VfB Stuttgart: "Giga-Guirassy" und der "Zocker" Undav
Der VfB Stuttgart befindet sich auf einem vor der Saison nicht für möglich gehaltenen Höhenflug - was vor allem mit einem Spieler zusammenhängt: Serhou Guirassy! Der Angreifer pulverisierte an den ersten acht Bundesligaspielen fast sämtliche Rekorde, traf sensationelle 14 Mal, bevor ihn ein Muskelfaserriss vorübergehend stoppte. Doch bereits nach seiner Rückkehr als Einwechselspieler gegen den BVB übernahm der 27-Jährige Verantwortung, demonstrierte sein aktuell riesiges Selbstbewusstsein und verwandelte in der Schlussphase den Elfmeter zum 2:1-Siegtreffer für die Schwaben in eiskalter Manier. "Giga-Guirassy" eben!
Und das, obwohl Guirassy nach seiner Verletzung sichtlich noch nicht bei 100 Prozent war. Der Nationalstürmer Guineas helfe den Stuttgartern aber eben "auch in dem Zustand, in dem er noch keinen Spielrhythmus hat", sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach dem Dortmund-Spiel. Zum Beispiel mit seiner Nervenstärke - die beim VfB nicht alle haben. Zu sehen war das, als Guirassy fehlte. Gegen Hoffenheim (2:3) und in Heidenheim (0:2) betrieben die Stuttgarter Chancenwucher en masse und verschossen sogar - das BVB-Spiel miteinbezogen - in zwei Wochen drei Elfmeter.
Einen davon - gegen Hoffenheim - vergab Deniz Undav, der Guirassy-Vertreter, der aber auch neben dem Stürmer agieren kann. Undav, der sich in der Vorbereitung verletzt hatte, spielt bisher ebenfalls eine glänzende Saison und ist sofort ein Faktor für die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß geworden. In 390 Bundesliga-Minuten kommt er auf fünf Tore und zwei Vorlagen – im Schnitt ist Undav also alle 56 Minuten an einem Treffer beteiligt. Dazu kommt für den 27-Jährigen das goldene Tor beim 1:0 im DFB-Pokal gegen Union Berlin.
Undav ist im Gegensatz zum athletischen, bulligen Guirassy kleiner und wendiger. Die Brighton-Leihgabe ist mit seinen 1,79 Metern, seinen technischen Fähigkeiten und seinem Spielverständnis eher der Typ "Zocker". Auch deshalb heißt es beim VfB nicht Guirassy oder Undav, ein Stilmittel können auch beide Stürmer miteinander sein - wie etwa in Teilen der zweiten Hälfte gegen den BVB.
SC Freiburg: Ladehemmung bei Gregoritsch - Hoffen auf Adamu
Von den Quoten der Stuttgarter kann der SC Freiburg aktuell nur träumen. Bei den Breisgauern ist mit Vincenzo Grifo ein Mittelfeldspieler mit drei Treffern Top-Torschütze. Mit Lucas Höler, der zweimal einnetzte, folgt ein Angreifer auf Rang zwei, ansonsten hat beim Sport-Club noch kein Spieler in der Bundesliga öfter als ein Mal getroffen - auch Leihgabe Maximilian Philipp erzielte ein Stürmertor.
Und das ist ein entscheidender Unterschied zur Vorsaison. Auch damals war zwar Grifo mit 15 Toren bester Schütze, doch mit Michael Gregoritsch (10) gab es einen Stürmer, der verlässlich getroffen hatte. Insgesamt wies er nach seinem Freiburger Premierenjahr sogar 15 Tore und 7 Assists auf. In der aktuellen Spielzeit ist der 29-jährige Österreicher in der Bundesliga, im DFB-Pokal sowie in der Europa League noch ohne jede Torbeteiligung - bei insgesamt 13 Einsätzen.
Beim SC Freiburg hoffen sie, dass Junior Adamu so langsam endlich angekommen ist. Bei der 5:0-Galavorstellung unlängst in der Europa League gegen den FK TSC Backa Topola aus Serbien erzielte der im Sommer für knapp sechs Millionen Euro aus Salzburg verpflichtete Stürmer sein erstes Pflichtspieltor für die Breisgauer - und seinen ersten Assist.
"Es war sehr wichtig für den Junior. Alle haben sich für ihn gefreut, er ist ja so ein Sonnenschein und das hat ihn sicherlich auch belastet", sagte Trainer Streich über den 22-Jährigen, der nach seinem Wechsel wegen einer Reizung der Patellaspitze lange mit Problemen zu kämpfen hatte. "Ich hatte nur Gänsehaut, das war einfach richtig schön", sagte Adamu nach seinem Premierentreffer. "Ich bin endlich angekommen."
