Nach dem 2:0-Arbeitssieg gegen Union Berlin ließen sich die Profis des VfB Stuttgart vor der Cannstatter Kurve feiern. Mittendrin, aber nicht so richtig dabei: Silas. Der bei den Anhängern so beliebte Offensivspieler hatte zuvor zu dem hart erkämpften Dreier nichts beitragen dürfen. Und das, obwohl VfB-Trainer Sebastian Hoeneß fünf Mal gewechselt hatte.
Eine Woche zuvor, beim 3:2-Auswärtserfolg der Schwaben beim VfL Wolfsburg, war der Kongolese in der 86. Minute eingewechselt worden. Impulse hatte er nicht mehr beisteuern können. Stattdessen half Silas, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten.
Josha Vagnoman und Jamie Leweling stehen derzeit vor Silas
Silas spielt aktuell nur noch eine Nebenrolle. Derzeit ist er im Hintertreffen. Auch, weil er zu Jahresbeginn aufgrund des Africa Cups lange fehlte. Die Demokratische Republik Kongo hatte bei dem Kontinentalturnier das Halbfinale und das Spiel um Platz drei erreicht, ein riesiger Erfolg für Silas und Co. Allerdings verpasste der Flügelspieler dadurch die ersten fünf Stuttgarter Spiele des Jahres. Und muss sich nun hinter den Konkurrenten einreihen. Josha Vagnoman oder Jamie Leweling haben auf der rechten Außenbahn die Nase vorne.
Dabei gab es schon die ganze Saison über Job-Sharing auf dem rechten Flügel. Je nach Matchplan und taktischer Ausrichtung variierte VfB-Coach Hoeneß seine Aufstellung, alle drei Kandidaten weisen unterschiedliche Profile auf. Während Silas der technisch hochveranlagte Offensivzocker und dazu der Schnellste aus dem Trio ist, haben die anderen beiden in der Defensivarbeit, im Passspiel sowie gegen den Ball klare Vorteile. Es scheint fast so, als würden Vagnoman und Leweling besser zu Hoeneß‘ Vorstellung von Fußball passen als Silas.
Lange Durststrecke für Silas
Dabei hatte die Saison so gut begonnen für den 25-Jährigen. Zum Auftakt steuerte Silas beim 5:0 gegen Bochum zwei Treffer bei. Allerdings ließ er danach nur noch einen weiteren Treffer folgen, am achten Spieltag bei Union Berlin (3:0). Drei magere Assists sind auch keine herausragende Bilanz. 18 Mal wurde Silas in der Bundesliga eingesetzt, die ersten fünf Spiele machte er von Beginn an, danach folgten nur noch drei weitere Startelfeinsätze.
Wechselhafte Zeit beim VfB Stuttgart
Die Zeiten, in denen der 2019 vom Paris FC verpflichtete Offensivmann leichtfüßig durch die gegnerischen Abwehrreihen tanzte, liegen aktuell lange zurück. In der Saison 22020/2021 ging sein Stern in der Bundesliga auf, in 25 Spielen sammelte er 16 Scorerpunkte (elf Tore, fünf Vorlagen). Dann wurde sein Höhenflug von einem Kreuzbandriss abrupt unterbrochen.
Die Leichtigkeit ist weg
Weitere Verletzungen, etwa eine ausgekugelte Schulter, und die Diskussionen um seine falsche Identität, unter der er in seinen ersten Jahren beim VfB spielte, störten die Entwicklung des Kongolesen zudem. So stark wie in seiner ersten Bundesligasaison war er nie mehr. Zuletzt wirkte er auf dem Platz immer öfter mal verkrampft, leistete sich technische Ungenauigkeiten oder verzettelte sich in aussichtslosen Dribblings. Die Leichtigkeit ist weg.
Wie geht es nun weiter? Nur noch neun Spiele bleiben in dieser Spielzeit. Silas wird im Training hart arbeiten und sich anbieten müssen, um möglicherweise noch einmal ein Faktor für Stuttgart beim Kampf um die Champions League zu werden. Klappt das nicht, dann ist ein Abschied im Sommer nicht unwahrscheinlich. Im Winter soll bereits der FC Fulham Interesse gehabt haben.
Klar ist: Silas ist mit 25 Jahren im besten Fußballer-Alter. Als Edelreservist dürfte er sich zu schade sein. Und es wäre auch zu wenig - immerhin hat er sein immenses Potenzial bereits nachgewiesen. Und genau das ist die große Hoffnung: Dass er es doch nochmal abruft - beim VfB Stuttgart. Die Fans werden ihrem Liebling die Daumen drücken, damit er noch einmal die Kurve kriegt. Und nicht als Nebendarsteller die Schwaben verlässt.