Auch beim 3:1 Sieg des VfB Stuttgart gegen den 1. FSV Mainz 05 am Sonntag gab es Proteste der Fans gegen den Einstieg von Investoren in der Bundesliga. "Wollt ihr uns verarschen? Offene Neuabstimmung jetzt!" - das war auf einem Banner der Stuttgart-Fans beim Spiel gegen Mainz zu lesen. Neben Schoko-Talern und anderen Süßigkeiten flogen vor allem Tennisbälle auf das Spielfeld. Schiedsrichter Deniz Aytekin unterbrach die Partie ab der neunten Spielminute, es wurden annähernd 15 Minuten nachgespielt. VfB-Präsident Claus Vogt beobachtete die Proteste im Stuttgarter Stadion live von der Tribüne aus. Im Interview mit SWR Sport bestärkte er im Vorfeld des Spiels seine Meinung, das Thema Investoreneinstieg noch einmal zur Diskussion zu stellen.
VfB-Präsident Vogt für weiterführende Gespräche
Am Mittwoch (7.2.2024) hatte der VfB-Boss zunächst auf seinen Social-Media-Kanälen die Wahl zum Einstieg von Investoren in der Bundesliga zur Diskussion gestellt. Vogt schlägt vor, dass es ein erneutes Gespräch in der Deutschen Fußball Liga zum Thema geben sollte, weil nicht sichergestellt werden kann, dass bei der Wahl ein ausreichend transparentes Ergebnis zustande gekommen ist.
Vogt befürchtet Spiel-Abbrüche bei Eskalation der Fan-Proteste
Es sei ihm wichtig gewesen, ein Zeichen zu setzen und Brücken zwischen den Fans und den Verantwortlichen der Vereine zu bauen, um etwas Ruhe in die Thematik zu bringen. Dabei habe er sich nach eigenen Angaben vor seinem Statement nicht mit anderen Vereinen abgesprochen. Vogt kann die Proteste der Fans auf jeden Fall nachvollziehen und befürchtet, dass, wenn nichts passiert, die Situation eskaliert und Spiele abgebrochen werden müssen.
Aus diesem Grund will der Club-Präsident zeitnah mit den VfB-Fans in den Dialog treten. Es gehe ihm darum, ein Format zu wählen, in dem die Mitglieder ihre Vorstellungen, ihre Befürchtungen und ihre Anliegen zum Ausdruck bringen können. Der "Dunkelrote Tisch" sei dazu das geeignete Dialogformat, Ende Februar soll die Investoren-Entscheidung der DFL das Hauptthema werden.
Auch Vorstandsvorsitzender Wehrle zweifelt
Der VfB hatte bei der Wahl zum Einstig der Investoren mit "Ja" gestimmt. Danach zweifelte Claus Vogt gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden des VfB Stuttgart, Alexander Wehrle, ob die Abstimmung ausreichend demokratisch und transparent abgelaufen sei. Beide seien sich einig gewesen, dass man darüber sprechen müsse, ob man die Wahl noch einmal diskutiert und damit zu einem besseren Verständnis bei den Mitgliedern des Vereins kommt. Unterdessen hat DFL-Präsidiumsmitglied Axel Hellmann den Forderungen der aktiven Fanszene nach einer Neuabstimmung in der Investorenfrage eine Abfuhr erteilt. Die DFL habe eine gültige Stimmrechtsvertretung von Martin Kind (Hannover 96) gehabt und könne deshalb gar nicht neu abstimmen, so Hellmann in der Sendung "Bild Sport" bei "Welt TV".
Vogt: "Für uns ist 50+1 als großer Traditionsverein unantastbar"
Laut dem VfB-Präsidenten sei auch für den VfB die 50+1 Regel unantastbar. Vogt habe absolutes Verständnis dafür, dass die Lizenznehmer und Kapitalgeber der Deutschen Fußball Liga mit eingebunden werden müssen. Er bezweifle allerdings, dass die aktuellen Lizenznehmer in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren noch in der DFL vertreten sein werden.
Aus diesem Grund müsse man neben den Gesellschaftern auch die Mitglieder des VfB bei der Entscheidung mit einbinden. Die könnten dann eine verbindliche Meinung zu dem Thema abgeben. So könnte man nachvollziehen, wie der "Mutterverein" abgestimmt habe und käme dadurch zu einem transparenten demokratischen Ergebnis.
Dann könnten auch die Ultras, die besonders gegen einen Einstig der Investoren in der Bundesliga sind, das Ergebnis demokratisch akzeptieren und die Proteste beenden. Ende Februar am "Dunkelroten Tisch" also will der VfB Stuttgart mit seinen Mitgliedern in den weiteren Dialog treten, der nach den klaren Missfallenskundgebungen vor allem aus der Cannstatter Kurve jetzt notwendig erscheint.