Wie sich doch die Bilder gleichen. Letzte Woche Samstag: Kurz vor dem Schlusspfiff feiert Terrence Boyd direkt vor der Otto-Siffling-Fankurve seinen 3:2-Siegtreffer gegen den VfL Osnabrück. Diese Woche Samstag: Wieder steht Terrence Boyd goldrichtig und feiert erneut einen entscheidenden Treffer, diesmal das 1:0-Siegtor gegen Rot-Weiss Essen, wenn auch deutlich früher, nach 69 Spielminuten. Beide Tore aus typischen Mittelstürmerpositionen, "Abstauber" wie sie einst Gerd Müller serienweise ablieferte. "Das war ein glückliches Tor", lachte Boyd nach Spielende im Interview mit SWR Sport, "ein richtiges Stolpertor. Da war schon ein bisschen Glück dabei". Der Angreifer hatte kurz vor der Torlinie erst im zweiten Versuch getroffen.
Boyd mit drei Toren aus den letzten vier Spielen
Egal wie. Auch dank der wiedergefundenen Treffsicherheit des wuchtigen Angreifers können der SV Waldhof und seine treuen Fans wieder ruhiger schlafen, zumal Boyd auch vor zwei Wochen beim 1:1 in Rostock - damals noch unter Marco Antwerpen - mit seinem ersten Saisontor den einzigen Mannheimer Treffer verbuchte. Damit steht der 33-Jährige bei drei Toren aus den letzten vier Spielen, sowas nennt man bei einem Stürmer gerne einen "Lauf". Sein Trainer sieht die Trefferquote nüchtern: "Das ist typisch für einen Stürmer wie Terrence", sagt Bernhard Trares, "er steht da wo man stehen muss".
Sieben Punkte aus drei Spielen unter Trares
Terrence Boyd ist mit seinen Treffern, vor allem aber auch mit seiner Körperlichkeit und seiner Mentalität in der Offensive ein Anker im Spiel des SV Waldhof. Gerade auch wenn die Partien in die entscheidenden Phasen gehen, kann sich Neu-Trainer Bernhard Trares auf seinen Zielspieler verlassen. Wie gerade eben in den hart umkämpften Heimspielen gegen Osnabrück und Essen. Überhaupt konnte Trares dem Waldhof-Team seit seiner Rückkehr bereits wieder eine gewisse Stabilität und Sicherheit übertragen.
3:2 gegen Osnabrück zum Einstand, 0:0 am Mittwoch in Aachen, 1:0 daheim gegen Essen - mit sieben Punkten aus der "Englischen Woche" hat der Einstand des Waldhof-Comebackers auf der Trainerbank jedenfalls ergebnistechnisch gepasst. "Das war ein guter Einstand", sagt Trares selbst, "auch wenn alles sehr intensiv und hart war und wir zum Schluss gegen Essen ein bisschen in die Knie gegangen sind".
Trares: "Es ging erstmal um Vertrauen"
Die Mannheimer haben sich damit im Tabellenkeller ordentlich Luft verschafft, sind vom letzten Tabellenplatz ins Mittelfeld vorgerückt. Auch wenn fußballerisch noch nicht alles rund läuft, kämpferisch haben die Blauschwarzen gegen Essen vollauf überzeugt. Im Trares-Team kämpft jeder für jeden um den letzten Meter. Das Gefühl, dass hier eine echte Mannschaft auf dem Platz steht, ist wieder da. "Ich bin stolz auf die Art und Weise wie wir spielen und vor allem wie alle zusammenhalten", sagte der Waldhof-Trainer, "die Spieler auf dem Platz und die auf der Bank". Auf die Frage von SWR Sport, wie es ihm gelungen ist, das Team so zusammenzuführen, sagte Trares: "Es ging erstmal um Vertrauen. Dass sie mir vertrauen und ich ihnen". Was offensichtlich prima gelungen ist.
"Mit individuellen Gesprächen", sagt der Ex-Lauterer Terrence Boyd über den neuen Trainer, "hat er den Geist wieder herausgeholt, der in einem schlummert". Nach dem Fehlstart habe man "nicht mehr richtig an sich geglaubt, das kommt jetzt wieder zum Vorschein".
Nächsten Samstag: Kurpfalz-Duell beim SV Sandhausen
Ein wichtiger Faktor für die aktuelle Erfolgsserie sind einmal mehr aber auch die lautstarken Waldhof-Fans. Gegen Essen waren wieder 10.000 Anhänger im Stadion. "Die stehen hinter uns, auch wenn wir verlieren. Die wollen einfach nur, dass wir uns den Arsch aufreißen", so Torjäger Boyd mit markigen Worten. Das jedenfalls ist dem Team im Schulterschluß mit den Anhängern und dem neuen Trainer Trares zuletzt bestens gelungen. Am nächsten Samstag (14 Uhr) geht`s zum Kurpfalz-Duell nach Sandhausen. Auch dort am Hardtwald werden Boyd, Trares und die Fans mit ihrer neuerwachten Mentalität bis zur letzten Minute gefordert sein.