligent und technisch stark. Ein solider Backup für Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt. Bild in Detailansicht öffnen
Offensiv-Talent Justin Diehl soll sich beim VfB Stuttgart entwickeln.
Justin Diehl kommt vom 1. FC Köln und gilt als eines der größten Offensiv-Talente seines Jahrgangs (2004). Mit nur 1,74 Metern Körpergröße ist der 19-Jährige keine furchteinflößende Erscheinung, dafür ist er umso hungriger auf Tore. Diehl hat auch schon erste Bundesliga-Erfahrung; Neunmal lief er für den 1. FC Köln in Deutschlands Elite-Liga auf. In der Rückrunde stoppten den linken Flügelspieler jedoch mehrere Verletzungen. Bild in Detailansicht öffnen
Torwart Stefan Drljaca kam von Dynamo Dresden und hütete im Testspiel gegen den FC Luzern das Tor des VfB Stuttgart.
Torwart Stefan Drljaca kam von Dynamo Dresden. Der 25-Jährige war lange Zeit Stammkeeper der Sachsen, zog sich im Januar jedoch einen Muskelbündelriss zu und war seitdem nicht mehr im Kader. Bei den Schwaben komplettiert er das Torhüter-Quartett um Stammkeeper Alexander Nübel, Stellvertreter Fabian Bredlow und dem talentierten Dennis Seimen, der mit der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Bild in Detailansicht öffnen
Neuzugang Ermedin Demirovic im Training des VfB Stuttgart.
Ermedin Demirovic ist der neue Rekord-Transfer des VfB Stuttgart. Der 26-jährige Stürmer kommt für kolportierte 21 Millionen Euro vom FC Augsburg. 33 Spiele, 15 Tore, zehn Vorlagen - die Leistungsdaten aus der abgelaufenen Bundesliga-Saison sind beeindruckend. Er soll den zu Borussia Dortmund abgewanderten Serhou Guirassy ersetzen und entweder im Wechsel oder an der Seite von Deniz Undav für die Schwaben auf Torejagd gehen. Bild in Detailansicht öffnen
Deniz Undav im VfB-Trikot.
Deniz Undav ist eigentlich kein Neuzugang, schließlich war der 27-Jährige vergangene Saison bereits mit 18 Treffern und zehn Vorlagen an der Vizemeisterschaft des VfB Stuttgart beteiligt. Allerdings war Undav von Brighton & Hove Albion lediglich ausgeliehen. Doch nach einen langen Transferpoker gelang es dem VfB Stuttgart den Nationalspieler für kolportierte 27 Millionen Euro bis Juni 2027 an sich zu binden. Bild in Detailansicht öffnen

Übrigens: Bei seiner Rückkehr zum VfB als Trainer lief es für den Ex-Freiburger Jogi Löw ab 1996 deutlich besser. Er wurde in der Bundesliga zweimal Vierter, 1997 DFB-Pokalsieger und schaffte es 1998 sogar bis ins Europapokalfinale. Gegen eine solche Erfolgsbilanz hätte auch der Ex-Freiburger und Neu-Stuttgarter Yannik Keitel ganz sicher nichts einzuwenden.

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Kersten Eichhorn