Eine Stunde dauerte das Debüt von Ermedin Demirovic für den VfB Stuttgart im XXL-Freundschaftsspiel des VfB Stuttgart gegen den niederländischen Klub Fortuna Sittard über 120 Minuten. Die neue Nummer neun der Schwaben hatte sichtlich Spaß am Spiel mit den neuen Kollegen, auch wenn naturgemäß nach nur wenigen Tagen im neuen Klub noch nicht alles klappte. Ein Treffer zum Debüt war dem 26-Jährigen nicht vergönnt, in der 44. Minute scheiterte Demirovic knapp am niederländischen Schlussmann Niels Martens.
Fußball | Bundesliga VfB Stuttgart schlägt Fortuna Sittard - Demirovic mit Bandage nach Auswechslung
Nach der torlosen Partie gegen den FC Luzern waren die Schwaben im Test gegen Sittard wieder in Torlaune. Viele Neuzugänge taten sich positiv hervor.
Der Rekordeinkauf (Basisablösesumme 21 Millionen Euro) des VfB Stuttgart wird es verschmerzen können, schließlich war das Match gegen Sittard nur ein Vorbereitungsspiel. Dennoch gab die Partie erste Aufschlüsse über Demirovics Spielweise und darüber, was der neue Angreifer mitbringt.
Ist Ermedin Demirovic ein "Eins-zu-Eins"-Nachfolger für Serhou Guirassy?
Serhou Guirassy hat in der abgelaufenen Saison Geschichte für den VfB Stuttgart geschrieben. Seine 28 Tore in 28 Spielen sind neuer Vereinsrekord, einen "Eins-zu-Eins"-Ersatz zu erwarten, wäre also illusorisch. Der Guineer, mittlerweile in Diensten von Borussia Dortmund, war ein klassischer Mittelstürmer und Zielspieler, auch wenn er sich oft fallen ließ, um im Spielaufbau zu unterstützen. Demirovic, das war gegen Sittard bereits zu sehen, ist nicht der klassische Strafraumstürmer. Er agierte oftmals etwas zurückgezogen, wich auch mal auf die Flügel aus und war ins Kombinationsspiel eingebunden, um dann, sobald sich etwas Platz ergab, mit Tempo in den gegnerischen Strafraum zu stoßen.
Im Vergleich zu Guirassy agiert Demirovic variabler und ist eher der Typ "hängende Spitze". Das belegt auch seine Quote aus der letzten Saison in Augsburg, wo der 26-Jährige zwar 15 Treffer selbst erzielte, aber auch starke zehn Tore vorbereitete. Demirovic hat mehr noch als Guirassy ein Auge für seine Mitspieler, dafür war der Guineer vor dem Tor eine Klasse für sich.
Welche Rolle soll Demirovic künftig beim VfB Stuttgart einnehmen?
Das hängt auch davon ab, ob es dem VfB Stuttgart gelingt, den in der abgelaufenen Spielzeit ausgeliehenen Deniz Undav von Brighton & Hove Albion fest verpflichten zu können. Sollte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth, der seit Wochen mit den Engländern verhandelt, diese Personalie erfolgreich abschließen, dann ist klar: Demirovic ist fürs Sturmzentrum vorgesehen. Denn Undav ist noch mehr als der 26-Jährige ein Spieler, der sich bis ins Mittelfeld fallen lässt, die Bälle fordert und der mit Anlauf in die Spitze stößt.
Würde die Doppelspitze Demirovic/Undav funktionieren?
Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Doppelspitze mit Demirovic und Undav ist schon mal gegeben, denn die beiden Angreifer haben einen guten Draht und mögen sich. "Ich würde mich freuen, wenn Deniz Undav kommt. Ich würde es mir wünschen - und wenn ich etwas dazu beitragen kann, dann tue ich das", sagt Demirovic deshalb.
Beide sind ähnlich Spielertypen. Sie zeichnet ein hohes Spielverständnis aus, beide antizipieren gut und besitzen eine große Fußballintelligenz. Beide sind im positiven Sinne "Zocker". Klar, sie müssten sich aufeinander einstellen, etwa, dass sich nicht beide gleichzeitig fallen lassen und das Sturmzentrum dann verwaist ist. Solche Abstimmungen aufeinander sollten aber kein Problem sein. Den "klassischen Neuner" würde in dieser Konstellation dann Demirovic geben, Undav würde wohl leicht versetzt dahinter agieren und dem Mittelstürmer zuliefern. Situativ ist bei zwei so ähnlichen Spielertypen auch denkbar, dass die Rollen getauscht werden. Der VfB wäre damit für den Gegner schwerer ausrechenbar. "Eine Doppelspitze würde gut passen", ist sich Demirovic jedenfalls sicher.
Sollte der Transfer von Undav nach Stuttgart scheitern, dann ist auch denkbar, dass die VfB-Verantwortlichen um Wohlgemuth nach einem klassischen Neuner Ausschau halten. In diesem Fall könnte Demirovic auch die Rolle einnehmen, die Undav in der letzten Saison innehatte. Die einer hängenden Spitze also.
Wo hat Demirovic noch Luft nach oben?
Hier lässt das Testspiel gegen Sittard keine großen Rückschlüsse zu, doch ein Blick auf die abgelaufene Spielzeit zeigt: Trotz seiner 15 Tore für Augsburg ist die Effizienz vor dem gegnerischen Tor bei Demirovic noch ausbaufähig. So hat er einige große Chancen leichtfertig liegengelassen - was man bei Guirassy im letzten Jahr so gut wie nie gesehen hat. Demirovics Kopfballspiel ist ebenfalls noch ausbaufähig - allerdings arbeitet er im Training daran, sich zu verbessern.
Was sagt Demirovic selbst nach seinem Debüt?
"Ich habe mich in Stuttgart gut eingelebt und fühle mich richtig wohl. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen", sagte der 26-Jährige im Gespräch mit SWR Sport. "Man hat gegen Sittard gesehen, dass ich keine lange Eingewöhnungszeit brauche, auch wenn noch ein bisschen was fehlt." Für den VfB auf dem Platz zu stehen, sei "extrem schön" gewesen: "Ich habe Stuttgart und den Spielstil im letzten Jahr intensiv verfolgt. Jetzt bin ich ein Teil davon. Es macht einfach Spaß, in einer Mannschaft mit so viel Ballbesitz zu spielen. Ich bin extrem heiß."
Ein "Tore-Ziel" hat sich Demirovic für die neue Spielzeit nicht vorgenommen. "Das habe ich noch nie gemacht", sagte er. "Natürlich ist so ein bisschen Druck da, aber ich versuche einfach meine Leistung auf den Platz zu bringen. Wenn mir das in so einer Mannschaft gelingt, dann wird es auch genug Tore geben."