Die Spieler des VfB Stuttgart bedanken sich bei den mitgereisten Fans in Madrid

Fußball | Meinung

1:3 bei Real Madrid: Eine Niederlage als Mutmacher für den VfB Stuttgart

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Johann Schicklinski

Der VfB Stuttgart kassierte bei seiner Champions-League-Rückkehr zwar eine 1:3-Niederlage bei Real Madrid, muss sich aber nicht grämen. Der Auftritt macht Mut für die kommenden Aufgaben, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Teuer verkauft, trotzdem 1:3 verloren. Beim Champions-League-Comeback nach 14 Jahren und 184 Tagen. Bei Titelverteidiger Real Madrid. Man könnte meinen, dass beim VfB Stuttgart nach der Pleite bei den Königlichen Stolz und Zufriedenheit über die eigene Leistung überwiegen. Doch dem war nicht so. Die vorrangige Emotion war Ärger. Ärger darüber, nicht mindestens einen Punkt aus dem Estadio Bernabeu mitgenommen zu haben.

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Das Selbstverständnis beim VfB Stuttgart hat sich gedreht

Ich finde, alleine diese Tatsache sagt viel über den Wandel beim VfB Stuttgart aus. Vor 16 Monaten noch standen die Schwaben mit einem Bein in der 2. Liga und mussten in der Relegation gegen den HSV um den Klassenverbleib zittern. Jetzt ärgern sie sich, dass es nicht zum Coup bei Real Madrid gereicht hat. Das Selbstverständnis hat sich um 180 Grad gedreht.

Die Partie hat jedenfalls bewiesen, dass der VfB zurecht in der Königsklasse spielt - und dass er auf der größtmöglichen Bühne mithalten kann. Gegen Real hatte das Team in der ersten Halbzeit teilweise 70 Prozent Ballbesitz und mehr, dazu reihenweise Chancen - ich fand das erstaunlich. Von Angst oder Druck keine Spur. Deshalb finde ich, dass die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß zwar verloren hat, aber einiges für die kommenden Aufgaben mitnehmen kann.

1. Die Automatismen spielen sich wieder ein

Stuttgart hat im Sommer mit Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Hiroki Ito drei absolute Leistungsträger verloren - im Gegenzug kamen gleich einige Neue, die in die großen Fußstapfen erst noch hineinwachsen müssen. Das braucht Zeit - genauso wie die Nationalspieler und Olympiafahrer, die keine richtige Vorbereitung hatten und erst spät ins Training eingestiegen sind. Es ruckelte zu Saisonbeginn noch deutlich, doch bereits nach wenigen Wochen ist eine Entwicklung spürbar. Die Abläufe beginnen wieder zu funktionieren, egal, wer auf dem Feld steht. Das war bereits in der letzten Saison ein wesentliches Merkmal des Hoeneß-Teams und auch, wenn aktuell noch nicht alles Gold ist, was glänzt, geht die Entwicklung in die richtige Richtung.

2. Die Abwehr stabilisiert sich

Bei den Spielen im Supercup in Leverkusen und in der Bundesliga gegen Freiburg und Mainz präsentierte sich die VfB-Defensive alles andere als sattelfest - und teilweise sogar vogelwild. Für mich nicht verwunderlich nach den Abgängen der Schlüsselspieler Anton und Ito. Doch die Abwehr ist gerade dabei, sich zu stabilisieren. Das liegt zum einen daran, dass sie sich zunehmend einspielt. Zum anderen liegt es aber an der Rückkehr von wichtigen Spielern. Josha Vagnoman ist zurück, Anthony Rouault ist wieder bereit für Startelfeinsätze, Dan-Axel Zagadou feierte jüngst sein Comeback nach einer schweren Knie-Verletzung, Neuzugang Ameen al-Dakhil wird auch in wenigen Wochen zur Verfügung stehen. Die Personallage entspannt sich also - und somit nehmen die Möglichkeiten für Coach Hoeneß zu.

3. In der Offensive läuft es bereits

In Sachen Offensive muss sich der VfB keine großen Sorgen machen. Das ballsichere Kombinationsspiel aus der abgelaufenen Saison ist bereits in vielen Spielphasen wieder zu sehen und Top-Torjäger Serhou Guirassy scheint - Stand jetzt - gut ersetzt. Sein Nachfolger Ermedin Demirovic trifft, Nationalstümer Deniz Undav netzt ebenfalls. Zudem sind andere Spieler auch torgefährlich, wie 15 Treffer in sechs Pflichtspielen belegen. Lediglich in der Effizienz hat der VfB noch Luft nach oben, was die Partie in Madrid noch einmal nachdrücklich unter Beweis stellte.

4. Führich, Mittelstädt und Co. haben noch Luft nach oben

Einige Spieler wie Führich, Mittelstädt oder Alexander Nübel haben noch nicht die Form der abgelaufenen Spielzeit, teilweise auch, weil sie keine komplette Vorbereitung hatten. Sie alle haben noch Steigerungspotenzial und ich bin mir sicher, dass Hoeneß es aus ihnen herauskitzeln wird.

5. Einige Spieler haben den nächsten Schritt gemacht

Noch einmal einen Sprung im Vergleich zur Saison 2023/2024 haben Spieler wie Jamie Leweling oder Anrie Chase gemacht, auch Enzo Millot wird immer besser. Und bei allen geht noch mehr. Auch das sollte Mut für die Zukunft geben.

Für VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth war das Match im Madrid "der nächste Entwicklungsschritt". Ich sehe das genauso. Unter Trainer Hoeneß adaptieren und lernen die Stuttgarter bisher immer schnell. Das müssen sie auch, denn auch die nächsten Aufgaben haben es in sich.

Am Sonntag empfangen die Schwaben in der Bundesliga Borussia Dortmund (ab 17:30 Uhr im Liveticker und Audiostream auf sportschau.de), in der Woche darauf geht es zum VfL Wolfsburg, bevor in der Champions League der tschechische Meister Sparta Prag nach Stuttgart kommt. Schwere Partien, die der VfB nach dem Match in Madrid mit einigem Mut angehen kann.

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Johann Schicklinski

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