Mainz 05: Was ist mit Ajorque los - und wann greift Burkardt wieder an?
Auch beim 1. FSV Mainz gibt es einen Hoffnungsträger: Jonny Burkardt. Der knapp ein Jahr lang verletzte Angreifer absolvierte kürzlich seine ersten Trainingseinheiten auf dem Platz. Auf einen Comeback-Plan für den deutschen U21-Nationalstürmer will man sich bei den Rheinhessen nicht festlegen. Schließlich fehlte der 23-Jährige wegen eines Knochenmarködems im linken Knie ein Jahr und wurde zweimal operiert. Sein bislang letztes Spiel absolvierte Burkardt am 13. November 2022 im Derby gegen Eintracht Frankfurt. "Erst mal bin ich froh, dass er wieder auf dem Feld ist, dass er jetzt trainieren kann, gut trainieren kann", sagte Trainer Jan Siewert. "Wenn man gesehen hat, welche Freude der Junge versprüht hat, dann sind wir einfach positiver Dinge, dass es so weitergeht."
Einen fitten Burkardt bräuchten die 05er aktuell mehr denn je. Zusammen mit Bochum weisen sie den zweitschlechtesten Angriff der Bundesliga auf – und nun fällt auch noch Karim Onisiwo aus. Der 31-Jährige zog sich im Spiel beim SV Darmstadt 98 (0:0) eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk zu. Abhängig vom Heilungsverlauf werde der österreichische Nationalspieler im Dezember wieder zur Verfügung stehen, hieß es weiter.
In seinen bisherigen neun Einsätzen blieb Onisiwo in dieser Bundesliga-Saison allerdings torlos. Einen Treffer erzielt hat immerhin Ludovic Ajorque. Allerdings befindet sich der Franzose seit geraumer Zeit im absoluten Formtief - Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Und Youngster Nelson Weiper fehlt den Rheinhessen aktuell auch verletzt. Maue Perspektiven für Mainz 05 – und wohl der Hauptgrund für die sportliche Misere.
Heidenheim mit starker Zwischenbilanz - Dinkci schlägt ein
Beim 1. FC Heidenheim stimmen Aufwand und Ertrag. Drei Spieler teilen sich Rang eins in der Torschützenliste, mit Werder-Leihgabe Eren Dinkci und Tim Kleindienst sind zwei Stürmer darunter, auch wenn Dinkci auch immer wieder auf der Außenbahn eingesetzt wird. Der dritte Profi, der fünfmal eingenetzt hat, ist Jan-Niklas Beste.
"Turbo" Beier - und eine neue Rolle für Kramaric
Die TSG Hoffenheim profitiert indes vom Höhenflug des erst 19-jährigen Maxi Beier - Spitzname "Turbo". Sechs Mal traf der Shootingstar bereits in dieser Spielzeit, alle 121 Minute erzielte er ein Tor. Eine Bilanz, die ihn neben seiner aufregenden Spielweise bereits ins Blickfeld von Bundestrainer Julian Nagelsmann beförderte.
Mit Wout Weghorst ist ein weiterer Angreifer zwar nicht mehr so torgefährlich wie auf vorangegangenen Stationen, doch der Niederländer hat drei Treffer erzielt und agiert darüber hinaus enorm mannschaftsdienlich. Andrej Kramaric hat bislang vier Tore erzielt, aber der Kroate wird mittlerweile eher als Spielmacher denn als Angreifer eingesetzt. Die TSG ist jedenfalls gut aufgestellt, was die Offensive angeht.
Fazit: Der VfB glänzt - und für Mainz 05 ist es gefährlich
An den Südwestklubs sieht man, wie sehr der sportliche Gesamterfolg einer Mannschaft von treffsicheren Angreifern mit getragen wird - im Idealfall als Teil einer eingespielten Achse. 29 erzielte Treffer belegen es - der Höhenflug des VfB Stuttgart hängt eng mit der Offensivkraft der Schwaben zusammen. Guirassy und Undav haben zusammen 20 Tore erzielt - und lassen die VfB-Fans träumen.
Hoffenheim (23) und Heidenheim (17) haben vorne ebenfalls wenig Grund zur Sorge, Freiburg (14), das allerdings trotzdem gut da steht, und Mainz 05 (11) fehlt ein Knipser. Vor allem für die Rheinhessen wird die Lage im Tabellenkeller brandgefährlich bleiben, sollte nicht bald ein Stürmer verlässlich treffen.